
Vor der Wand mit dem Schriftzug "Den Lebenden zur Mahnung, den ermordeten Sinti und Roma zum Gedenken" sprach unter anderem Roman Franz. © Kevin Kindel
Sinti und Roma in Dortmund haben noch immer Angst, sich zu „outen“
Holocaust-Gedenken
Ein Gedenkstein und ein großer bunter Schriftzug erinnern in Dortmund an getötete Sinti und Roma. Am Gedenktag wurde deutlich, dass es immer noch viel Diskriminierung gibt.
Rund 80 Personen haben sich am Dienstagabend (2.8.) zum Gedenken an die im Nationalsozialismus getöteten Sinti und Roma getroffen. Immer wieder zogen die Rednerinnen und Redner an der Weißenburger Straße Parallelen zu Diskriminierung in der heutigen Zeit.
„Von einer Zeit, in der sich jede Person als Sinti oder Roma outen kann, sind wir weit entfernt“, sagte Roman Franz vom Verband der Sinti und Roma in NRW. Etwa am Arbeitsplatz, bei der Wohnungssuche, in Schulen, bei Behörden oder in den Medien würden sie Diskriminierung erfahren, sagte Bürgermeister Norbert Schilff.
Unwürdige Unterschiede zwischen Flüchtlingen
Besonders dramatisch sei die Lage aktuell für Roma, die vor dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine fliehen wollen und an der Einreise nach Polen gehindert werden. „Die Unterschiede, die dort gemacht werden, sind unwürdig“, so Schilff.
Aber auch in Deutschland seien Vorurteile und Ablehnung verbreitet. „Bei einer Umfrage sagten 60 Prozent der Mehrheitsgesellschaft, sie wollen Sinti und Roma nicht als Nachbarn haben“, so Franz. Dabei sei er überzeugt, dass die Hälfte dieser Befragten gar keine Menschen dieser Volksgruppen kennen.
Ula Richter vom Bündnis Dortmund gegen Rechts fasste zusammen: „Nein zu Nationalismus und Rassismus, Ja zu einer lebenswerten Welt für alle.“
Kevin Kindel, geboren 1991 in Dortmund, seit 2009 als Journalist tätig, hat in Bremen und in Schweden Journalistik und Kommunikation studiert.
