Neue Image-Kampagne spaltet
Sind die Frauenbilder von „Darum Dortmund“ sexistisch?
Die Motive der neuen Image-Kampagne „Darum Dortmund“ spalten die Gemüter. Alle drei zeigen Frauen, mal shoppend als Wirtschaftsförderer, mal schwanger als Start-up. Klischeehaft und überholt kritisieren die einen, positiv und witzig finden die anderen. Selbst ein Experte ist zwiegespalten.
Das ist eines von drei Motiven, mit denen die Kampagne für Dortmund werben will. © Agentur Goldene Generation
Eine Frau mit grünen Haaren, die eine von 280 Grünflächen in Dortmund darstellt. „Ist das schon Sexismus?“, fragt nicht nur der Dortmunder Journalist Tobias Kestin beim Kurznachrichten-Dienst Twitter.
Das Experten-Urteil fällt eindeutig aus: „Eine Diskriminierung liegt hier nicht vor.“ So die Einschätzung von Nils Pickert, der für die Nichtregierungsorganisation Pinkstinks arbeitet und Kampagnen gegen Sexismus organisiert. Eines sagt er jedoch auch: „Hier wird mit Mehrdeutigkeiten und Stereotypen gearbeitet.“ Shoppen gehen zum Beispiel „ausnahmslos blonde, normschöne Frauen“.
Schwangere Frauen, die „ihren Beitrag einzig und allein durch die Möglichkeit zur Reproduktion leisten“? © Agentur Goldene Generation
Frauen werden nicht ernst genommen
Ende November besuchte Nils Pickert die Fachhochschule Dortmund und hielt dort einen Vortrag über Sexismus in der Werbung. Eingeladen hatte ihn die Designstudentin Julia Strzyzewski. Sie sagt zu den Kampagnen-Motiven: „Dass Frauen dabei lediglich die Rolle der Endkonsumenten einnehmen oder ihren Beitrag einzig und allein durch die Möglichkeit zur Reproduktion leisten, suggeriert fehlende Fachkompetenz und spiegelt sie als nicht ernst zu nehmende Akteure innerhalb der Wirtschaft wider.“
Auch Jutta Reiter, Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes in Dortmund, kann der witzigen Standort-Werbung nichts abgewinnen: „Wer mit solchen Rollenbildern für Dortmund als Standort werben will, hätte auch tieffliegende Briketts nehmen können.“ Sie könne darüber nicht lachen. Als „unglücklich ausgewählt“ bezeichnet die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Marisa Feldmann, die bisher einzigen drei öffentlich sichtbaren Motive der Kampagne. „Frauen werden darin aus einem sehr eingeschränkten Blickwinkel gezeigt“, sagt sie. Grundsätzlich begrüße sie die Kampagne jedoch. „Ich bin mir sicher, dass die Kampagne in ihrer ganzen Breite noch zeigen wird, wie vielfältig Frauen in Dortmund unterwegs sind.“
Frauen würden in der Kampagne „aus einem sehr eingeschränkten Blickwinkel gezeigt“, sagt Marisa Feldmann. © Agentur Goldene Generation
Werber: Wer hier Sexismus reininterpretieren möchte, dem ist nicht mehr zu helfen
Gänzlich geschockt zeigte sich dagegen die Vorsitzende der Dortmunder Frauenverbände, Justine Grollmann. „Ich bin entsetzt“. Sie habe gedacht, dass man solche Klischees im 21. Jahrhundert längst überwunden habe. „Das geht gar nicht.“ Sie attestiert den Kampagnenmachern keine Sensibilität und bezweifelt sogar, dass überhaupt eine Frau im Prozess involviert war.
Harsche Kritik, die Konstantin Kleine von der verantwortlichen Agentur „Goldene Generation“ nicht nachvollziehen kann. „Wer hier Sexismus reininterpretieren möchte, dem ist nicht mehr zu helfen.“ Insgesamt habe man zehn Motive zur Auswahl kreiert. Kleine verweist darauf, dass Oberbürgermeister Ullrich Sierau im Januar noch ein viertes Motiv unter dem Schlagwort „Bilderbuchkarriere“ vorstellen werde. Bei diesem stehe dann ein Mann im Mittelpunkt. Dass auf den ersten Motiven nur Frauen zu abgebildet seien, sei Zufall.