Selbst das Rührei ist im „Vrüh“ vegan Dortmunds einziges reines Frühstücksrestaurant im Check

Restaurant-Check: Selbst das Rührei ist im „Vrüh“ vegan
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Es ist 16.30 Uhr und wir essen Frühstück. Ja richtig, FRÜH-stück am Nachmittag, und es ist nicht mal einer dieser Tage, bei denen die Nacht erst am Morgen begonnen und folglich alles so seine vier, fünf, acht Stunden Verzug hat. Nein, es ist Nachmittag und wir schon einige Stunden wach und wir haben auch, ja tatsächlich, am Morgen schon einmal gefrühstückt.

Nur sitzen wir jetzt in einem Restaurant, das es sich zum Konzept gemacht hat, den ganzen Tag über nur „Frühstück“ anzubieten. „Vrüh“ heißt das, und es liegt an der Saarlandstraße, wo auch sonst, und es bietet übrigens außerdem alles, also wirklich alles, nur vegan. Mit diesem Konzept haben sie letztes Jahr den Geschmackstalente-Wettbewerb der Wirtschaftsförderung Dortmund gewonnen. Schneiden sie in unserem Check genauso gut ab?

Die Speisekarte

Die Speisekarte ist in mehrerer Hinsicht überraschend. Zum einen, weil alles Mögliche darauf steht, was eigentlich gar nicht vegan ist (und jetzt wohl vor allem, so erklärt man auf Nachfrage, aus Soja gezaubert wird). Zum anderen, weil vieles auch eigentlich gar kein Frühstück ist. Da wären etwa Burritos, Chicken-Nuggets oder Chicken-Burger.

Sehr schick serviert: die hausgemachten Limonaden
Sehr schick serviert: die hausgemachten Limonaden © Westerkamp

Neben solchen Spezialitäten gibt’s aber auch Erwatungsgemäßeres, zum Beispiel Pancakes, schick belegte Brote oder English Breakfast. Außerdem allerhand Getränke, etwa hausgemachte Limonaden (sehr schick angerichtet, geschmacklich eher durchschnittlich) oder Kaffeespezialitäten, zum Beispiel einen Iced-Haselnuss-Macchiato (mit der Hafermilch überraschend lecker).

Vorspeise im Test

Weil es keine Vorspeisen im engeren Sinne gibt, beginnen wir mit zwei Beilagen: „NoChicken-Nuggets“ und „Waffel Pommes Rot-Weiß“. Letztere sind sehr irreführend benannt, denn mit Pommes haben sie nichts zu tun. Es sind knusprige Waffelsticks mit Sahne und Schokocreme (die auch nicht rot, sondern braun ist). Schmecken okay, wir hätten uns aber mehr erhofft.

Zwei Beilagen als Vorspeise: Waffel-"Pommes" (links) und "NoChicken"-Nuggets.
Zwei Beilagen als Vorspeise: Waffel-"Pommes" (links) und "NoChicken"-Nuggets. © Westerkamp

Die NoChicken-Nuggets hingegen sind richtig gut. Erinnern von Textur und Geschmack echt an Hähnchen, dazu kommen sie mit einem Mango-Kompott, der außergewöhnlicher als eine klassische süße-saure Soße, aber dennoch sehr passend ist.

Hauptspeise im Test

Zur Hauptspeise bestellen wir English Breakfast und einen „Vrühstücks-Burrito“. Der enthält veganes Rührei, Hack, Guacamole und verschiedenes mehr. Während meiner Begleitung das vegane Hack überhaupt nicht schmeckt, finde ich den Burrito richtig lecker. Schön saftig, aber trotzdem nicht durchweicht. Und durch die Mischung der vielen verschiedenen Komponenten fällt auch kaum auf, dass Hack und Rührei vegan sind.

Der vegane Burrito kommt mit sehr vielen Kartoffelstückchen.
Der vegane Burrito kommt mit sehr vielen Kartoffelstückchen. © Westerkamp

Serviert wird der Burrito mit so vielen Kartoffelwürfeln, dass auch sie Hauptgericht und der Burrito Beilage hätten sein können. Für uns könnten die Kartoffeln knuspriger, dafür ein bisschen weniger gewürzt sein könnten.

Auch auf dem English Breakfast sind die Kartoffelwürfel enthalten. Außerdem vier dicke Scheiben getoasteter Stuten, Pilze, gebackene Bohnen sowie Rührei und zwei kleine vegane Würstchen.

English Breakfast wie man es kennt – nur eben auch vegan.
English Breakfast wie man es kennt – nur eben auch vegan. © Westerkamp

Während das Rührei sich im Burrito gut eingemischt hat, ist es so allein für unseren Geschmack leider komplett übersalzen. Immerhin schmeckt man dann kaum noch Unterschiede zum Original. Bei den Würstchen sind die Unterschiede dann schon mehr merkbar. Trotzdem sind sie besser als die meisten veganen Würstchen, die man sonst findet.

Insgesamt sind die Gerichte also etwas durchmischt – wer sich durchprobiert, wird bestimmt etwas finden, was ihm richtig gut schmeckt. Wer nur eins auswählt, könnte Pech haben. Jedenfalls sind die Portionen so groß, dass wir sehr satt werden. Für ein Dessert ist absolut kein Platz mehr in unserem Bauch.

Preis

Für die Hauptspeisen zahlen wir je etwa 13 Euro, die Beilagen kosten knapp 6 Euro. Die Getränke kosten etwa 5 Euro. Bei der Größe der Portionen finden wir das fair, zumal vegane Ersatzprodukte selbst im Supermarkt ziemlich teuer sind.

Atmosphäre

Die Wände sind grau, an einzelnen Stellen fällt schon die Farbe ab. Schön ist, dass sehr große Fenster viel Licht hineinfallen lassen. Dafür hat man durch die Fenster immer Blick auf die Autos in der Saarlandstraße. Angenehm zur Atmosphäre tragen mehrere große Pflanzen im Restaurant bei.

So sieht es aus im "Vrüh".
So sieht es aus im "Vrüh". © Joscha F. Westerkamp

Service

Besonders viel Service gibt es nicht. Da wir die meiste Zeit die einzigen im Restaurant sind, steht der Servierer überwiegend hinter der Theke und räumt auf. Jedes Mal, wenn wir etwas bestellen möchten, müssen wir aufstehen und um die Pflanzen herumlaufen. Es sind dann alle aber immer sehr freundlich.

Barrierefreiheit

Vor der Eingangstür ist eine Stufe. Für Rollstuhlfahrer geeignete Toiletten gibt es auch nicht.

Kinderfreundlichkeit

Extra für Kinder ausgelegte Gerichte gibt es nicht – Pancakes oder die Chicken-Nuggets sollten aber für alle Altersgruppen gut geeignet sein.

Parkplätze

Eigene Parkplätze hat das Restaurant nicht. Man müsste öffentliche Parkplätze und -häuser in der Stadt nutzen – oder kommt einfach per Bus oder Bahn.

Netzstimmen

Auf Google hat das Restaurant 4,8 von 5 Sternen bei 80 Bewertungen. Vor allem Veganer freuen sich sehr über das Angebot. Vereinzelt kritisiert wird bei der Service.

  • Öffnungszeiten: täglich 9 bis 18 Uhr, Montag Ruhetag
  • Adresse: Saarlandstraße 71, 44139 Dortmund
  • Web: vrueh.de
  • Telefon: 0231 137 948 96
  • Reservierung: telefonisch

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