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Schwieringhauser Brücke jetzt unter Denkmalschutz – Hafen-Chef Uwe Büscher ist außer sich
Kanalbrücke in Schwieringhausen
Seit Jahren sollen die Kanalbrücke Schwieringhausen erneuert und die Altmengeder Straße saniert werden. Nun bekommt die endlose Geschichte ein neues Kapitel. Hafen-Chef Büscher ist außer sich.
Uwe Büscher ist außer sich. „Ich brauche einen uneingeschränkten Wasserweg in den Dortmunder Hafen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Dortmunder Hafen AG beim Ortstermin mit dieser Redaktion. Der Termin findet an der Schwieringhauser Brücke statt.
Hier führt die Altmengeder Straße über den Dortmund-Ems-Kanal. Seit Jahrzehnten soll die Brücke gegen eine neue, höhere ausgetauscht werden. Das ist nun quasi unmöglich: Denn die stählerne Fachwerkbrücke aus dem Jahr 1951 steht jetzt unter Denkmalschutz. Der Grund für Büschers Ärger.
Ein modernes Binnenschiff ersetzt 150 LKW
Mit einem Neubau soll die Brücke eine größere Durchfahrthöhe für Schiffe auf dem Kanal bekommen. Sie könnten dann mit einer dreilagigen Container-Belegung den Hafen ansteuern. Das würde nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch Sinn machen. „Ein modernes Binnenschiff ersetzt 150 LKW“, sagt Hafen-Sprecher Pascal Frai.
Davon ganz abgesehen, ist die Geschichte rechtlich pikant. Denn es gibt für die neue Brücke einen Planfeststellungsbeschluss aus dem Jahr 2006. „Der ist rechtsgültig“, stellt der Dortmunder Hafen-Chef klar. Die Aufnahme in die Denkmalliste sei in einem „heimlichen Verfahren“ geschehen – ohne Anhörung der 160 Hafenunternehmen. „Ein Skandal“, sagt Uwe Büscher.
Brücke bedeutend für die Geschichte des Kanals
Das Vorhaben der Denkmalbehörde finde in einer für den Hafen ohnehin schwierigen Phase von Schleusensperrungen statt. Nachdenklich stimme ihn: „Es scheint, als ob hier ein Versuch unternommen werden soll, ein Industriegebiet mit mehr als 5000 Beschäftigten und volkswirtschaftlichen Beiträgen zum Industriemuseum zu machen.“
Eine zeitgemäße Verkehrs-Infrastruktur und wirtschaftliche Notwendigkeiten auf der einen Seite, Denkmalschutz auf der anderen. In der Begründung für die Aufnahme in die Denkmalliste heißt es: Die Schwieringhauser Brücke sei bedeutend für die Geschichte des Dortmund-Ems-Kanals.
Gespräche zwischen Schifffahrtsamt und Denkmalbehörde
Sie dokumentiere sehr anschaulich den Wiederaufbau der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kanalbrücken. „Sie ist damit in diesem Sinne bedeutend für die Geschichte des Menschen.“ Weiter verweist die Begründung darauf, dass die Schwieringhauser Brücke eines der beiden letzten Bauwerke dieser Art in Westfalen sei.
Hafenchef Uwe Büscher setzt auf anstehende Gespräche zwischen dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt in Duisburg und der Denkmalbehörde der Stadt Dortmund. Eigentlich sollte im Juli die genaue Planung der neuen Brücke erfolgen. Der Baubeginn sei voraussichtlich 2021, heißt es aus dem Schifffahrtsamt.
Verkehrssicherheit der Brücke steht infrage
„Die Brücke entspricht in keiner Weise mehr den Anforderungen an den heutigen Verkehr“, erklärt Oliver Jaswetz auf Anfrage. Jaswetz leitet die Abteilung Brücken beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt. Schon im vergangenen Jahr mussten die Bürgersteigplatten entfernt werden. Sie drohten, in den Kanal zu stürzen. Ähnliches drohe womöglich bald auch der Fahrbahn. Seit 2017 fließt der Autoverkehr einspurig. Fußgänger werden über einen abgetrennten Teil der Fahrbahn geführt. Jaswetz geht zuversichtlich in die Gespräche mit den Denkmalschützern. „Wir haben ein öffentliches Verfahren durchgeführt und den Bundesadler, dass wir die Brücke bauen dürfen.“

Die Stadt Dortmund hat bislang dringend notwendige Sanierung der Altmengeder Straße vom Neubau der Brücke abhängig gemacht. © Uwe von Schirp
Seit Jahren fordert auch die Mengeder Politik den Neubau der Brücke und eine Sanierung der Altmengeder Straße. „Ich krieg einen Fön“, entfährt es Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch, als er die Denkmalschutz-Nachricht hört. „Es ist hanebüchen.“
Unterdessen schreibt Stadtsprecher Christian Schön kurz und knapp: „Nach Rückfragen im Haus kann ich leider nur sagen, dass dazu kein neuer Sachstand bekannt ist.“ Denkmalschutz, Straßensanierung, Gespräche mit dem Schifffahrtsamt? Keine Antworten.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
