Die Schwieringhauser Kanalbrücke soll seit 20 Jahren erneuert werden. Der Zeitpunkt weiterhin offen. Daran knüpft die Stadt die Sanierung der Atmengeder Straße.
Es ist eine der unendlichen Geschichten: Fast schien es Anfang Juli, als würde ein neues Kapitel über den Neubau der Kanalbrücke Schwieringhausen und die Sanierung der Altmengeder Straße aufgeschlagen.
Seit 20 Jahren steht die technische Planung für einen Neubau der Brücke, beschäftigt ihr Zustand die Politik, und nicht viel kürzer nervt der marode Zustand der Altmengeder Straße Fahrrad- und Autofahrer. Seit Dezember läuft der Verkehr über die 1951 gebaute Brücke nur einspurig. Baustellenampeln regeln den Verkehr.
Gehwegteile drohten, in den Kanal zu fallen
Nun also kürzlich Sperrung und Bauarbeiten – Umleitung über Königsheide und Brambauer inklusive. „Die Gehwege drohten zu zerbrechen und in den Kanal zu fallen“, erklärt Oliver Jaswetz, „mal ganz abgesehen von der Gefahr für die Fußgänger“. Jaswetz ist Leiter der Abteilung Brücken beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Duisburg Meiderich.
Die mehrtägige Gefahrenabwehr also einmal mehr Flickschusterei? „Die Brücke soll so schnell wie möglich erneuert werden, das Planfeststellungsverfahren haben wir durchgeführt“, sagt Jaswetz. „Das Problem ist aber wie überall im öffentlichen Dienst, dass wir kein Personal haben.“ Dabei gehe es nicht um den eigentlichen Brückenbau, sondern um die abschließende Projektplanung.
Neue Brücke frühestens in dreieinhalb Jahren
Jaswetz ist „Herr“ über mehr als 100 Brücken im Bereich des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes. „Andere Brücken sind noch sanierungsbedürftiger.“ Ein prominentes Beispiel ist die nicht weit entfernt liegende Hebewerk-Brücke in Henrichenburg.
Erst wenn das Projekt abgeschlossen sei, werde die technische Planung für die Schwieringhauser Brücke aus den 1990er Jahren an die aktuellen DIN-Normen gepasst. Inklusive Ausschreibung und Vergabe könne es bis zu zwei Jahre bis zum Baubeginn dauern, räumt Jaswetz ein. Nach weiteren eineinviertel bis eineinhalb Jahren könne die neue Brücke – nördlich der jetzigen – befahren werden.
Stadt und Schiffahrtsamt warten gegenseitig aufeinander
„Bislang hat das Tiefbauamt der Stadt Dortmund noch keine Information vom Wasser- und Schifffahrtsamt, ob die Sanierungsarbeiten an der Brücke tatsächlich dauerhaft abgeschlossen sind“, schreibt Stadtsprecher Frank Bußmann auf Anfrage dieser Zeitung. „Ursprünglich standen auch eine Neuplanung und ein Neubau der Brücke im Raum.“

Gerüste schützen Fußgänger und Radfahrer an den Brückenköpfen. © Uwe von Schirp
Oliver Jaswetz erklärt fast wortgleich: „Die Stadt ist bis jetzt noch nicht auf uns zugekommen, wir sind auch noch nicht auf die Stadt zugegangen.“ Das solle aber geschehen. Stadtsprecher Bußmann weist darauf hin, dass es von der Information über Neubau oder Sanierung abhänge, wie das Tiefbauamt mit den „zweifellos notwendigen Arbeiten“ an der Altmengeder Straße fortfahre.
Anwohnerin umkurvt im Slalom die Schlaglöcher
„Falls noch weitere Arbeiten am Brückenbauwerk folgen, machen umfassende und teure Sanierungsarbeiten an der Altmengeder Straße im Hinblick auf den Baustellenverkehr keinen finanzwirtschaftlichen Sinn.“ Sollten die Arbeiten erst in einigen Jahren fortgeführt werden, „erscheint auch eine zügige Sanierung der Altmengeder Straße in diesem Bereich sinnvoll“.
Das dürfte im Sinn vieler Rad- und Autofahrer wie dem einer älteren Schwieringhauserin sein. Nachdem das Schifffahrtsamt die Sperrung aufgehoben hat, bahnt sie sich mit dem Fahrrad den Anstieg zur Brücke hoch. Im Slalom umkurvt sie die Schlaglöcher, stoppt dann kurz am Straßenrand, um ein Auto vorbeizulassen.
„Viel zu gefährlich“, sagt sie. „Aber Gott sei Dank ist die Brücke wieder frei. Mehr will jetzt ich gar nicht wissen.“ Nach ihrem Namen gefragt, winkt sie ab, kehrt um und rollt im Slalom die Straße hinunter. „Ob das jemals noch etwas wird?“, ruft sie.
Radwegenetz ist seit 14 Jahren ein Ziel
Eine nachvollziehbare Frage. 14 Jahre ist das Integrierte Stadtbezirks Entwicklungskonzept Mengede (Insekt) alt. „Die Kanalbrücke Schwieringhausen wird in nächster Zeit im Vorgriff auf den Ausbau des Dortmund-Ems-Kanals neu gebaut“, heißt es da. Zum Radwegenetz heißt es an anderer Stelle: „Eine neue Route ist als Verbindung von Mengede nach Brechten vorgesehen.“
Bezirksbürgermeister Wilhelm Tölch hört regelmäßig Beschwerden über den Zustand der Brücke und der Altmengeder Straße. „Derzeit ist das wie ein Flaschenhals“, sagt er mit Blick auf die einspurige Verkehrsführung. „Wenn sich die Baustelle zeitlich so lange hinzieht, ist das kontraproduktiv zu unseren Zielen.“
Dazu gehöre die Vernetzung der Fahrradwege im Dortmunder Norden mit Anschluss an die Nachbargemeinden. „Deswegen wünschen wir uns, dass da in absehbarer Zeit etwas passiert.“
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
