Künstlergruppe Art Dortmund in der Dortmunder Innenstadt.

© Dieter Jaeschke (Archiv)

Schwere Vorwürfe im Raum: Dortmunder Künstler streiten ums Geld

rnKultur

In der Dortmunder Kulturszene gibt es Streit darüber, wie Geld verteilt wird. Eine Künstlerin bezeichnet eine wichtige Institution als „Selbstbedienungsladen“. Das ist der Grund für die Kritik.

Dortmund

, 20.11.2020, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

In Dortmund gibt es mitten in der Corona-Krise ein Beispiel dafür, wie sich über das Verhältnis von Kultur und Geld streiten lässt. Die Künstlergruppierung „Art Dortmund“ sieht sich gegenüber anderen Einrichtungen benachteiligt.

Martina Wernicke von „Art Dortmund“ sagt, dass mündliche Zusagen nicht eingehalten worden seien und eine Unterstützung der Gruppe mit Räumen an der Wißstraße aus, wie sie sagt, „fadenscheinigen Gründen“ abgelehnt worden sei.

Künstlerin beklagt „feindselige Haltung“ gegenüber ihrer Arbeit

„Wir wollen uns nicht wie ein klatschendes Äffchen verhalten und alles hinnehmen“, sagt Wernicke. Konkret gehe es darum, dass im November 2019 den „Art Dortmund“-Künstlern in einem Gespräch mit Kulturdezernent Jörg Stüdemann finanzielle Unterstützung in Aussicht gestellt worden sei.

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Mit der Hoffnung, dass die Räume an der Wißstraße den Status eines Kunst- und Kulturzentrums erhalten könnten, sei man im vergangenen Jahr in die Weihnachtsferien gegangen, sagt Wernicke.

Im Frühjahr 2020 - mittlerweile hatte die Corona-Pandemie die Lage komplett verändert - erfuhren die Künstler, dass sie die in Aussicht gestellte Förderung nicht erhalten würden. Stattdessen wurden wenige Wochen später alle Anträge an das Kulturbüro offiziell abgelehnt.

Martina Wernicke beklagt eine „feindselige“ Haltung gegenüber ihrer Künstlergemeinschaft. Sie kritisiert die Vergabepraxis beim Kulturbüro und die Besetzung des Kunstbeirats, der über die Vergabe von Fördergeld entscheidet.

Vorwurf: Mitglieder des Kunstbeirats genehmigen sich selbst Fördergeld

Wernicke nennt den Kunstbeirat einen „Selbstbedienungsladen“, weil nach ihrer Auffassung Mitglieder über eigene Anträge mitentscheiden und sich selbst fördern. Konkret nennt sie ein Beispiel einer Ausstellung im freien Kulturzentrum Balou in Brackel, für die Geld geflossen sei.

Rudolf Preuss ist Leiter des freien Kulturzentrums in Brackel und sitzt gleichzeitig dem zehnköpfigen Kunstbeirat vor. Dieser nahm 2019 seine Arbeit auf und besteht aus Vertreterinnen und Vertretern von Einrichtungen wie dem Künstlerhaus sowie freien Kunstschaffenden.

Den Vorwurf, sich selbst zu übervorteilen, weist Rudolf Preuss von sich. „Es bedient sich niemand selbst. Der größte Teil der Anträge geht an Menschen, die nichts mit Kunstbeirat zu tun haben.“

Vorsitzender des Kunstbeirats widerspricht: „Kein Stimmrecht“

Es komme vor, dass es Anträge über kleinere Beträge von Mitgliedern des Beirats gibt. „Aber dann haben die Beteiligten kein Stimmrecht und verlassen bei der Abstimmung den Raum.“

Kulturbüro-Leiterin Hendrikje Spengler bestätigt diese Regelung. Sie hält den Kunstbeirat für einen Fortschritt im Dortmunder Fördersystem. „Es gibt dort viel Kunstpraxis, Sachverstand, Ausbildung und Szenekenntnis.“

Das Fördersystem in Dortmund werde professionalisiert und befinde sich in einer Art Umbruch. „Es muss sich einspielen“, sagt Spengler.

Kunstbeirat musste mehrere Anträge ablehnen

Der Antrag von „Art Dortmund“ sei einer von mehreren, die hätten abgelehnt werden müssen, so Rudolf Preuss. „Wir unterstützen Non-Profit-Organisationen. Eine kommerzielle Galerie kann keine Anträge stellen, das ist ein wesentlicher Grundsatz.“

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In den Augen des Kunstbeirats ist „Art Dortmund“ keine solche Non-Profit-Einrichtung, sondern verlange Miete von Künstlern, die ausstellen. Rudolf Preuss sagt: „Wir haben mehrfach Gelegenheit gegeben, das Gegenteil nachzuweisen. Das ist nicht geschehen.“

Martina Wernicke bezeichnet das als „Lüge“. Sie will mit ihrer wiederholten Kritik auf unfaire Bedingungen in der Dortmunder Kulturlandschaft aufmerksam machen.

„Wir leisten viel für das Kulturleben dieser Stadt“, sagt Martina Wernicke. Sie sieht deshalb „keinen Grund, warum wir nicht auf einer Stufe mit dem Balou oder dem Depot stehen“.

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