
© Felix Guth
„Art Dortmund“: Ex-Boutique in bester Innenstadt-Lage ist jetzt ein Kunsttempel
Hansaplatz
Ein schneller Kunst-Kick oder einfach nur ein bisschen was fürs Auge im Vorbeigehen: Die Galerie der Gruppe „Art Dortmund“ am Hansaplatz ist ein spezieller Ort in der Hektik der Innenstadt.
Seit eineinhalb Jahren beleben Dortmunder Kunstschaffende das Ladenlokal an der Wißstraße 22. Die ehemalige Boutique ist offene Galerie, ist Ort der Entspannung. Und sie ist eine Vermarktungsfläche für die Künstler.
Martina Wernicke, Gründungsmitglied von „Art Dortmund“, beschreibt die Haltung hinter der Galerie. „Wir sagen: Wir machen Kunst. Willst du reinkommen?“. Ihr Mitstreiter Igor Jablunowskij nennt den entscheidenden Unterschied zu vielen anderen Ausstellungen und Galerien. „Dort heißt es oft: Hier ist die Kunst, ich bin weg.“
Sonderausstellung von sechs Künstlern am Hansaplatz ist eine optische Herausforderung – aber es lohnt sich, sie anzunehmen
Vor dem Eingang steht eine bunt bemalte Hasen-Skultptur. Sie zieht die Blicke auf sich und ist zugleich „Warnung“: Achtung, es wird farbenfroh. Drinnen wartet eine Fülle an Kunst, die durchaus eine optische Herausforderung ist. Aktuell ist hier die Ausstellung „Alles ist aus dem Wasser entsprungen“ mit Werken von Igor Jablunowskij, Martina Wernicke, Yvonne Wilken, Werner Bedorf, Susann Hannuschka und Susanne Stoffer zu sehen. Die Ausstellungen der Berufskünstler wechseln regelmäßig. 10 bis 15 Personen gehören zum Kreis von „Art Dortmund & Friends“.
Wer sich erst sortiert hat zwischen den groß- und kleinformatigen Bildern, zwischen Skulpturen und Leinwänden, der stößt auf ehrliche Kunst in vielen Stilrichtungen. Diskussion über das Gesehene ist dabei ausdrücklich vorgesehen. „Ich will wissen, was die Leute über die Arbeit sagen. Das muss man gerade in Dortmund ertragen können. Denn es kommen auch Malocher mit ehrlicher Kritik“, sagt Martina Wernicke.
Der Ort liegt zentral, direkt am Markplatz und neben einem Ärztehaus. Der Eintritt ist kostenlos. Wer hereinkommt, hört entspannte Lounge-Musik und hat die Chance auf eine Tasse Kaffee und Gespräche über die Kunst.
Ein älteres Ehepaar aus Dortmund kommt durch die Eingangstür. „Wir wollten ein bisschen was fürs Auge tun“, sagt die Frau. Andere stolpern eher zufällig über diesen farbenfrohen Ort und bleiben dann.
TV-Legende und Auswärtsfans bei BVB-Spielen als Besucher
Zur Eröffnung 2018 kam TV-Legende Jean Pütz und sprach von diesem Ort als „Kunsttempel“. Bei BVB-Spielen sind es vor allem die Auswärtsfans, die interessiert sind, ob aus Bergamo oder aus Berlin. „Wir können durch die Lage auf sehr unterschwellige Weise bequem die Leute erreichen“, sagt Igor Jablunowskij. Es gibt nicht die intellektuelle oder preisliche Hürde wie an vielen anderen Stellen des Kunstbetriebs.
Für die Künstler geht es am Ende ums Verkaufen, sonst wäre so ein Projekt in einer solch kostspieligen Innenstadt-Lage nicht möglich. Aber es ist auch Leidenschaft für die Sache spürbar. Und ein gewisser Stolz darauf, dass es zumindest nach eigener Beobachtung eine Galerie wie diese selbst in großen Kunst-Metropolen nur selten gibt.
Hier an der Wißstraße bildet sich im Kleinen ab, was die Menschen an der großen Kunstszene bewegt. Als es zuletzt Diskussionen um die Pink-Floyd-Ausstellung im Dortmunder U gab, durften sich die „Art Dortmund“-Leute viel Böses über den Kunst-Leuchtturm anhören. „Wir an der Basis müssen das ausbaden“, sagt Martina Wernicke.
Die Galerie an der Wißstraße 22 ist dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr und samstags von 11 bis 17 Uhr geöffnet.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
