Schulsanierung dauert schon sechs Jahre Eltern reißt der Geduldsfaden - Jetzt wollen sie sogar demonstrieren

Schulsanierung dauert schon sechs Jahre: Eltern wollen demonstrieren
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Den Eltern der Max-Wittmann-Schülern reicht‘s. Sechs Jahre lang zieht sich nun der Renovierungsprozess an der Evinger Förderschule hin. Sie haben nicht nur einen Brandbrief an Oberbürgermeister Thomas Westphal geschickt, sondern planen für Donnerstag auch eine Demo am Ausweichstandort am Dollersweg in Wickede.

In dem Brief heißt es: „Wir fordern von den Verantwortlichen der Stadt Dortmund, dass endlich mit Hochdruck und einer Priorisierung das Gebäude und das Außengelände an der Oberevinger Straße saniert wird. Wir erwarten eine realistische Planung hinsichtlich eines Rückzugsdatums.“

Die Klassenpflegschaftsvorsitzende Ivonne Minich ist eine der Mütter, die sich für den Protest engagieren. Ihre Tochter Soey (11) ist geistig behindert, ist Autistin und kann nicht sprechen. Sie besucht die fünfte Klasse der Max-Wittmann-Schule am Gretelweg.

Das eigentliche Schulgebäude kennt sie nur als Baustelle. Im Sommer muss sie zum Dollersweg umziehen, wenn nicht vorher doch noch die eigentliche Schule fertig wird. „Gerade solche Kinder brauchen Ruhe und immer gleiche Abläufe“, sagt Ivonne Minich, „das aktuelle Hin und Her ist purer Stress für sie.“

Zur Erinnerung: 2017 zog die Primarstufe an den Ausweichstandort am Gretelweg in Kemminghausen. Plan damals war, die Schule an der Oberevinger Straße im laufenden Betrieb energetisch zu sanieren.

Die Räume an sich, die aus den 70er-Jahren stammen, aber so zu belassen, wie sie waren. 2018 startete der heutige Schulleiter Torsten Sundermann seinen Dienst und kam mit der Stadtverwaltung überein, dass der Plan so nicht funktionieren würde.

Erstens sollte die gesamte Schule kernsaniert werden. Zweitens geht das nicht im laufenden Betrieb. Also zogen die dort noch verbliebenden 200 Schüler zu einem zweiten Ausweichstandort: in die ehemalige Hauptschule Wickede am Dollersweg.

„Nicht der nötige Druck“

„Uns war damals klar“, sagt Torsten Sundermann heute, „dass das nicht innerhalb eines Jahres erledigt sein würde, aber jetzt haben wir 2023. Mit einer so langen Zeit haben wir nicht gerechnet.“

Sicher gebe es mit Corona und dem Ukraine-Krieg und den damit einhergehenden Beeinträchtigungen wie Material-Lieferschwierigkeiten Faktoren, die die Stadt nicht beeinflussen könne, aber er habe schon den Eindruck, dass nicht immer mit dem nötigen Druck an dieser Sache weitergearbeitet worden sei.

Laut dem aktuellen Zeitplan der Stadtverwaltung soll das Gebäude an der Oberevinger Straße zum neuen Schuljahr im Sommer wieder nutzbar sein. Aber, so Torsten Sundermann, er habe seine Zweifel, ob dieser Termin wirklich zu halten sei.

Zu vieles - unter anderem das komplette Außengelände - wirke doch noch in einem nicht sehr weit fortgeschrittenem Zustand. Die Renovierung des Lehrschwimmbeckens habe man offenbar genauso komplett vergessen wie die der kleinen Wohnung, die zur Schule gehört. In ihr haben ältere Schüler früher die Selbstständigkeit geübt.

Derzeit ist ein Teil der Max-Wittmann-Schule in dem Gebäude der ehemaligen Hauptschule Wickede am Dollersweg untergebracht
Derzeit ist ein Teil der Max-Wittmann-Schule in dem Gebäude der ehemaligen Hauptschule Wickede am Dollersweg untergebracht. © Marius Paul (A)

Schon jetzt ist aber klar, dass auch nach überstandener Renovierung nicht alle Schüler an der Oberevinger Straße Platz finden werden. „Als ich angefangen habe“, sagt Torsten Sundermann, „hatten wir 300 Schüler, jetzt werden es bald 400 sein.“

Ein Teil der Schüler wird also weiterhin im Ausweichgebäude am Gretelweg unterrichtet werden. Welche Klassen das genau sind, weiß Sundermann noch nicht. Am einfachsten sei es ja, diejenigen dort zu belassen, die schon jetzt dort hingehen.

Aber das wäre andererseits auch ungerecht, weil sie dann noch länger in minderwertigen Räumen bleiben müssten. Denn eigentlich seien beide Standorte in Kemminghausen und Wickede ebenfalls renovierungsbedürftig.

Ursprünglicher Plan der Stadtverwaltung war, am Standort Dollersweg eine weitere Förderschule zu errichten. Dieses Vorhaben sei jedoch mittlerweile auf 2028 verschoben worden.

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