Mit Maske im Unterricht – gehört das bald der Vergangenheit an?

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Schule ohne Maskenpflicht? „Bitte nicht direkt nach den Herbstferien“

rnNeue Corona-Regelung

Endet bald die Maskenpflicht in den Schulen? Das Land NRW hat das am Dienstag in Aussicht gestellt. Aus den Schulen in Dortmund gibt es Bedenken - und einen begründeten Wunsch.

Dortmund

, 06.10.2021, 14:40 Uhr / Lesedauer: 3 min

Vielleicht ja am 2. November – dieser Termin steht in einer Schulmail, die das NRW-Ministerium am Mittwoch herumschickte und im Internet veröffentlichte. Vielleicht endet an diesem Tag die Maskenpflicht im Unterricht. Zumindest für alle, die am Platz bleiben.

Dass das Land die Corona-Regeln für die Schulen locker könnte, hatte sich schon angedeutet. Wobei: In den Dortmunder Schulen war man sehr neugierig, wie denn nun die Umsetzung aussehen werde. Noch am Montag hatte ein Schulleiter aus Dortmund beispielsweise hinter vorgehaltener Hand gesagt: „Wir haben alle Schnappatmung bekommen, als es hieß, vielleicht dürfen plötzlich alle die Masken absetzen.“

Solche Kritik dürfen Lehrer natürlich nicht äußern, Schulleiter schon gar nicht. Sie sind Beamte des Landes NRW, Schulministerin Yvonne Gebauer ist ihre Dienstherrin. Doch begründete Sorgen dürfen Schulleiter formulieren, auch ganz offiziell.

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Bringen die Reiserückkehrer Corona in die Schulen?

„Wenn es eine solche Regelung geben sollte, dann bitte nicht direkt nach den Herbstferien.“ Diesen Wunsch hatte Jutta Portugall kurz vor Veröffentlichung der Schulmail. Die Leiterin der Lieberfeld-Grundschule in Wellinghofen ist Sprecherin für die Grundschulen in Dortmund. Und sie gab eines zu bedenken:

„Die Reiserückkehrer haben nach den Sommerferien auch ein paar Einschläge verursacht.“ Seinerzeit schoss die Inzidenz nach oben, gerade an den Schulen, gerade in der Altersklasse unter 18. Die hohe Ansteckungsrate der Delta-Variante tat ihr Übriges, dass die vierte Welle durch Dortmund rollte.

Tests beginnen an Tag eins nach den Herbstferien

Auch nach den Herbstferien werde es viele Reiserückkehrer geben, so Portugall weiter. Mit Blick auf die bisher geltende Maskenpflicht sagt sie: „Ich hoffe, dass man es noch 14 Tagen wie bisher beließe.“ Dem Land reicht aber wohl ein kürzerer Abstand zu den Herbstferien.

In der Schulmail geht das Ministerium auf die regelmäßigen Tests ein, zudem auf die Tests für Reiserückkehrer. Die Tests in den Schulen am ersten Tag sind verpflichtend für alle Lehrer und Schüler – es sei denn, sie sind geimpft oder genesen. Bis zu den Weihnachtsferien sollen die Tests weiterlaufen.

Sorge vor ungenauen Tests und Impfdurchbrüchen

„Es bleibt eine Grauzone von 40 Prozent“, sagt Christel Stegemann, Leiterin der Albert-Schweitzer-Realschule und Sprecherin der Dortmunder Realschulen. Nur sechs von zehn Corona-Infektionen würden mit Schnelltests erkannt. Insofern sehe man die wohl bevorstehende Änderung „mit einem lachenden und einem weinenden Auge“.

Die Kinder werde es sicher „mehrheitlich freuen“. Doch Stegemann ist sich sicher, dass sich einige Eltern und Lehrer sorgen werden. „Wir kennen Impfdurchbrüche bei Erwachsenen“, unterstreicht sie. In den Schulen habe es bisher aber „so gut wie keine Ansteckungen gegeben.“

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Impfquote in einem Stadtteil könnte eine Rolle spielen

Das sei zumindest das, was man vom Gesundheitsamt gehört habe. Der Regelfall sei gewesen: Ein Schulkind steckt sich zuhause oder anderswo im privaten Rahmen an – und durch die Masken im Unterricht wird eine Verbreitung unterbunden.

Stegemanns Sorge jetzt – ebenfalls mit Blick auf Herbstferien-Urlauber: Die könnten das Coronavirus als „Reisemitbringsel“ haben und in der Schule verteilen. Gerade in den Stadtteilen, in denen die Impfquote bei Erwachsenen wie bei Jugendlichen geringer sei.

Maskenpflicht in Schulen entfällt nicht ganz

Ganz wegfallen soll die Maskenpflicht in Schulen aber auch nach 2. November nicht. Auf den Fluren und in Innenbereichen, wo sich Menschen begegnen, sollen weiterhin Masken getragen werden. Auch draußen entfällt die Maskenpflicht.

Regelrecht sauer ist hingegen Anke Staar, Dortmunderin und Vorsitzende der Landeselternkonferenz: „Das ist das In-Die-Tonne-Treten von Inklusion“, ärgert sie sich. So angenehm das Wegfallen der Maskenpflicht für viele Schüler sei – die „vulnerablen Gruppen“ würde man nun vergessen.

Luftfilter? Digitale Ausstattung? Kein Thema

„Ist es uns als Gesellschaft das wert? Lieber Ausgrenzung statt Teilhabe?“ Gelte nun nur noch: „Ist mir völlig egal! Ich will mein Recht auf Freiheit“? Ohne Masken sei der Schutz für diejenigen dahin, deren im Falle einer Infektion große gesundheitliche Gefahr drohe.

Zudem: Die Politik mache es sich einmal mehr zu leicht. Umbauten? Die flächendeckende Ausstattung mit Luftfiltern? Eine bessere digitale Ausstattung, damit im Zweifelsfall Hybrid-Unterricht möglich sei? Zu alledem habe Ministerin Gebauer sinngemäß gesagt: Gibt es nicht.

Eltern: Warum setzt sich das Ministerium nicht durch?

„Warum schafft das Ministerium die Umsetzung nicht?“, fragt Anke Staar: „Oder warum hat es nicht die Durchsetzungsfähigkeit, dass die Kommunen das umsetzen?“

Als wesentliches Argument für den Präsenzunterricht habe Ministerin Gebauer immer die Maskenpflicht im Unterricht angegeben. Nun sei die Inzidenz unter Schülern wesentlich höher als vor Monaten – und plötzlich falle die Maske weg. Das könne doch nicht sein. „Da gibt die Politik einfach gesellschaftlichem Druck nach.“

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