Dass das brave Grundschul-Huhn Toffee einmal solche Schlagzeilen machen würde, hätte es sicher nicht gedacht. Jetzt haben sich diejenigen gemeldet, mit denen die kleine Ausreißerin offenbar ein wildes Wochenende in der Dortmunder Innenstadt verbracht hat. Auch ein Video existiert. So kommen die Einzelheiten also doch noch ans Licht – obwohl Toffee sich nach ihrer glücklichen Rückkehr in die Voliere der Aplerbecker Grundschule in vornehmes Schweigen gehüllt hatte.
Der Kontakt zu den temporären „Kollegen“ des Huhns kam durch Facebook zustande, durch einen Post unter unserem Artikel über die glückliche Rückkehr des Tieres. [Wir haben diesen Post verborgen, damit der Name des Betreffenden nicht erkennbar ist.] Im ersten Post steht: „Toffee ist wie ein Bruder für uns geworden. Geiles Wochenende Bro!“ Daneben sieht man ein Bild von Toffee, die auf einer gepflasterten Fläche neben einem Mülleimer steht.
„Toffee ist Bro“
In einem weiteren Post kommentiert eine Leserin unseren Artikel. Darunter folgt ein Post: „Sie glauben nicht, was Toffee für eine Rampensau gewesen ist. Toffee ist Bro“.
Auf unsere Anfrage melden sich Toffees „Bros“, also Brüder, dann telefonisch bei uns. Einer von ihnen ist Nico* – der allerdings an der Grundschule in Aplerbeck selbst nicht dabei war. Er hat die Facebook-Posts verfasst. „Die Kollegen kamen auf einmal mit einem Huhn um die Ecke. Sie sagten, sie hätten es gefunden. Sie haben es in Aplerbeck mit in die U-Bahn genommen und sind zu uns zum Westpark gekommen.“ Dort habe man erstmal gechillt. Toffee bekommt den Namen „Heinz“ verpasst. „Der Heinz hat auf jeden Fall ein spannendes Wochenende verbracht“, erzählt Nico.
Moment – Wochenende? Nach unseren Informationen war es nur ein Nachmittag. Doch die Bros sind sich einig: Toffee alias Heinz hat zumindest eine Nacht im Partymilieu verbracht. Vermutlich von Samstag (21.10.) auf Sonntag (22.10.) – die Erinnerung der Beteiligten ist lückenhaft.
Huhn hat im Karton geschlafen
Versorgt wurde sie dabei offenbar gut: „Sie hat Nüsse bekommen und was zu trinken“, sagt Nico. „Alkohol mochte sie nicht.“ An dieser Stelle eine Entschuldigung von unserer Seite – wir hatten Toffee verdächtigt, Genussmittel einzunehmen.
An der U-Bahn-Haltestelle Unionstraße habe das Huhn versucht, auf die Rolltreppe zu gelangen. „Ich glaube, die wollte alleine wieder nach Hause fahren“, so Nico. Doch man habe das Tier aufgehalten – der „Heinz“ habe schließlich kein gültiges Ticket besessen.
Nach vielen Getränken und viel Chillen habe das Huhn bei einem Kumpel in der Wohnung genächtigt. „Sie ist überall rumgelaufen und hat dann in ihrem Karton geschlafen.“
Am nächsten Tag dreht die Truppe mehrere Videos mit dem Huhn. Doch dann regt sich offenbar das schlechte Gewissen. Im TikTok-Video hört man am Ende: „Hey, der ist herbe verwirrt, Mann. Hey, wir müssen den zurückbringen.“
Ceyhan* (25), der letztlich die Feuerwehr gerufen hat, hat sich ebenfalls bei uns gemeldet. Der 25-Jährige findet die Situation zunächst auch lustig. Doch nach einem Tag beschließt er, dass es reicht. „Der Kollege hat das Huhn gut gehalten und hatte es unter Kontrolle. Es hat ihm gut gehorcht. Aber weil wir uns nicht so gut mit Hühnern auskennen, habe ich dann die Feuerwehr gerufen.“
Und so kommt Toffee am Ende wohlbehalten zur Grundschule zurück. Als Ceyhan und Nico hören, dass Toffee kein Fund-Huhn ist, sondern eigentlich einer Grundschule gehört, sind sie dann doch nachdenklich. „Wir werden mal mit den Kollegen reden, dass sie sowas nicht nochmal machen“, sagt Nico. Und Ceyhan bestätigt: „Dem Heinz ging es gut bei uns. Aber es ist gut, dass er wieder zu Hause ist.“ Der Meinung ist „Heinz“ bestimmt auch.
* Die vollständigen Namen sind der Redaktion bekannt. Die Redaktion hat die Beteiligten darauf hingewiesen, dass Hühner in der Stadtmitte nicht gut aufgehoben sind – und es zudem Diebstahl war, Toffee vom Grundstück der Grundschule zu entwenden.
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