Prof. Carsten Watzl ist Immunologe am Dortmunder Leibniz-Institut für Arbeitsforschung.

© Oliver Schaper (A)

Schützt die Impfung vor Long-Covid? Dortmunder Experte erklärt

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Long-Covid könnte eines der großen Themen der vierten Welle werden. Der Dortmunder Immunologe Carsten Watzl erklärt, was eine Impfung leisten kann - und wie viel wir noch nicht wissen.

Dortmund

, 09.08.2021, 04:30 Uhr / Lesedauer: 2 min

In Dortmunds Krankenhäusern werden aktuell relative wenige Patienten und Patientinnen mit Covid-19 behandelt. Die Long-Covid-Ambulanz am Lütgendortmunder Knappschaftskrankenhaus ist dagegen ausgebucht.

Bei der Erkrankung, die als Folge einer Infektion mit dem Coronavirus auftreten kann, leiden die Betroffenen oft noch Monate nach der überstandenen Infektion an Langzeit-Symptomen wie zum Beispiel Geschmacksstörungen oder andauernder Erschöpfung.

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„Man kann auch einen relativ milden Verlauf gehabt haben und dennoch unter diesen Langzeit-Folgen leiden“, erklärt der Dortmunder Immunologe Professor Carsten Watzl.

Erste Hinweise auf Impfung als Behandlungsmöglichkeit

Eine Impfung biete insofern einen gewissen Schutz auch vor Long-Covid, weil sie helfe, eine Infektion zu verhindern. „Und wenn ich mich gar nicht infiziere, kann ich natürlich auch kein Long-Covid bekommen.“

Ob bei Durchbruchsinfektionen, also wenn sich eine geimpfte Person ansteckt, Long-Covid auftreten kann, das sei noch nicht erforscht, sagt Carsten Watzl. Auch, weil es so wenige Fälle von Infektionen bei Geimpften gebe.

Möglicherweise könnte eine Impfung auch zur Behandlung von Long-Covid geeignet sein. Es gebe allerdings bisher nur eine Studie, in der ein Teil der Befragten angegeben habe, dass Long-Covid-Symptome nach einer Impfung besser geworden seien, betont Carsten Watzl. „Das ist aber keine klare Aussage.“

Ursache unklar

Was Long-Covid auslöst ist ebenfalls noch nicht erforscht, wie Prof. Carsten Watzl erklärt. „Ist es so, dass da noch irgendwo im Körper das Virus lungert und nicht ganz beseitigt wurde oder hat das Virus irgendeinen Schaden angerichtet, der über lange Zeit nicht repariert werden kann?“

Dass aktuell mehr über Long-Covid geredet wird, hat für Professor Carsten Watzl einen Grund. „Das Thema kommt jetzt hoch, weil wir die Risikogruppen jetzt sehr gut geschützt haben und die Frage aufkommt, was mit 40- und 30-Jährigen ist.“

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Diese haben, so Watzl, kein sehr hohes Risiko schwer zu erkranken. Es stehe also die Frage im Raum, ob hohe Inzidenzen in Kauf genommen werden können, um einen Lockdown zu vermeiden. Mit dem Risiko, dass einige der Infizierten später an Long-Covid leiden werden.

Es läuft also auf eine Abwägung hinaus, zwischen dem Risiko, dass mehr Menschen an Langzeitfolgen einer Corona-Infektion erkranken, und Einschränkungen für alle. Damit wird Long-Covid auch zu einer politischen Frage, die möglicherweise in einer vierten Welle noch drängender werden könnte.