Auf diese Nachricht dürften viele Menschen im Dortmunder Westen schockiert reagieren: Denn am Samstag (19.4.) wurde ein beliebtes Traditionscafé unerwartet geschlossen. Am Nachmittag machte die Hiobsbotschaft die Runde: Annika und René Rosenthal geben das „Café Blickpunkt“ im Ortskern von Lütgendortmund auf. Nach rund drei Jahren seit der Neueröffnung ist Schluss.
Auf Anfrage unserer Redaktion bestätigt René Rosenthal, auch Betreiber der Futterluke in Lütgendortmund, die Nachricht. „Der Aufwand für ein paar Cent ist zu groß“, sagt er. Die Entscheidung sei ihm und seiner Frau alles andere als leicht gefallen und eine sehr emotionale Angelegenheit, doch am Ende sei sie alternativlos gewesen.
„ Das Dorf stirbt aus“
René Rosenthal führt drei Hauptgründe an, die dazu geführt hätten, das Café und Bistro an der Limbecker Straße aufzugeben und den Fokus allein auf die Pommesbude am Lütgendortmunder Hellweg zu lenken. Zum einen seien es die immensen Preiserhöhungen gewesen, die absehbar nicht zum Stillstand kommen würden. „Allein der Kilopreis für Kaffee hat sich um 2,99 Euro erhöht“, nennt René Rosenthal ein Beispiel.
Viel mehr würden aber die anderen beiden Gründe wiegen: „Das Dorf stirbt immer mehr aus“, sagt der Lütgendortmunder Gastronom. Die Schließung der Drogerie Zimmermann zum 31. März 2025 sei auch an ihrem Café nicht spurlos vorbeigegangen, so Rosenthal. „Wir machen es deshalb kurz und schmerzlos, anstatt bis zum bitteren Ende durchzuziehen und uns zu ruinieren.“

Hinzu käme die große Personalnot, die ihm das Leben in seiner Futterluke schwer mache. „Hier bin ich total unterbesetzt und mache mich kaputt, während im Café im Dorf nichts passiert.“ In den letzten drei Wochen habe er selbst wegen Personalmangels 300 Stunden im Imbiss gearbeitet. „Das geht so auf Dauer nicht.“
Nun könne er die Beschäftigten aus dem Café in seiner Imbissbude einsetzen – passend zum Beginn der Feier-Saison. „Wir haben wirklich sehr viele Buchungen für Festivitäten.“ Arbeitslos würde also niemand. Auch mit Rücksicht auf seine Familie habe er die Reißleine gezogen: So hätte er und seine Frau wieder mehr Zeit für die Kinder.
Kaputter Karfreitag
Ein Negativ-Erlebnis am vorletzten Tag habe ihn in seinem Entschluss noch gestärkt, so René Rosenthal: „Für Karfreitag hatten wir Buchungen von 40 Personen, deshalb haben wir geöffnet. Am Ende blieben fünf Tische unbesetzt, weil die Gäste einfach nicht gekommen sind.“ Solche Erfahrungen seien hart. „Dafür haben wir geöffnet und uns den Karfreitag kaputt gemacht.“
In einigen wenigen Monaten sei der Pachtvertrag ohnehin ausgelaufen, sagt René Rosenthal. Bis dahin werde er die Pacht und Nebenkosten jeden Monat weiterzahlen.
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