Seit Ende Januar 2025 ist die Nachricht „in der Welt“: Die Inhaber der Drogerie Zimmermann in Lütgendortmund haben schweren Herzens beschlossen, ihr Geschäft zwei Jahre vor dem 90-jährigen Bestehen für immer zu schließen.
Am Montag (31.3.) öffnete das Traditionsunternehmen ein letztes Mal. Beate und Wilhelm Mohrenstecher sowie Tochter Henrike Stahlschmidt erlebten einen emotionsreichen Tag – dafür sorgten vor allem zahlreiche Stammkundinnen und -kunden, die nicht nur Geschenke, sondern teilweise auch Taschentücher für die eigenen Tränen mitbrachten.
Bereits die vergangenen vier Wochen waren für alle Beteiligten eine Achterbahn der Gefühle, doch der letzte Öffnungstag hat es besonders in sich. Denn seit 9 Uhr morgens drängen Menschen in das kleine Ladenlokal an der Limbecker Straße, um sich noch einmal von den Mohrenstechers zu verabschieden. Niemand kommt mit leeren Händen, ein Blumenstrauß nach dem anderen wandert in eine Vase und liebevoll geschriebene Karten stapeln sich auf der Theke. „Wir könnten nun einen Blumenladen eröffnen“, sagt Henrike Mohrenstecher.
Was die 46-Jährige besonders rührt: „Ich habe heute schon so viele Umarmungen von Menschen bekommen, die mir noch nie so nah waren. Da habe ich gespürt, wie sehr unsere Arbeit wertgeschätzt wurde.“ Und während sie das sagt, nimmt sie ihre weinende Cousine und Mitarbeiterin Angela Wuttke tröstend in den Arm.
Feuchte und gerötete Augen haben einige Gäste angesichts der bevorstehenden Schließung. Lilli Kalischinski zum Beispiel, mit 92 Jahren möglicherweise die älteste Stammkundin der Drogerie Zimmermann. Seit über 50 Jahren, erzählt sie, habe sie alles, was sie brauchte, in diesem Geschäft eingekauft. „Vom Duschgel bis zum Saft“, sagt sie. Sie werde vor allem die gute Fachberatung vermissen. „Durch eine Cortisonbehandlung hatte ich meine Haare verloren und hier die richtigen Mittel bekommen. Meine Haare sind wieder gewachsen.“
„Ein schmerzhafter Tag“
Wilhelm Mohrenstecher wandert derweil mit seinem Sektglas von einem Stehtisch zum nächsten. Er stößt mit Bezirksbürgermeister Heiko Brankamp (SPD), mit der NRW-Landtagsabgeordneten Anja Butschkau (SPD), mit Marc Amshove, dem Vorsitzenden von Aktiv im Ort, mit CDU- und SPD-Bezirksvertretern, mit der Bezirksverwaltungsstellenleiterin Birgit Durrei, mit Geschäftsleuten aus der Lütgendortmunder Einkaufsstraße und vielen anderen Gästen und Wegbegleitern an.
Ausnahmslose alle bringen ihr Bedauern zum Ausdruck, dass Lütgendortmund dieses einzigartige Fachgeschäft nun verliert. „Ein schmerzhafter Tag“, sagt Heiko Brankamp. Die Drogerie Zimmermann sei eine wichtige Anlaufstelle und ein wichtiger Kommunikationspunkt für viele Lütgendortmunder gewesen. Man verbinde mit ihr viele schöne Erinnerungen. „Wir hoffen, dass uns Wilhelm Mohrenstecher mit seinen wertvollen Erfahrungen und Ideen hier vor Ort erhalten bleibt.“

Den Verlust des Fachgeschäfts bringen die Schwestern Ingeborg (87) und Ursula Gierschke (85) so auf den Punkt: „Scheibensoße“, das sei ihr erster Gedanke gewesen, als sie von der bevorstehenden Schließung gehört hätten. Seit ihrer Kindheit seien sie Kundinnen der Drogerie Zimmermann. „Es ist schrecklich, das Angebot in Lütgendortmund wird immer weniger.“
Zum kollektiven Bedauern gesellt sich an diesem frühen Mittag aber auch das kollektive Verständnis. Jeder und jede kann nachvollziehen, warum die Familie einen Schlussstrich zieht. Beate und Wilhelm Mohrenstecher wollen mit 72 und 75 Jahren endlich ihren Ruhestand genießen, Tochter Henrike möchte sich beruflich neu orientieren.

Tapfer lächeln sich die drei durch den letzten Öffnungstag. Ein vierwöchiger Abschiedsmarathon samt Ausverkauf liegt hinter ihnen und hat sichtbar Spuren hinterlassen. „Wir sind am Rande der Leistungsfähigkeit“, gesteht Wilhelm Mohrenstecher.
Um die Zukunft der Immobilie habe man sich deshalb noch nicht abschließend kümmern können. In den nächsten Tagen werde man das Ladenlokal weiter leerräumen und einen Teil der übriggebliebenen Ware an Kollegen weitergeben. Möglicherweise werden es auch noch einen „Schluss-Schluss-Verkauf“ geben, so Mohrenstecher. Er verspricht: „Die Kunden und Kundinnen werden hier nicht in leere Löcher gucken. Ich werde die Schaufenster mit historischen und aktuellen Sachen aus Lütgendortmund dekorieren.“
Mehr Fotos und ein Video vom letzten Öffnungstag der Drogerie Zimmermann unter www. RN.de/dortmund