Schimmel in Vonovia-Wohnung: „Ich will da nicht mehr rein“

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Schimmel in Vonovia-Wohnung: „Ich will da nicht mehr rein“

rnHaus in Hombruch

Immer wieder berichten wir über Auseinandersetzungen zwischen Mietern und Vonovia. Jetzt gibt es einen Fall aus Hombruch, in dem es um Schimmel und eine Wahrheit irgendwo in der Mitte geht.

von Michael Nickel

Hombruch

, 10.01.2020, 17:30 Uhr / Lesedauer: 3 min

Im Dortmunder Stadtteil Hombruch gibt es eine Wohnung, in der seit Weihnachten niemand mehr wohnt. Bis zum 25. Dezember lebten hier Claudia B.* und ihr Mann. Danach zog sie zu ihrem Sohn und er kam ins Krankenhaus. Dort sind beide noch heute.

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Sie sagt, dass schwarzer Schimmel im Wohnzimmer und im Schlafzimmer die Wohnung unbewohnbar machen. Fast elf Jahre lebten Claudia B. und ihr Mann in der Vonovia-Wohnung. Jetzt sagt sie: „Ich will nicht mehr zurück.“

Das Bochumer Wohnungsunternehmen Vonovia besitzt 400.000 Wohnungen an 400 Orten in Deutschland. Eigenen Angaben zufolge sind gut eine Million Menschen Mieter von Vonovia.

„Wir leben in einer total verschimmelten Wohnung“

Häufig gerät die Vonovia in Kritik. Mal sind es Wasserschäden, mal, wie in Dorstfeld, ewige und unkoordinierte Baustellen, mal ist es Schimmel – so wie in diesem Fall aus Hombruch.

Was ist geschehen und warum wollen Claudia B. und ihr Mann nicht zurück in ihre Wohnung?

Claudia B. meldete sich am 2. Januar telefonisch in der Redaktion: „Wir leben in einer total verschimmelten Wohnung“, sagte sie. „Zwei Wände sind zu 100 Prozent nass. Mein Mann ist vom Notarzt ins Krankenhaus gebracht worden. Der Notarzt sagte zu mir: ‚In dieser Wohnung darf niemand mehr wohnen.‘ Vonovia hat einen Maler geschickt, der den Schimmel mit Folie abgedeckt hat. Ich mache regelmäßig die Fenster auf, wir haben drei Katzen.“

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Sie und ihr Mann rauchen, sagt Claudia B. Den Mieterverein hatte Claudia B. zu keiner Zeit kontaktiert, eine Anwältin sei jetzt aber eingeschaltet.

Vonovia interessiere sich nicht für das Problem, sagte Claudia B. im ersten Gespräch mit der Redaktion. „Schimmel haben wir schon seit ein paar Jahren, richtig hat man das aber nicht gemerkt. Wir haben uns gewundert, dass wir ständig husten müssen.“

Am selben Tag haben wir Vonovia angeschrieben und um eine Stellungnahme gebeten.

„Die Mieter wollten dazu heute nicht sprechen“

„Schimmel kann durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden, die mit dem Gebäude und auch mit dem Bewohnerverhalten zu tun haben können (vor allem beim Lüften). Oftmals kommen mehrere Faktoren zusammen“, teilte die Pressestelle am nächsten Tag mit.

Der Schimmel im Schlafzimmer ist zwischenzeitlich mit Folie abgedeckt worden.

Der Schimmel im Schlafzimmer ist zwischenzeitlich mit Folie abgedeckt worden. © privat

Dann wird es konkret: „Am 25. November 2019 erreichte uns die Schimmel-Meldung des Ehepaars, der Maler führte am 10. Dezember eine erste Schimmelpilzbeseitigung aus. Um die Ursache für den Befall genauer zu ermitteln, haben wir einen Termin mit Dachdeckern organisiert (falls ein Mangel an der Fassade besteht)“, schrieb die Vonovia.

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„Außerdem haben die Kollegen am 10. Dezember ein defektes Rollo festgestellt und zur Reparatur einen Tischler beauftragt, der die Mieter bis zum 16. Dezember zu erreichen versuchte. Als niemand zu erreichen war, haben wir die Mieter zur Terminfindung angeschrieben. Die Dachdecker waren heute früh (3. Januar, Anm. d. Red.) vor Ort – es gibt keinen Mangel an der Fassade, wir müssen also im Haus und in der Wohnung direkt weiter suchen, eventuell gibt es noch eine Undichtigkeit in der Nachbarwohnung, die wir nun umgehend prüfen.“

„Der Notarzt sagte zu mir: ‚In dieser Wohnung darf niemand mehr wohnen.‘“
Claudia B. über den Tag des Auszugs

Auch die nächsten Schritte kündigte Vonovia am 3. Januar an: „Unsere Techniker hatten für heute einen Termin angeboten, um den aktuellen Stand beim Schimmel-Schaden zu begutachten, aber die Mieter wollten heute dazu nicht sprechen.“

Jetzt soll alles zügig behoben werden

Weiter hieß es: „Unabhängig von der Ursache entfernen wir den Schimmel selbstverständlich und ermitteln dann einen Mietminderungsanspruch. Wenn wir feststellen, dass die Wohnung unbewohnbar ist, unterstützen wir natürlich sofort mit einer Ersatzunterkunft.“

Dann vergingen einige Tage. Claudia B. lebt weiter bei ihrem Sohn, ihr Mann liegt noch immer im Krankenhaus mit Lungenkrebs, der gestreut hat. „Der Arzt meint, es liegt nicht nur am Schimmel“, sagte sie am Dienstag (7.1.).

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Kleidung und Möbel, die jetzt noch in der Wohnung liegen, würden verschimmeln. Selbst die Gummiüberzüge des Rollstuhls seien betroffen. „Wer ersetzt uns das?“

Am Mittwoch (8.1.) war ein Vonovia-Techniker in der Wohnung. „Wir haben einen Wasserschaden gefunden. Der wird behoben und alles wird aufgeklärt“, sagte Vonovia-Sprecherin Bettina Benner am Donnerstag (9.1.) im Gespräch mit dieser Redaktion.

Der Schimmel ist an vielen Stellen.

Der Schimmel ist an vielen Stellen. © privat

An einer Außenecke des Mehrfamilienhauses sei der Schaden aufgetreten, es habe einen Riss in der Außenrinne eines Fallrohres gegeben. „Der Schimmel wird beseitigt und die Wand getrocknet, die Dachrinne wird gesäubert. Das müsste jetzt alles relativ zügig gehen.“

Für Claudia B. wird das vermutlich keine Rolle spielen. „Ich will da nicht mehr rein, keine Vonovia mehr.“ Den ersten Schimmel habe das Ehepaar kurz nach seinem Einzug vor fast elf Jahren bemerkt.

Angefangen hat alles mit einem schwarzen Fleck

Mit einem kleinen schwarzen Fleck hat damals alles begonnen. Claudia B. und ihr Mann hätten sich seitdem immer wieder selbst geholfen, mit chlorhaltigem Schimmel-Entferner und mit Spezialfarbe.

Der Schimmel vermehrte sich. Mitarbeiter von Vonovia hätten ihr beim Besuch in der Wohnung gesagt, dass sie falsch lüfte und falsch heize. Außerdem seien sie und ihr Mann starke Raucher, das sehe man an den verfärbten Gardinen.

„Ja, ich habe die Gardinen länger nicht gewaschen, weil ich keine Lust mehr auf diese Wohnung hatte“, sagt sie. Ihre Balkontür habe sie regelmäßig groß auf, damit die Katzen raus könnten.

Claudia B. habe eine neue Wohnung in Aussicht. Ob es klappt, entscheidet sich in Kürze.

*Name und Anschrift sind der Redaktion bekannt.

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