
© Stephan Schütze (Archivbild)
Schausteller in Dortmund fordern Lockerungen auch bei Volksfesten
Corona-Krise
Auf Demos stehen Menschen dicht beieinander, aber Volksfeste sind weiter verboten - das ist für Dortmunds Schausteller nur schwer auszuhalten. Sie fordern ein differenziertes Vorgehen.
Als Patrick Arens, Vorsitzender des Schaustellervereins Rote Erde, die Bilder von der Anti-Rassismus-Demonstration am vergangenen Samstag (6.6.) sah, stieg bei ihm der Blutdruck.
Kirmes- und Festveranstaltungen sind nach wie vor wegen der Corona-Schutzmaßnahmen verboten, Schaustellerfamilien bangen um ihre Existenz, aber 5000 Menschen stehen bei einer Demo allein in Dortmund zeitgleich auf dem Hansaplatz.
Inzwischen hat sich die Aufregung gelegt. „Ich weiß, dass man da kein SEK hineinschicken und die Demo auseinandernehmen kann“, sagt Arens ein paar Tage später. Das Anliegen der Anti-Rassismus-Demonstration hat er ohnehin nie infrage gestellt und für richtig gehalten, doch das Grundproblem bleibt.
So wurde schon am Pfingstwochenende unter Missachtung der Corona-Schutzregeln in Berliner Clubs dicht an dicht gefeiert, doch Schausteller dürfen ihre Fahrgeschäfte im Freien nicht aufbauen.
Mit am Verhandlungstisch
Es sei schon schwierig, sich damit abzufinden, sagt Arens. „Ich war nie ein Kritiker dieser Maßnahmen, ich bin vollkommen dabei. Ich habe auch eine 76-jährige Mutter.“ Doch jetzt sei es an der Zeit, angesichts der Lockerungen auch „Veranstaltungen differenzierter zu betrachten“.
Arens ist auch Vize-Vorsitzender des Bundesverbands Deutscher Schausteller und Marktkaufleute. Als solcher sitzt er mit am Verhandlungstisch auf Bundesebene, wenn es um die Lockerungsmaßnahmen geht.
„Im Moment gilt bei Volksfesten noch die Bundesverordnung“, sagt er, „doch es ist an der Zeit, dass man die Lockerungen je nach Infektionslage auf die Länder und Kommunen herunterbricht.“
Regeln entwickeln
Arens stützt sich mit seinen Forderungen auf das Robert-Koch-Institut, das erklärt habe, im Freien sei es mit Blick auf die Ansteckungsgefahr relativ ungefährlich. Die Schausteller wollten gemeinsam mit der Politik Regeln entwickeln, wie eine Kirmes als Familienfest mit entsprechenden Sicherheitsmaßnahmen stattfinden könne, so der Dortmunder Vereinsvorsitzende.
Dazu gehöre in Dortmund die Idee eines mobilen Freizeitparks in den Sommerferien rund um die Westfalenhallen. Der Freizeitpark auf Zeit unter dem Namen „FunDOmio“ ist vom 25. Juni bis 11. August geplant.
Trotzdem, für Patrick Arens bleibt es dabei: „Man muss in die ganzen Lockerungen Grund reinbringen“; denn schon jetzt würden Veranstaltungen für September und Oktober abgesagt. „Dann wäre die ganze Saison kaputt“ – und die meisten Schausteller seit dem Weihnachtsmarkt ohne Einnahmen.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
