
© Uwe von Schirp
Sanierung: Ortskern lädt zum Flanieren ein – es bleiben Herausforderungen
Stadterneuerung
Geschäftsstraßen mit Boulevard-Charakter, geordnete Parkräume, Aufenthaltsqualität: 10 Jahre dauerte die reine Sanierung des Ortskerns. Nun ist sie abgeschlossen – Herausforderungen bleiben.
Zehn Jahre dauerten die Bauarbeiten. Nun hat das Dortmunder Amt für Stadterneuerung die Ortskernsanierung abgeschlossen. Die Bezirksvertretung stimmte der „Aufhebung des Sanierungsgebietes“ zu. Dennoch bleiben „Baustellen“ – im wörtlichen, wie auch übertragenen Sinn.
Mengedes Bezirksbürgermeister Axel Kunstmann hatte ganz tief im Archiv gewühlt: Vorbereitung auf einen Rundgang mit Susanne Linnebach, der Leiterin des Amtes für Stadterneuerung, Vertretern von Tiefbau- und Grünflächenamt sowie Pressevertretern. Gefunden hatte Kunstmann eine Verwaltungsvorlage aus dem Jahr 2008.
Die wies zwar auf die „vielfältige Struktur“ des Mengeder Zentrums hin. Aber: „Der Ortskern Mengede erfüllt seinen Charakter als Siedlungsschwerpunkt aber nur unzureichend“, zitierte der Bezirksbürgermeister. Seitdem hat sich das Ortsbild verändert. „Mengede ist ein wunderschöner Stadtteil“, erklärte Linnebach. Den Wandel dokumentieren Fotos von früher und heute.
Bahnhofstunnel weiterhin in der Kritik
Drei Jahre dauerte es dann noch von der Analyse bis zum Baustart. Zwischen 2011 und 2021 setzte die Stadt in vier Bauabschnitten insgesamt neun Maßnahmen um. Private Eigentümer riefen zudem Fördermittel für 31 Fassadenumgestaltungen an ihren Häusern ab.

Hauseigentümer leisteten ebenfalls ihren Beitrag: Sie nahmen Fördermittel für eine Sanierung ihrer Hausfassaden in Anspruch. Gegenüber der Regenbogen-Grundschule wirkt die Adalmundstraße hell und freundlich. © Uwe von Schirp
Die Ortskernsanierung begann mit der Neugestaltung des Fußgängertunnels am Mengeder Bahnhof. Der bietet auch heute noch regelmäßig Anlass für Kritik: Schmierereien, defekte Leuchten, stehendes Wasser – eine bleibende Herausforderung. „Dennoch“, betonte Kunstmann, „ist das kein Vergleich zu dem alten versifften Tunnel“.

Vor der Sanierung stand auf der Siegburgstraße der Autoverkehr im Vordergrund. © Stadt Dortmund
Zwischen 2011 und 2014 gestaltete die Stadt die Straßen Am Amtshaus und die Siegburgstraße neu. Das Geschäftszentrum erhielt seinen nun prägenden Charakter: breite Bürgersteige, geordnete Parkräume, eine neue Beleuchtung, einheitliches Mobiliar. Besonders auffällig: die Siegburgstraße. Sie präsentiert sich als breiter Boulevard, nachdem die Parkbuchten auf der Seite des Markts einem Aufenthaltsbereich wichen.

Die Siegburgstraße heute: Der Straßenraum ist neu geordnet. Parken am Straßenrand ist verboten. Die ehemaligen Parkplätze gehören nun den Fußgängern. Bänke laden zum Verweilen ein. © Uwe von Schirp
2014 erhielt der Park im Amtshaus eine Spinne als seitdem beliebtes Klettergerät bei Kindern. „Die Spinne ist ein Unikat“, betonte Linnebach. Eine zentrale Bedeutung hat der Busbahnhof, den täglich 270 Linienbusse ansteuern. 2016 verschwanden die diagonalen Haltespuren, eine Mittelinsel bietet Platz für wartende Fahrgäste.
Bauruine stört Aufenthaltsqualität
Bereits im Vorfeld entstand 2015 ein Fuß- und Radweg zwischen Dönnstraße und Rigwinstraße. Quasi an beiden Enden dieser Verbindung bleiben Herausforderungen. Eine davon ist der zweigeschossige Bau an der Siegburgstraße auf der Mittelinsel des Busbahnhofs. Zuletzt beherbergte er eine Spielhalle. Offenbar gibt es jetzt eine Lösung für die weitere Nutzung, die die Stadt in absehbarer Zukunft bekannt geben will.
Zum anderen stößt die Bauruine an der Dönnstraße mit ihren benachbarten ebenfalls maroden und kaum mehr genutzten Gebäudeteilen vielen Mengedern übel auf. Eine bereits terminierte Zwangsversteigerung von gut zwei Dritteln des Komplexes sagte das Amtsgericht im Dezember 2021 ab. „Nur weil sich der Eigentümer nicht kümmert, kann man nicht enteignen“ erklärte Linnebach beim Rundgang. Sie versicherte aber: „Die Stadt hat das im Fokus.“

Stadterneuerung und Schandfleck in direkter Nachbarschaft: Im Rahmen der Sanierung entstanden der Fuß- und Radweg sowie der kleine Spielplatz (im Vordergrund. Keine Lösung gibt es bisher für die Bauruine und die maroden benachbarten Gebäude (im Hintergrund). © Uwe von Schirp (Archiv)
Die Bezirksvertretung appellierte in ihrer März-Sitzung einmal mehr an die Stadt, auf eine Lösung hinzuwirken. „Solange der Bau da steht“, monierte Grünen-Fraktionssprecher Jürgen Utecht, „ist weder die Aufenthaltsqualität gegeben noch das Fassadenprogramm umgesetzt“.
Neuer Platz an der Mengeder Straße
2018 gestaltete die Stadt den gemeinsamen Schulhof der Jeanette-Wolff-Schule am Markt und der Overberg-Grundschule neu. Er ist seitdem eine offene Verbindung für Fußgänger zwischen Mengeder Straße und Rigwinstraße. Zwischen derem östlichen Ende und den als „Mengeder Spinne“ bekannten Kreisverkehren entstand 2020 ein kleiner öffentlicher Garten mit Bänken.

Vor der Sanierung: die Fläche zwischen Jonathan- (l.) und Adalmundstraße (r.) am Ehrenmal vor der Regenbogen-Grundschule. © Stadt Dortmund
Als äußerst langwierig erlebten viele Mengeder den vierten und letzten Bauabschnitt der Ortskernsanierung. Die Mengeder Straße wurde ab Ende 2018 zwischen Siegenstraße und Strünkedestraße mehrfach aufgerissen. Die eigentliche Sanierung erfolgte jedoch erst 2021. Wie auf den anderen Geschäftsstraßen erhielt die Mengeder Straße breite Bürgersteige, einen geordneten Parkraum und eine neue Beleuchtung. Zwischen den Einmündungen Jonathanstraße und Adalmundstraße lädt ein neuer Platz mit Bänken und Bäumen zum Aufenthalt ein.

Mit der Sanierung entstand ein neuer Platz, der zum Aufenthalt einlädt und Raum für Veranstaltungen bietet. © Uwe von Schirp
Axel Kunstmann verwies beim Rundgang auf die ausstehende Einrichtung der Jonathanstraße als Einbahnstraße. Die Regelung soll den Verkehr um die Regenbogen-Grundschule herum führen. Jeden Morgen und Mittag kommt es auch nach Ende der Bauarbeiten noch zu gefährlichen Situationen für die Schulkinder.
„Mengede ist noch nicht fertig“
An der Adalmundstraße wies Susanne Linnebach auf den Effekt des Fassadenprogramms hin. Hier stehen Häuser mit sanierten Fassaden neben solchen, deren Eigentümer das Förderangebot nicht wahrgenommen haben.

Für Susanne Linnebach ist Mengede "ein wunderschöner Stadtteil". Keine Frage: Sie ist zufrieden mit der Sanierung unter ihrer Federführung. © Uwe von Schirp
Insgesamt 3,2 Millionen Euro habe die gesamte Ortskernsanierung gekostet, erklärte die Leiterin der Stadterneuerung. „Mit dem wenigen Geld haben wir eine schöne Optik und funktionale Verbesserungen geschaffen“, sagte Linnebach. „Das heißt nicht, dass Mengede jetzt fertig ist.“
Auf der Agenda steht jetzt die Einrichtung einer „Zone 30“ für den gesamten Ortskern. Die Mengeder Politik diskutiere zudem eine Einbahnstraßenregelung zwischen Sparkasse und Busbahnhof, erklärte Bezirksbürgermeister Kunstmann.
Geboren 1964. Dortmunder. Interessiert an Politik, Sport, Kultur, Lokalgeschichte. Nach Wanderjahren verwurzelt im Nordwesten. Schätzt die Menschen, ihre Geschichten und ihre klare Sprache. Erreichbar unter uwe.von-schirp@ruhrnachrichten.de.
