
© Oliver Volmerich
Rüge für sexistische Werbung in Dortmund: „Habe schallend gelacht“
Diskriminierung
Ist das sexistische Werbung auf einem großen Banner in Dortmund? Eine 64-Jährige sagt ja. Der Deutsche Werberat stimmt ihr zu. Doch der Firmenvertreter sieht das anders.
Gut sichtbar ist das große Banner an der SB-Waschanlage PrimWash an der Evinger Straße angebracht. Bekleidet in einem knappen Bikini macht eine gezeichnete Frau in aufreizender Pose auf die „Pink Power“ des „Power Schaums“ aufmerksam. Denn der pinkfarbene Reinigungsschaum ist das Markenzeichen von PrimWash.
Gerügte Werbung hängt an zwölf Standorten
Mittlerweile gehören zwölf solcher Anlagen zu dem Unternehmen „Clever & Clean“, vertreten durch Detlef Weber. Zu finden sind sie beispielsweise in Castrop-Rauxel, Bochum, Gelsenkirchen und Dortmund. Das Werbebanner mit der sich verführerisch räkelnden Frau befinde sich an allen zwölf Standorten, sagt Weber.

Die dargestellte Frau soll an einen Charakter eines bekannten Films erinnern. © Oliver Volmerich
Doch es gibt Widerstand gegen das Motiv. Nahezu täglich fährt Conny Pape mit der Straßenbahn zur Arbeit oder in die Dortmunder Innenstadt. Dabei ist der 64-Jährigen bereits im Sommer die Werbung an der SB-Waschanlage in Eving aufgefallen. Gegenüber Frauen finde sie das Plakat diskriminierend, sagt sie.
Pape bat in einer Mail darum, die Werbung abzunehmen. Eine Antwort habe sie nie bekommen. „Danach habe ich überlegt, an welche Stelle ich mich deswegen noch wenden kann“, erzählt sie. Das Ergebnis war eine Beschwerde beim Deutschen Werberat. Der Verein fungiert seit fast 50 Jahren als eine Einrichtung zur Selbstkontrolle von Werbung. Geht eine Beschwerde ein, wird diese von der Geschäftsstelle geprüft. Stellt der Rat einen Verstoß gegen den Werbekodex fest, fordert er die Werbenden auf, die Beanstandungen zu beheben.
Werbekodex beinhaltet Richtlinie gegen Diskriminierung
Genau darauf hat auch Conny Pape gesetzt. Bei ihrer Beschwerde bezieht sie sich auf den Bereich der Herabwürdigung und der Diskriminierung. Darin heißt es: „In der kommerziellen Werbung dürfen deshalb vor allem keine Aussagen oder Darstellungen verwendet werden, die Personen auf ihre Sexualität reduzieren oder ihre sexuelle Verfügbarkeit nahelegen.“ Eben diese Richtlinie sieht Pape bei der Werbung von PrimWash verletzt.
Und der Werberat gab ihr recht. Er akzeptierte ihre Beschwerde und rügte deshalb das Unternehmen, das von Detlef Weber vertreten wird. In einer Pressemitteilung erklärt der Rat: „Die Clever & Clean GmbH und Co. KG aus dem nordrhein-westfälischen Titz wirbt für ihre Autowäsche auf einem Plakat mit der Comiczeichnung einer im Bikini posierenden Frau. Insbesondere durch die in Übergröße gezeichneten Brüste, die aufreizende Darstellung sowie ihre knappe Bekleidung werde die Frau laut Werberatsgremium auf ihre Sexualität reduziert und damit herabgewürdigt. Auch hier besteht zudem kein Zusammenhang zur beworbenen Dienstleistung.“
Werbefigur stellt Filmcharakter dar
Weber kann die Rüge nicht nachvollziehen. „Ich habe schallend gelacht, als ich die Nachricht erhalten habe“, sagt er. Eine Werbefirma sei damit beauftragt worden, eine passende Werbung für die SB-Waschanlegen zu kreieren. Dabei sei man auf die fiktive Filmfigur Jessica Rabbit gestoßen. Sie ist einer der Hauptcharaktere in dem Film „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ aus dem Jahr 1988. In dem ihr zugehörigen Wikipedia-Artikel wird sie als „eines der bekanntesten Sexsymbole in der Animation“ bezeichnet.
Ein Problem sieht Weber darin nicht. „Die Figur ist nicht wegen ihres Aussehens, sondern wegen ihrer pinken Kleidung gewählt worden“, erklärt er. Außerdem habe der Film eine Altersfreigabe von zwölf Jahren. „Wer sich daran stört, darf sich auch nicht über die Fernsehwerbung des Erotikshops ‚Eis.de‘ beschweren“, meint er.
Insgesamt habe Weber nur vier Beschwerden wegen der Jessica-Rabbit-Werbung an allen Standorten erhalten. Abnehmen wolle er die Plakate auch deshalb nicht. Conny Pape wird bei ihren Straßenbahnfahrten also weiterhin einer leicht bekleideten Comic-Figur begegnen, die für die Kraft des „Power Schaums“ wirbt.
Geboren in der Stadt der tausend Feuer. Ruhrpott-Kind. Mag königsblauen Fußball. Und Tennis. Schreibt seit 2017 über Musik, Sport, Wirtschaft und Lokales. Sucht nach spannenden Geschichten. Interessiert sich für die Menschen und für das, was sie bewegt – egal in welchem Ort.