Wenn Jürgen Lutterklas aus Lichtendorf über sein E-Bike der Marke Zemo spricht, gerät er ins Schwärmen. Er und seine Frau hatten sich im April 2018 zwei Räder desselben Typs zugelegt: Zemo-Comfort Automatik. Die Räder wurden viel genutzt, hatten sich als äußerst robust erwiesen. Doch dann flatterte plötzlich ein Schreiben ins Haus. „Wir haben erst gedacht, es gibt vielleicht Angebote von Markgraf“, erzählt Jürgen Lutterklas.
Dem war nicht so. Stattdessen ging es in dem Schreiben des Fahrradhändlers um eine Rückrufaktion der Marke Zemo. Davon betroffen sind auch die beiden über fünf Jahre alten Räder des Ehepaars Lutterklas. Und ein einfacher Werkstatt-Besuch, um Teile auszutauschen, reicht in diesem Fall wohl nicht aus. Die E-Bikes müssen eingezogen werden, so die Firma Zemo.
E-Bikes von Zemo: Risse im Rahmen
„Im Zuge der laufenden Qualitätssicherung von Zemo wurde in Einzelfällen eine Rissbildung im Rahmen festgestellt. Dies kann dazu führen, dass sich die Schweißverbindung zwischen Unterrohr und Motoraufnahme löst oder die Motoraufnahme bricht. Wenn dies während des Fahrbetriebs erfolgt, kann es im schlimmsten Fall zu einem Kontrollverlust mit Sturzfolge führen“, so steht es in der Mitteilung, die das Ehepaar Lutterklas ebenso wie andere Betroffene erhalten hat.

„Wir haben uns daraufhin bei Markgraf beraten lassen und dort zwei neue E-Bikes bestellt“, sagt Jürgen Lutterklas. Bei dem Händler ihres Vertrauens in Geisecke, der in dem kleinen Gewerbepark an der Straße Zwischen den Wegen sein Zuhause hat, hatten die Lutterklas auch die Zemo-Räder erworben. „Man hat uns gut beraten und einen guten Preis gemacht“, erklärt der Lichtendorfer.
Regelmäßig haben er und seine Frau ihre Zemo-E-Bikes zur Wartung und für kleinere Reparaturen in Geisecke abgegeben. Nun wurden die Räder dort auch „entwertet“: Ein Loch wird in den Rahmen gebohrt, fertig. Was ihn aber richtig wütend mache, sei der Umgang des Fahrradherstellers mit den Kundinnen und Kunden, so Jürgen Lutterklas.
Das sind die Restwerte der Zemo-E-Bikes
„Es kann doch nicht sein, dass eine so große Firma so mit ihren Kunden umgeht.“ In einer Tabelle, die dem Schreiben des Herstellers beilag, sei der Wert abzulesen gewesen, den die Räder noch haben. Bei den beiden Zemo-Bikes der Familie Lutterklas sind das nur noch 10 Prozent des ursprünglichen Kaufpreises. Wären die Räder vier Monate jünger, wären es 25 Prozent.

„Das mit der Werte-Tabelle muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“, sagt der Lichtendorfer. „Das ist eine Blendung.“ Denn es seien nur ältere Modelle zurückgerufen worden. Doch die Tabelle zeigt auch den Restwert von neuen E-Bikes an, die gar nicht betroffen sind. Diese Auflistung sei eine „Unverschämtheit“, besonders der Sprung auf „bis acht Jahre“.
5.500 Euro haben die Lutterklas 2018 für die beiden Fahrräder bezahlt. Jetzt soll es jeweils nur 550 Euro Erstattung geben. „Für zwei Räder, die gut gewartet und gepflegt sind“, sagt Jürgen Lutterklas. Bei Markgraf habe er viele Betroffene gesehen.
„Eine Dame ist fast in Tränen ausgebrochen. Sie hatte ihr Rad aufgrund von Verletzungen kaum nutzen können und bekommt nur noch einen Bruchteil des Neupreises erstattet“, erzählt der Lichtendorfer. „Falls es eine Sammelklage gegen Zemo gegen sollte, würden wir uns sofort daran beteiligen.“
Was Besitzerinnen und Besitzer von Zemo-E-Bikes zu der Rückrufaktion wissen müssen, haben wir hier zusammengestellt.
Welche Modelle sind von der Rückrufaktion betroffen?
Modelljahr 2014-2017: ZEMO ZE-8 R (Wave), ZEMO ZE-10 Automatic (Wave), ZEMO ZE-8 Disc (Wave), ZEMO ZE-8 Sport (Wave), ZEMO ZE-8 Di2 (Wave), ZEMO ZE-11 Sport (Wave), ZEMO ZE-Scooter 20 (Compact) F &R.
Modelljahr 2018 bis 2019: Tour 14R (Wave), Tour 11S (Wave), Tour 11N (Wave), Tour 10N & DB (Wave), Aktiv 8N 26“ & 28“(Wave), Aktiv 8R 26“ & 28“ (Wave), Scooter 8NF & R (Unisex), Scooter 10D & K (Unisex1).
Gibt es einen Anspruch auf Gewährleistung oder Garantie?
Erfolge der Rückruf innerhalb von zwei Jahren nach Kauf, greife die gesetzliche Gewährleistung, so die Verbraucherzentrale. Da Zemo E-Bikes der Baujahre 2014 bis 2019 zurückgerufen hat, ist diese Frist verstrichen.
Wie sieht es mit einer Gewährleistung auf den Rahmen aus?
Da könnte etwas gehen, so die Verbraucherzentrale. Kundinnen und Kunden sollten jedoch unbedingt prüfen, ob Garantieansprüche bestehen: Auf der Website wirbt Zemo mit einer zusätzlichen Garantie von fünf Jahren auf den Rahmen.
Sollte man das E-Bike trotz Rückruf weiter nutzen?
Wer keinen Anspruch hat, wird vielleicht überlegen, ob das E-Bike weiter genutzt werden kann. „Ein Produktrückruf ist für Kundinnen und Kunden nicht bindend. Sie sind also nicht dazu verpflichtet, die Nutzung einzustellen“, sagt Felix Wacker, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale. Allerdings sollte ihnen bewusst sein, dass ein Rückruf meist nur bei ernsthaften Sicherheitsbedenken erfolgt, da er für den Hersteller mit einem erheblichen Aufwand und auch Imageschaden verbunden ist.
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