Die Ausbildung zum Therapiehund ist ein echtes Brett. Bis sich die Australien-Shepherd-Hündin Lulu (2) offiziell Therapie- und Behindertenbegleithund nennen durfte, war erst einmal Pauken angesagt – für Frauchen und Hund. „Ich weiß gar nicht mehr, wie viele Wochenenden wir über Land gefahren sind und Prüfungen abgelegt haben“, sagt Dr. med Anja Wittkopp. Die Fachärztin für Allgemeinmedizin und Ernährungsmedizin hat seit mittlerweile 24 Jahren eine Hausarztpraxis in Aplerbeck.
Hunde hatte sie schon immer, aber erst mit Lulu kam der Gedanke, den Vierbeiner in das Praxisteam zu integrieren. „Meine Mitarbeiterinnen lieben den Hund“, erklärt Anja Wittkopp. „Das ist leider manchmal nicht förderlich für ihre Figur.“ Diverse Leckerchen wechseln in der Praxis den Besitzer. Nicht, dass Lulu moppelig wäre. Der Hund hat kein Gramm zu viel auf den Rippen, „aber Fressen ist eines ihrer liebsten Hobbys“, sagt Anja Wittkopp.

Zufall führt zu Australien-Sheperd-Hündin Lulu
Das sei ihr und ihrer Hündin bei den praktischen Übungen für die Therapiehund-Prüfung zugutegekommen. Lulu ist ein echtes Arbeitstier – und für eine Belohnung macht sie alles. Mit Bravour meisterte der Australien-Sheperd die Aufgaben. Aber wie kam es überhaupt zu der Idee? „Ich habe schon seit 30 Jahren Hunde und da war immer das Problem: Wo lasse ich sie, wen ich in die Praxis gehe?“, erklärt Anja Wittkopp.
Dann habe sich über eine Patientin durch Zufall ergeben, dass sie einen Australien-Sheperd-Wurf kennenlernen durfte. „Und wie das so ist: Ich konnte nicht Nein sagen.“ Während Frau Doktor erzählt, liegt Lulu unter dem Schreibtisch im Behandlungszimmer und schmatzt zufrieden.
Man merkt sofort: Die beiden sind ein echtes Team. Doch dazu, dass Hündin und Frauchen auch in der Hausarztpraxis so unzertrennlich sind, hat wohl ein „Sportunfall“ in der Welpenschule dazu beigetragen. Lulu brach sich bei einer blöden Aktion den Hinterlauf. „Das heißt: operiert, Riesen-Stress und einem jungen Hund dann zu erklären, dass er sein Bein schonen soll, ging natürlich gar nicht.“
Dr. Anja Wittkopp nahm Lulu von da an immer mit in ihre Praxis mitten in Aplerbeck, gegenüber dem historischen Amtshaus. „Sie konnte mit der Verletzung ja nicht alleine bleiben.“ Und um den jungen Hund bei Laune zu halten, gab es jede Menge Kopfarbeit. Fast drei Monate ging das so, dann durfte Lulu das Hinterbein wieder belasten.

Therapiehund ist wie gute Medizin
„Irgendwann habe ich gedacht: Ich habe das mit dem Sport in die Praxis hineingebracht, mit der Ernährungsmedizin, dann bilde Lulu doch als Therapiehund aus“, sagt Dr. Anja Wittkopp. Lulu war zu diesem Zeitpunkt ohnehin schon ein Teil des Teams. Die Hündin hat überall zugeguckt und auch schon mitgeholfen, Patientinnen und Patienten die Angst zu nehmen, wenn es eine Spritze gab oder die Nadel zur Blutabnahme kam. „Das funktioniert gut bei Kindern. Lulu nimmt die Angst und die Kinder verknüpfen den Besuch in der Praxis mit etwas Positiven.“
Und Lulu muss auch mit raus, auf Hausbesuche. „Lulu geht, aufgrund ihrer Ausbildung mit in die Altenheime. Sie trägt eine eigene Therapietasche, die sie den älteren Menschen bringt und dafür dann eine Belohnung bekommt.“ Für die Menschen, die an Parkinson, Demenz oder den Folgen eines Schlaganfalls leiden, sei es wie gute Medizin, wenn sie den Hund spüren.
Mittags, wenn die Hausarztpraxis geschlossen ist, geht es los. Dr. Anja Wittkopp mit ihrer Arzttasche und Lulu mit der Therapietasche gehen zumeist in die Seniorenheime in der Umgebung. Und Lulu ist schon eine Besonderheit. Therapiehunde gibt es zwar zahlreiche, aber in Hausarztpraxen kaum.
MFA dringend gesucht
„Lulu ist bei vielen Sachen ein Zwischenglied zwischen den Patienten und mir. Ich nehme die Menschen plötzlich ganz anders wahr. Es ist schon spannend, wie Lulu an die Leute dran kommt. Leute, an die Sie sonst neurologisch gar nicht drankommen, die apathisch im Rollstuhl sitzen“, berichtet Anja Wittkopp.
Lulu nehme den Kontakt auf, gebe Nähe und lasse alles mit sich machen. Und was macht die Hündin sonst aus? Sie sei wesensfest, habe unglaublich gute Nerven und sie zeige keine Angst oder Abwehr – egal bei welchen Bewegungen oder Geräuschen. „Da haben wir viel für trainieren müssen.“
Und das Training geht irgendwie immer weiter, denn Lulu muss alle zwei Jahre zeigen, was sie drauf hat als Therapiehund. Um deutlich zu machen, dass Lulu jetzt fest zum Team um Dr. Anja Wittkopp gehört, sind jetzt neue Fotos für die Internetseite gemacht worden.
Wer dort auch auftauchen möchte, der kann sich in der Praxis an der Straße Aplerbecker Marktplatz 6 melden. Gesucht werden dringend Medizinische Fachangestellte (MFA). Bewerbungen gehen per E-Mail an info@wittkopp-vega.de
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