Seit mehr als 60 Jahren gibt es das Café Orchidee im Rombergpark, direkt am Tropenhaus. In Kürze schließt diese Institution in Dortmund-Brünninghausen für eine ganze Zeit. Das Gebäude im typischen 1950er-Jahre Design öffnet am 24. März 2024 vorerst zum letzten Mal. Dann wird es saniert.
Das bedeutet für einige Dortmunderinnen und Dortmunder den Abschied von lieben Gewohnheiten. Denn viele, die hier an diesem Februarnachmittag sitzen, tun das schon seit Jahrzehnten so – und sind nun auf einer Art persönlicher Abschiedstour.

Lehrer-Treff im Café Orchidee
Es wird trubelig an diesem Nachmittag gegen 15.30 Uhr: Der lange Tisch in der Mitte des Cafés füllt sich schnell, im Minutentakt treten sie durch die Tür und begrüßen sich herzlich und überschwänglich: „Ach, die Ulla ist da“, ruft einer. Ja, tatsächlich auch der Wolfgang. Es ist ein großes Hallo. „Lange nicht gesehen, und doch wiedererkannt.“ Anlaufschwierigkeiten hat hier niemand. Die Stimmung ist bestens, ein bisschen wie bei einem Klassentreffen nach langer Zeit.
Und irgendwie ist es das ja auch: Alle waren Lehrerinnen und Lehrer am Hombrucher Helene-Lange-Gymnasium (HLG). Seit 2015 ist das Café dreimal im Jahr ihr Treffpunkt. Dafür sorgt Jürgen Reckermann schon. Er hat das alles im Griff. 30 Leute sitzen schließlich eine Viertelstunde später am Tisch mitten im Café: Es werden Schwarzwälder Kirsch, Stachelbeerkuchen und Erdbeerschnitte serviert.
Und es werden Erinnerungen ausgetauscht, an die Zeiten, als es von 1992 bis 2017 die großen Auftritte des Lehrer-Theaters gab, mit Aufführungen der „Physiker“, der „Feuerzangenbowle“ und „My Fair Lady“. Seit elf Jahren ist Friedel Knoch im Ruhestand, aber die Erinnerungen sind präsent. Deutsch, Geschichte, evangelische Religion und Literatur hat er am HLG unterrichtet; das Theater war eine Herzensangelegenheit. Auch Peter Gollan war damals dabei. Seit einem Jahr ist er im Ruhestand – und nun auch hier bei diesem Treffen im Café Orchidee gelandet.
Wie gehen die Treffen im Café weiter?
Aber wie geht es denn nun weiter mit den regelmäßigen Treffen der fröhlichen Runde, wenn das Café Orchidee am 24. März auf unbestimmte Zeit schließt? „Das besprechen wir heute“, sagt Karl-Heinz Hembach, früher für Erdkunde und Französisch am HLG zuständig. Doch erst einmal wird der Kuchen gegessen, dann wird es Jürgen Reckermann auch für die Zukunft schon richten.
Die Frage, wie es weitergeht, stellen sich unterdessen am kleinen Zweiertisch auch Sigrid Jung und ihre Freundin Ilse. Sie kommen mit dem Bus aus Berghofen hierher. Schon lange? Na ja, sagen sie, so 30 Jahre sind es wohl.
Die beiden kennen sich schon seit einem halben Jahrhundert. Regelmäßig gehen sie im Rombergpark spazieren, der Besuch im Café Orchidee ist immer der krönende Abschluss. Sie sind im Bilde, die beiden: Pächterin Elena Tzima, wechsle ja in den „Goldenen Erntekranz“ an die Stockumer Straße, sagt Sigrid Jung. Aber das mit der Busverbindung von und nach Berghofen sei für sie umständlicher.
Sie sind sicher, sie werden sich etwas einfallen lassen. So eine Renovierung kann einer so langjährigen Freundschaft schließlich nichts anhaben.

Ebenso lange kennen sich schon die beiden Frauen, die am anderen Ende des Cafés sitzen: Sie haben gemeinsam Sport- und Sprachkurse besucht, gehen im Rombergpark spazieren („das ist hier ganz wunderbar“) und eben einmal im Monat ins Café Orchidee . 82 und 83 Jahre sind „Helga und Helga“ alt. Tatsächlich haben beide denselben Vornamen. Sie werden sich etwas einfallen lassen, sagen die Frauen.
Stichtag 24. März
Nach dem 24. März sollen dringend notwendige Modernisierungs- und Umbauarbeiten im Café Orchidee durchgeführt werden. Diese betreffen beispielsweise in der Küche, die Versorgungsleitungen, den Tresenbereich und das Dach des Gastraumes.
Wie lange das dauert, ist offen. Man rechnet wohl zu Recht mit Überraschungen, wenn man in dem alten Bau erst einmal angefangen hat.
Holzsteg am Teich des Rombergparks ist marode: Wann der Steg endlich saniert werden soll
Verkehrsgutachten zur Gesamtschule Brünninghausen liegt vor: Warum ist es noch nicht öffentlich?
Hombrucher hatten neue Leuchten selbst ausgesucht: Jetzt sind sie installiert - mit Problemen