Perfekt zubereiteter Fisch und Eis zum Dahinschmelzen? „Rodenberg 1770“ im Restaurant-Check

„Rodenberg 1770“ verspricht Perfektion: Wir machen den Test
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Fischrestaurant, Café, Eismanufaktur: Das „Rodenberg 1770“ in Aplerbeck verspricht Fisch, „immer fangfrisch“, „immer perfekt zubereitet“ und Konditor-Eis zum „Dahinschmelzen“.

Die Messlatte setzt Geschäftsführer Philipp Nowarre offenbar sehr hoch an. Bei kaum einem anderen Dortmunder Restaurant war die Vorfreude auf die Eröffnung bei den Gästen derart groß. Jetzt ist die Frage: Was ist dran an dem Hype?

Weltmeisterliches Brot an bretonischer Butter

Beim genüsslichen Schlürfen des Aperitifs, in unserem Fall ein Limoncello-Spritz und Rodenbergs alkoholfreier Aperitif, lohnt sich ein schweifender Blick: Mit Liebe zum Detail wurde das Fachwerkhaus eingerichtet. Auf den dunkelgrünen Samtpolstern der Bänke sind zarte Schuppenmuster zu erkennen, selbst auf dem Besteck lässt es sich wiederfinden. Das Licht ist indirekt und gedimmt, der Kerzenschein taucht den Anbau in sanfte Wärme und sorgt damit für eine wohlige Atmosphäre.

Bevor die Vorspeise kommt, bekommen wir Brot mit bretonischer Butter und einer Forellencreme serviert. Die Creme schmeckt rauchig und wunderbar zu dem Brot, das eine gute Konsistenz hat – weltmeisterliches Brot, wie wir dann vom Kellner erfahren. „Wir lassen den Teig tiefgefroren aus Amerika einfliegen und backen es dann hier“, sagt er. Das Brot habe bei den Weltmeisterschaften im Brotbacken den ersten Platz gemacht.

Das Ambiente im Restaurant "Rodenberg 1770" in Dortmund-Aplerbeck lädt zum Verweilen ein.
Das Ambiente im Rodenberg 1770 lädt zum Verweilen ein - so lange, bis ringsherum keine Gäste mehr da sind. © Irina Höfken

Die Vorspeisen, die dann kommen, überzeugen in zwei Punkten: Die Garnelen aus dem Pfännchen mit Knoblauch und Chili (15,90 Euro) sind perfekt gegart. Wie versprochen haben sie eine kräftige Knoblauchnote. Das Tuna Tatar mit Avocado, Limette und Reis-Chip (20,90 Euro) nimmt sich im Vergleich zurück, ist sehr fein abgeschmeckt, schmeckt naturbelassen und wirkt mit der feinen Zitrusnote frisch und leicht.

Thunfisch-Tatar ist auf einem Teller angerichtet.
Das Thunfisch-Tatar schmeckt sehr frisch und naturbelassen. Wer den Geschmack von rohem, frischen Fisch schätzt, sollte es probieren. © Irina Höfken
Garnelen liegen in einem Pfännchen.
Die Garnelen im Pfännchen überzeugen durch einen perfekten Garpunkt. © Irina Höfken

Sehr fein abgeschmeckt - manchmal zu fein

„Schau lieber nicht so genau hin“, hat mir damals meine Mutter als Kind eingebläut, als es Muscheln zu essen gab. Gesagt, getan. Ich habe mich an den Rat gehalten und es nie bereut. Bei uns Zuhause kommen in den Wintermonaten gerne Muscheln auf den Tisch, klassisch: mit Suppengrün gekocht, Lorbeerblatt und Pimentkörnern – sehr kräftig gewürzt.

Weil ich also Fan der Schalentiere bin, bestelle ich den Muscheltopf: ein Kilo Miesmuscheln, klassisch mit Weißwein, Lauch, Sellerie und Möhren für 20,90 Euro. Es hätte sie auch noch mediterran in Tomatensauce und Knoblauch gegeben oder als Curry mit Kokosmilch und Zitronengras. Anders als am Niederrhein – wir essen Schwarzbrot mit Butter und rohen Zwiebeln dazu – gibt es Baguette.

Es dampft aus dem Topf: Die Muscheln schmecken hervorragend frisch. Das Gemüse ist sehr fein geschnitten, aber dennoch bissfest. Der Sud ist für meinen Geschmack zu vorsichtig abgeschmeckt, da könnte im wahrsten Sinn ein bisschen mehr Pfeffer dran; ich bin es aber auch von zu Hause so gewohnt. Ich würde sie trotzdem wieder bestellen.

Der klassische Muscheltopf im Rodenberg 1770 bietet Miesmuscheln.
Das Gemüse ist sehr fein geschnitten, dennoch bissfest: der klassische Muscheltopf im Rodenberg 1770. © Irina Höfken

Neben der Muschelauswahl hat man zwischen zwölf Fischgerichten die Qual der Wahl: darunter auch Scholle, Steinbuttfilet oder Wolfsbarsch. Eine kleine Fleischauswahl ist ebenfalls gegeben, auch ein veganes Gericht ist dabei.

Meine Begleitung Lydia schwärmt derweil vom Zitronenlachs an jungem Spinat, Maisplätzchen und Weißweinschaum (26,90 Euro). Auch hier besticht das Gericht durch einen perfekten Garpunkt und einen ausgewogenen, feinen Geschmack, sagt sie, während ich beherzt zwischen den Schalen in meinem Topf wühle. Wir haben definitiv beide das bekommen, was wir uns gewünscht haben. Zu viel versprochen wurde uns nicht.

Lydia ist von ihrer Auswahl begeistert: Sie hält einen Teller mit einer Portion Zitronenlachs hoch.
Lydia ist von ihrer Auswahl begeistert: Zitronenlachs. © Irina Höfken

Nachtisch ist zum Dahinschmelzen

Der Nachtisch setzt dem Ganzen aber noch die Krone auf: eine Kugel hausgemachtes Roseneis, der sogenannte Lady Chiller (2,40 Euro). Das beste Eis, das ich jemals gegessen habe, war eine Kugel Lavendeleis in einer Eisdiele in Florenz vor der Kathedrale. Davon träume ich heute noch.

Das Eis im Rodenberg 1770 schafft es nicht, das zu überbieten, kommt aber wirklich sehr nah dran. Wie schon bei Vor- und Hauptspeise zeichnet sich auch beim Eis ab, dass sehr fein abgeschmeckt und aufs Detail geachtet wird. Und es ist im wahrsten Sinn zum Dahinschmelzen. Demnächst muss ich noch weitere Sorten ausprobieren. So stehen zum Beispiel Salz-Karamell, Orange-Zimtsorbet oder Hibiskus-Limettensorbet, neben Klassikern wie Vanille oder Schokolade, auf der Karte.

Zwei Personen zahlen insgesamt für Aperitif, Getränke, Vor- und Hauptspeise plus Eis als Nachtisch knapp 130 Euro. Unser Fazit an diesem Abend: Qualität hat ihren Preis.

Eine Kugel hausgemachtes Roseneis steht auf dem Tisch im Rodenberg 1770.
Das hausgemachte Roseneis lässt mich wirklich dahinschmelzen. Sehr, sehr lecker. © Irina Höfken

Bewertungen im Netz

Unser Besuch bekommt glatte fünf Sterne. Von insgesamt 97 Rezensionen bei Google kommt das Rodenberg 1770 auf einen Durchschnittswert von 4,5 von möglichen 5 Sternen. „Darauf hat Dortmund gewartet!“, heißt es dort. Ambiente, Essen und Service werden gelobt. Neben Lob gibt es aber auch kritische Stimmen: So habe man anderthalb Stunden bis zwei Stunden auf das Essen warten müssen, mitunter sei das Essen nur lauwarm gewesen, auch habe das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht immer gestimmt.

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