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Weihnachtsbaum-Rückbau: Was passiert mit den 1700 Rotfichten?
Weihnachtsstadt
Die Reste-Verwertung des größten Weihnachtsbaums der Welt wird womöglich schwieriger als gedacht. Es gibt einen Grund, warum sich die 1700 Rotfichten einzeln nicht zur Dekoration eignen.
Der Abbau des größten Weihnachtsbaums der Welt auf dem Dortmunder Hansaplatz soll am nächsten Montag (9.11.) beginnen. Per Dringlichkeitsbeschluss wurde der Ratsbeschluss, den Baum auch in diesem Jahr aufzustellen und zu finanzieren, aufgehoben.
Oberbürgermeister Thomas Westphal ist damit wohl einem Hinweis der CDU gefolgt, die die erneute Ratsentscheidung für notwendig hielt. Damit ist das Aus des Riesenbaums formal besiegelt, auch wenn der Rat den Beschluss noch mal zur Genehmigung vorgelegt bekommt.
Unberührt davon ist der alte Ratsbeschluss, als Stadt in diesem Jahr die 300.000 Euro Kosten für den Baum zu übernehmen. Wie viel Geld durch den Baustopp und den vorzeitigen Abbau trotz geschlossener Verträge einzusparen ist, ist bislang nicht bekannt.
Die 1700 sauerländischen Rotfichten jedenfalls, sagt Patrick Arens, Vorsitzender des federführenden Schaustellervereins, seien alle geschlagen und zum Großteil auch bereits in Dortmund angeliefert. Die ersten hängen auch schon am Gerüst.

Was soll man mit solchen „Weihnachtsbäumen“ anfangen? © Wilco Ruhland
Nur für Hirsche und Kleinkatzen geeignet
Doch was soll man nun mit den 1700 Rotfichten anfangen? In Zoos mit Elefantenherden könnte man sie an die Dickhäuter verfüttern. Doch Elefanten gibt es im Dortmunder Zoo nicht. „Wir haben zwar Tiere, die das vereinzelt fressen“, sagt der Dortmunder Zoodirektor Dr. Frank Brandstätter, „doch Bedarf für mehr als zehn Bäume haben wir nicht.“
So könnten Hirsche an den Fichten knabbern, und die Bäume könnten als Dekoration für die Gehege der Kleinkatzen dienen. „Für die ist der Harzduft ganz nett“, sagt der Zoodirektor.
Blieben aber immer noch 1690 Rotfichten. Obwohl die CDU noch für den Baum gekämpft hat und die Fichten bezahlt sind, könne man sich gut vorstellen, sie für einen guten Zweck zu verwenden, erklärte CDU-Fraktionchef Dr. Jendrik Suck. „Sie jetzt einfach zu schreddern, wäre grotesk. Dann kann die Stadt sie auch abgeben. Einer guten Idee würden wir uns nicht verschließen.“
Finanzielle und ökologische Verschwendung
Auch die Grünen, die wie die Fraktion Linke plus und die AfD von Anfang an gegen Aufbau und Finanzierung des Baums in diesem Jahr gestimmt hatte, sähen in der einfachen Entsorgung der Rotfichten eine finanzielle und ökologische Verschwendung.
Grüne und Linke plus haben den Vorschlag gemacht, die Fichten an städtischen Gebäuden aufzustellen oder sie an Schulen und Kitas, an Initiativen und Kirchengemeinden beziehungsweise an Hartz IV-Bezieher zu verschenken. „Die einfach auf den Müll zu werfen, fände ich ein bisschen schade“, sagt Utz Kowalewski, Fraktionschef der Linken plus.
Bei der FDP/Bürgerliste und der SPD hieß es am Freitag, (6.11.), man habe sich noch keine Gedanken über die Verwendung der Fichten gemacht. Die Idee, sie zu verkaufen, habe man wieder verworfen, erläutert der SPD-Fraktionsgeschäftsführer Andrew Kunter.
Kränze und Gestecke
Das hat einen guten Grund; denn die Bäume sind als einzelne Weihnachtsbäume nicht geeignet. „Ich fürchte fast, dass man damit nicht viel anfangen kann“, sagt Patrick Arens. Die Bäume seien dürr und eigens so gebaut, dass man sie neben- und übereinander stecken kann.
Er habe mal welche zur Dekoration aufgebaut. Das sei ein trauriges Bild gewesen: „Die will sich keiner ins Wohnzimmer stellen. Sonst hätten wir sie schon längst in die Verlosung gegeben. Wir würden den meisten keine Freude damit machen, und bis Weihnachten sind sie sowieso hin.“ In der nächsten Woche werde man sich gemeinsam mit der Stadt Gedanken über die Verwendung der Rotfichten machen.
Von der Stadt war am Freitag keine Auskunft zur Verwendung der Fichten zu bekommen.
Die Linke plus und die AfD liegen sonst Welten auseinander. Doch Linken-Chef Kowalewski und AfD-Fraktionschef Heiner Garbe kamen am Ende auf dieselbe Idee: Man könne auch das Grün abschneiden und daraus Gestecke machen oder Kränze binden.
Stellvertretende Leiterin der Dortmunder Stadtredaktion - Seit April 1983 Redakteurin in der Dortmunder Stadtredaktion der Ruhr Nachrichten. Dort zuständig unter anderem für Kommunalpolitik. 1981 Magisterabschluss an der Universität Bochum (Anglistik, Amerikanistik, Romanistik).
