An der Rheinischen Straße leistet das Team vom Gast-Haus Dortmund seit vielen Jahren wertvolle Arbeit für wohnungslose Menschen, eine der verletzlichsten Gruppen in dieser Stadt.
Auf drastische Weise ist das in diesem Winter deutlich geworden: Im Januar und Februar starben mehrere Menschen auf der Straße, weil mehrere Faktoren zusammenkamen. Unterkühlung, ein allgemein schlechter körperlicher Zustand und auch Substanz-Missbrauch, aber auch eine Schieflage bei den Übernachtungsmöglichkeiten im Winter.
Enorme Belastung
„Die physische und psychische Belastung von obdach- und wohnungslosen Menschen ist enorm“, sagt Katrin Lauterborn, Geschäftsführerin des Gast-Haus e.V.. Ein wesentlicher Teil der Arbeit im Gast-Haus basiert auf Spenden.
Große Freude löste in dem Verein deshalb diese Nachricht aus: Fünf Dortmunder Rotary-Clubs haben über einen Zeitraum von eineinhalb Jahren gemeinsam Spendengeld gesammelt. In den Clubs schließen sich Menschen aus verschiedenen Berufsgruppen zusammen und setzen sich für humanitäre und soziale Zwecke ein.
Hohe Spendensumme
150.000 Euro kamen auf diese Weise im Rotary-Club (RC) Dortmund, RC Dortmund-Hörde, RC Dortmund-Neutor, RC Dortmund-Romberg und RC Dortmund-Westentor zusammen. Bei der Übergabe der Spende betonten die Organisatoren gemeinschaftlich: „Niemand soll in unserer Stadt vergessen werden.“ Die „Notlage“ von wohnungslosen Menschen sei ein „zentrales Thema in Dortmund“.
Bekannt ist das Gast-Haus-Angebot vor allem durch die Essensausgabe und den Frühstücksraum direkt in Sichtweite des Dortmunder U. Doch die Einrichtung, 1996 gegründet, leistet hinter der leuchtend roten Fassade der Nachbarhäuser Rheinische Straße 18 und 20 noch viel mehr.

Zunächst eröffneten vor fünf Jahren Praxisräume für die medizinische Behandlung in vielen Fachdisziplinen von Augenheilkunde bis Gynäkologie. Im Sommer 2024 schließlich ging das „Gesundheitshaus“ an den Start. Dieses soll wohnungslosen Männern und Frauen einen Schutzraum für Hygiene, Gesundheit und Beratung sein.
Hinter einem Empfangsbereich geht es in Richtung der Duschen. Auf dem Weg dorthin befindet sich eine Art Schalter, an dem die Besuchenden frische Kleidung erhalten. Die Mitarbeiterinnen an der Ausgabe agieren in mehreren Sprachen, hinter ihnen liegen stapelweise unterschiedliche Kleidungsstücke.
Glücklich nach der Dusche
Ein Mann kommt gerade aus dem Waschbereich und läuft in Richtung Ausgang. Er zieht eine kleine Duschgel-Duftwolke hinter sich, das Gesicht sieht frisch rasiert aus. Er setzt ein breites Lächeln auf, zeigt an sich herunter, macht ein zufriedenes Geräusch und ist in diesem Moment ganz offensichtlich glücklich mit seinem aktuellen Zustand.

Was für die meisten eine Selbstverständlichkeit ist, bedeutet den Menschen hier viel. Gut 40 Personen nutzen laut Gast-Haus während der Öffnungszeiten die Duschmöglichkeiten.
Ein wichtiges Element ist der abgetrennte Hygienebereich für Frauen, in dem ihrer Intimsphäre geschützt wird. „Viele von ihnen haben Gewalt und Missbrauch erlebt und brauchen einen sicheren Raum“, sagt Katrin Lauterborn.
Viele kleine Dinge
Die „beeindruckende“ Spendensumme und das „außerordentliche Engagement“ der Dortmunder Rotary-Clubs seien Lauterborn zufolge direkt in die Schaffung dieses Hygienezentrums geflossen.
Es sind darüber hinaus viele kleine Dinge, die das Gesundheitshaus zu einem wertvollen Ort machen. Auf einer Etage findet Rechtsberatung statt, es gibt Zugang zu Computern, in anderen Räumen arbeiten die Gäste kreativ. Oder sie bekommen einen Haarschnitt in angenehmer Atmosphäre.
Es gibt Filmabende, Spieleabende und Gottesdienste, bald möglicherweise sogar einen eigenen Chor. Sabine Hense, Netzwerk-Koordinatorin im Gast-Haus-Team sagt: „Es geht auch um psychische Gesundheit. Darum, dass Menschen sich wieder mit sich selbst gut fühlen und wissen, wie sie ticken.“