Giftige Pflanze an Dortmunder Spazierweg beseitigt Doch die Gefahr ist nicht ganz gebannt

Giftige Pflanze wuchs an Spazierweg: Gefahr auch nach Rodung nicht ganz gebannt
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Ein aufmerksamer Spaziergänger hatte die Gefahr erkannt – und sich an uns gewandt: An einem beliebten Spazier- und Radweg im Dortmunder Westen will er Bärenklau entdeckt haben. Eine gefährliche, weil giftige Pflanze, die zu heftigen Verbrennungen auf der Haut führen kann. Der Bärenklau sollte dort frei zugänglich, direkt am Wegesrand, stehen.

In der Tat fanden wir am sogenannten Mergelkopfweg, der von der Martener Straße abzweigt und bis zu Schloss Dellwig führt, Pflanzen, die Bärenklau ähnlich sahen. Auch der Dienst Google Lens, eine App zur Bilderkennung, zeigte an, dass es sich um das giftige Gewächs handeln könnte. Noch am Sonntag (18.6.) haben Radfahrer es dort wuchern sehen.

Für Rosalie Surmann, Pflanzenexpertin aus Castrop-Rauxel, die wir zur Sicherheit befragt haben, war schnell klar: Bei dem Gewächs handelt es sich um Bärenklau. Sie erkannte mit großer Wahrscheinlichkeit sogar eine sogenannte Herkulesstaude – den Riesen-Bärenklau, und damit eine besonders giftige Art.

Die Empfehlung Surmanns, die unter anderem als Kräuterscout arbeitet und auch Waldführungen anbietet (www.kraeutersafari.de): „Sofort roden, bevor er Samen bildet.“ Und sich weiter ausbreitet. Und bevor jemand mit ihm in Berührung kommt und sich Verletzungen zuzieht.

Bis vor wenigen Tagen noch wucherte der Riesen-Bärenklau am Mergelkopfweg in Lütgendortmund
So wucherte der Riesen-Bärenklau noch bis vor wenigen Tagen am Spazierweg. © Jaschinski

Bärenklau wurde gerodet

Die Gefahr ist nun aber gebannt: Stauden und Blätter sind recht plötzlich verschwunden, ziemlich großflächig ist gerodet worden: Von der Bahnunterführung bis zur Martener Straße steht am Wegesrand nichts mehr. Auch wenn der Bärenklau sich gar nicht über die komplette Fläche ausgebreitet hatte.

Wer das Kraut entfernt hat, ist offen. Das Grünflächenamt oder die EDG waren es nicht, wie eine Anfrage bei der Stadt ergab. Am Donnerstag (22.6.) konnte die Stadt noch nicht abschließend sagen, ob es sich überhaupt um städtische Fläche handelt, auf der der Bärenklau wuchs. Man gehe aber eher davon aus, dass dies nicht der Fall sei, hieß es.

Am Mergelkopfweg in Lütgendortmund wurde der Riesen-Bärenklau großflächig gerodet.
Alles weg: An beiden Seiten des Weges wurde gründlich gerodet. © Jaschinski

Es gibt laut Stadt auch keinen generellen Zwang, Riesen-Bärenklau zu beseitigen. Wohl aber bekämpfen ihn Städte und Kommunen meist – zum Schutz der Bürger und Umwelt: Selbst der Naturschutzbund (Nabu) warnt vor der „stark umstrittenen Pflanze“, die aus dem Kaukasus eingewandert ist. Sie hat nicht nur negative Folgen für andere Pflanzen, schon leichter Kontakt kann heftige Konsequenzen für Menschen und Tiere haben.

Denn: Der Saft des Riesen-Bärenklaus ist gefährlich. Er tritt aus den Brennhaaren aus, die sich unter den großen Blättern befinden und setzt die Widerstandskraft der Haut gegen UV-Strahlen herab. Gerade wenn die Sonne scheint, kann er laut Nabu auf der Haut „aggressiv reagieren“ und zu „verbrennungsartigen Verletzungen“ führen. Das Perfide, so Pflanzen-Kennerin Rosalie Surmann: „Man merkt es – anders als bei der Brennnessel – gar nicht sofort.“ Erst wenn man sich länger in der Sonne aufhalte, könne es zu den gefährlichen Hautreaktionen kommen.

Rosalie Surmann, Pflanzenexpertin aus Castrop-Rauxel
Rosalie Surmann ist Pflanzenexpertin aus Castrop-Rauxel und hat den Riesen-Bärenklau für uns identifiziert. © Zoé Kozlowski (Archiv)

Wie stark die ausfallen, ist unterschiedlich: Es kann zu brennenden und juckenden Entzündungen der Haut kommen, zu Blasenbildung. In selteneren Fällen auch zu Fieber, Schweißausbrüchen und Kreislaufstörungen.

Der Kahlschlag in Lütgendortmund hilft Spaziergängern kurzfristig. Langfristig entfernt sein dürfte der Riesen-Bärenklau damit allerdings nicht, sagt Surmann. Eine einzelne Pflanze habe etwa 500.000 Samen. „Da wächst im kommenden Jahr wieder etwas“, prognostiziert die Expertin. Auch der Nabu spricht von einer sehr „wuchskräftigen“ Pflanze, der schwer beizukommen sei.

Surmann rät: Sobald Spaziergänger oder Radfahrer im kommenden Frühjahr neue Triebe sehen, sollten sie diese sofort melden. Adressat ist hier laut Stadt das Umweltamt. Auch wenn die betroffene Fläche nicht städtisch ist, leitet es die Meldungen an den entsprechenden Eigentümer weiter.

Spaziergänger und Radfahrer in Lütgendortmund können nun vorerst nicht mehr so leicht in Kontakt mit dem giftigen Pflanzensaft kommen – ganz verschwunden ist der Riesen-Bärenklau aus dem Mergelkopfweg allerdings noch nicht. Nah am Bahndamm, über den die RB 43 fährt, wuchert er immer noch. Dort hat er in der Nähe einer Unterführung besonders stark ausgeschlagen. Hier erkennt Rosalie Surmann ebenfalls eine Herkulesstaude. Auch wenn sie hinter einem massiven Zaun steht, warnt die Expertin: „Die Blüte wird noch groß und sollte sofort entfernt werden.“

Riesen-Bärenklau wächst nah am Bahndamm in Lütgendortmund
Hinter einem Zaun, ganz nah am Bahndamm, wächst am Mergelkopfweg immer noch Riesen-Bärenklau. In diesem Fall ein sehr großes Exemplar. © Natascha Jaschinski

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