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Rewe-Schließung lässt Menschen für einen attraktiven Stadtteil kämpfen
Unterschriftenliste
Manchmal braucht es schlechte Nachrichten, damit etwas Gutes entsteht: Nach der Nachricht, dass der Benninghofer Rewe schließt, kommt ordentlich Bewegung in den Stadtteil.
Ein gutes Gefühl hatten viele Benninghofer schon länger nicht, was „ihren Rewe“ an der Overgünne angeht. Sie ahnten, dass es den vielleicht bald so nicht mehr geben wird. Dann die Nachricht: Der Rewe schließt am 31. Dezember.
So nicht hinnehmen wollte das die Benninghoferin Monika Landgraf. Sie startete eine Unterschriftenaktion - und fand nicht nur dabei Unterstützer, sondern in Jan Wittkamp einen aktiven Mitstreiter. Der 38-Jährige war gleich, nachdem die Nachricht von der bevorstehenden Schließung öffentlich wurde, für sich aktiv geworden.
Der junge Familienvater wohnt mit seiner Familie in Benninghofen. Seine älteste Tochter besucht die Benninghofer Grundschule. „Wir gehen zwei Mal am Tag hier am Rewe vorbei“, sagt Wittkamp. Da bekomme man ja mit, wie wichtig das Geschäft hier sei. Für junge Familien wie seine, aber auch für die vielen alten Menschen.
Seine persönliche Motivation erklärt der gebürtige Wellinghofer so: „Vor vielen Jahren gab es in Welllinghofen im Ortskern einen Edeka. Als der schloss, habe es einen fünfjährigen Leerstand gegeben, „der nicht unbedingt dazu beigetragen hat, den Ortskern atttraktiver zu machen“.
Unterschriftenlisten in mehreren Geschäften
Nun also packen Landgraf und Wittkamp die Sache gemeinsam an. Sie haben den Protest gegen die Schließung auf breitere Füße gestellt: „Initiative attraktiver Ortskern Benninghofen“ heißt ihre Unterschriftenaktion nun. Die Listen liegen in mehreren Geschäften aus:
- Lohbach Apotheke
- Stöberstübchen
- beim Friseur
- Lotto-Geschäft
- Kirchengemeinde St. Benno

Die Initiatoren waren angetan vom Zuspruch bei der Unterschriftenaktion auf der Benninghofer Straße - inzwischen liegen die Unterschriftenlisten in mehreren Geschäften aus. © Initiative
Und darum geht es den Initiatoren genau:
„Für viele Bewohner des Stadtteils hat der Standort des Marktes die immensen Vorteile, dass er fußläufig zu erreichen ist und trotzdem den Grundbedarf an - auch teilweise hochwertigen - Lebensmitteln sichert. Der Markt im Ortskern ist außerdem Begegnungsort, man pflegt hier persönliche und soziale Kontakte. (...) Die Immobilie an der Kreuzung Overgünne / Benninghofer Straße bildet zusammen mit der Kirche St. Benno und der Bäckerei Grobe das maßgebliche Gesicht des Ortes. Die Neuvermietung der Immobilien hat also direkten Einfluss auf die Attraktivität des Stadtteils – positiv wie negativ!“
Mit ihrem Engagement will die Initiative nun dafür sorgen, dass es in die positive Richtung geht. Sie wollen den offenen Austausch und die Diskussion aller Akteure, um eine „Perspektive für Benninghofen“ zu schaffen. Sie fordern eine „Aufwertung des Stadtteils durch ein „qualitativ hochwertiges und nachhaltiges Lebensmittelhandelskonzept bei der Neuvermietung“. Sie wollen ein „gleich- oder höherwertiges Lebensmittelangebot ansiedeln, Discounter vermeiden („worst case Textildiscounter“, sagt Wittkamp) und längeren Leerstand unbedingt verhindern“ - einen Leerstand, wie es ihn beim Nachbarn Wellinghofen gab, bevor „Action“ dort einzog.
Initiatioren: Es gibt zwei verschiedene Besitzer
Klar ist: Rewe ist nur Mieter des Gebäudes. Das teilt der Konzern jetzt auf Anfrage mit. Und: Es gibt nicht nur einen Vermieter: Super- und Getränkemarkt haben unterschiedliche Vermieter. Bei dem Grundstück handele es sich um ein Erbpachtgrundstück, so Wittkamp. Er hat inzwischen Kontakt mit den Vermietern aufgenommen. Beide hätten sich „zwar nicht in die Karten schauen lassen“, so Wittkamp „wofür ich absolut Verständnis habe“. Aber beide Vermieter hätten signalisiert, dass man offen sei für einen Brief der Benninghofer.

Der Rewe mit Getränkemarkt an der Overgünne. Die bevorstehende Schließung macht viele Benninghofer jetzt mobil: Sie kämpfen für ein attraktives Stadtteilzentrum. © Britta Linnhoff
Genau den soll es nach Ende der Unterschriftenaktion - die bis zum 30. September läuft - geben. Dann soll ein Brief samt Unterschriftenliste an die Eigentümer gehen - mit der Bitte, ein persönliches Treffen mit zwei Vertretern der Initiative zu vereinbaren. Man wolle den Eigentümern zeigen, dass man sich als Benninghofer Gedanken über die Zukunft des Ortskerns mache, so Wittkamp.
Monika Landgraf freut sich über die große Resonanz auf die Aktion, wie sie sagt. Es sei beim Unterschriftentermin am Mittwochmittag (16.9.) jede Menge los gewesen an der Benninghofer Straße. Auch Pastor Martin Blume von der St. Benno Gemeinde sei gekommen. „Die Leute hatten wegen Corona sogar ihren eigenen Stift mit“, freut sich Monika Landgraf, die selbst jede Menge Desinfektionsmittel angeschleppt hatte. Sie selbst hat inzwischen etwa 60 Unterschriften auf den Listen, die sie selbst hat. Wie viele Unterschriften auf den anderen Listen inzwischen zusammengekommen sind, kann Landgraf derzeit nicht sagen.
Auf die Bäckerei Malzer, die derzeit im Rewe vertreten ist, scheinen die Benninghofer demnächst erst einmal verzichten zu müssen. Monika Landgraf sagt, das Unternehmen habe ihr gegenüber geäußert, dass man am Standort zunächst nicht wieder einsteigen werde.
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