Philipp und Jonathan wollen das Bauen revolutionieren Preis für junge Architekten

Revolution im Bauen beginnt mit Steineklopfen: Preis für junge Architekten
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Architekten-Nachwuchs müsste es in Dortmund reichlich geben. Denn mit der Technischen Universität und der Fachhochschule gibt es gleich zwei Architektur-Studiengänge in der Stadt. „Doch die meisten Absolventen zieht es weg aus Dortmund“, hat Philipp Valente beobachtet „Es fehlt den meisten der Mut, in die Selbstständigkeit zu gehen.“

Philipp Valente hat den Mut gehabt. Vor drei Jahren hat sich der 31-Jährige, der in Dortmund, Lissabon, Tokio und München studiert und sein Studium 2019 an der TU München abgeschlossen hat, selbstständig gemacht und in seiner Heimatstadt Dortmund das Architekturbüro Less Plus gegründet.

Jetzt wird Philipp Valente gemeinsam mit Jonathan Schmalöer mit dem Förderpreis der Stadt Dortmund für junge Künstlerinnen und Künstler in der Sparte „Architektur und Städtebau“ ausgezeichnet. Der Preis wird seit 1978 alle zwei Jahre in wechselnden Kunstsparten verliehen und ist mit insgesamt 15.000 Euro dotiert

Ausstellung im „Schauraum“

Die Einstufung als Künstler kann man bei Philipp Valente wörtlich nehmen. Das Büro Less Plus, das Valente gemeinsam mit Nils Martens in Dortmund und Bottrop gegründet hat, versteht sich als „kollaboratives und experimentelles Studio“ in den Bereichen Architektur, Stadtplanung und Design.

„Der Name Less Plus weist auf das Gleichgewicht von Leere und Inhalt hin“, heißt es in der Selbstbeschreibung. Man entwerfe „permanent Projekte und Objekte mit experimentellen und innovativen Zielen“. Ein Objekt Valentes ist aktuell in einer Ausstellung im Schauraum an der Brückstraße zu sehen.

Philipp Valente mit seiner Installation, die zurzeit im "Schauraum" an der Brückstraße zu sehen ist.
Philipp Valente mit seiner Installation, die zurzeit im "Schauraum" an der Brückstraße zu sehen ist. © Oliver Volmerich

Genau das würdigt auch die Jury des Förderpreises unter dem Vorsitz von Planungsdezernent Ludger Wilde. Sie lobt Philipp Valente „für einen sensiblen, ortbezogenen und ästhetischen wie nachhaltigen Anspruch an Architektur. Vom städtebaulichen Maßstab, wie beispielsweise der Entwicklung der Zeche Crone in Dortmund, bis hin zu kleineren Kunstinstallationen entwerfe er „stets mit Gespür für den jeweiligen Ort und für die Region des Ruhrgebiets“.

Philipp Valente selbst ist davon überzeugt, dass gerade das Ruhrgebiet junge, andersdenkende Architekten gebrauchen kann. „Oft fehlt bei Planungen der Ortsbezug“, meint er. Die Bebauung am Phoenix-See kritisiert er als „gesichtslose Architektur“. Umso mehr freut er sich, dass der Ansatz von Less Plus durchaus Erfolg hat. „Unsere Bauherren lassen sich gerne überraschen“, sagt Philipp Valente: „Und wir haben extrem viel Freude an unseren Projekten.“

Alte Bausubstanz retten

Einen ähnlich kritischen Ansatz verfolgt der Mit-Preisträger Jonathan Schmalöer. Der gebürtige Hörder hat in Graz und Aachen studiert und sich in seiner Masterarbeit kritisch mit dem Abriss des Hochhauses an der Kielstraße auseinandergesetzt. Er zeige ein „ökologisches und gesellschaftliches Bewusstsein, das sich gegen die Wegwerfmentalität wendet“, stellt die Jury des Kunstpreises fest.

Jonathan Schmalöer hat ein Konzept für den Erhalt des Hochhauses an der Kielstraße entwickelt.
Jonathan Schmalöer hat ein Konzept für den Erhalt des Hochhauses an der Kielstraße entwickelt. © Oliver Volmerich

In der Tat hat der 31-Jährige seine Probleme mit dem herkömmlichen Bauen, das er oft als Verschwendung von Ressourcen sieht. Er setzt auf den Erhalt des Bestands und das „zirkuläre Bauen“ mit Upcycling und Wiederverwertung von Materialien. Ein Anliegen, das Jonathan Schmalöer etwa mit dem Recycling von Steinen von Abbruchhäusern in Lütgendortmund umsetzt. Die Revolution im Bauen beginnt mit Steineklopfen. Und auch ein Teil der alten Wandfliesen aus der Stadtbahnstation Hauptbahnhof soll gerettet werden.

„Baukreisel“ ist der Titel des Projekts, das Schmalöer mit zwei Mitstreitern umsetzt. Er hinterfrage „die architektonischen Bedingungen und Prozesse, aber auch die eigene Rolle, die politischen und sozialen Möglichkeiten kritisch und produktiv“, stellt die Förderpreis-Jury fest. Und vielleicht beginnt für Jonathan Schmalöer mit dem „Baukreisel“ ja ebenfalls der erfolgreiche Weg in die Selbstständigkeit.

Bürgermeisterin Barbara Brunsing überreichte den beiden gebürtigen Dortmundern Philipp Valente (l.) und Jonathan Schmalöer ihre Urkunden und gratulierte herzlich im Namen der Stadt
Bürgermeisterin Barbara Brunsing überreichte den beiden gebürtigen Dortmundern Philipp Valente (l.) und Jonathan Schmalöer am Sonntag (11.12.) ihre Urkunden und gratulierte im Namen der Stadt. © Dortmund-Agentur/Roland Gorecki

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