Der Himmel ist grau an diesem Mittwochnachmittag. Einzelne Jogger sind unterwegs. Mütter und Großeltern mit Kindern steuern auf einen der Spielplätze zu. Im Hintergrund knattern die Motoren von Gabelstaplern, Absperrgitter klappern metallen aufeinander. Auf der Festwiese des Revierparks Wischlingen läuft der Aufbau zum „Pollerwiesen-Festival“.
Bauzäune sichern Flächen auf beiden Seiten der Festwiese. Dumpf klingt der Pflasterhammer, hell die Schüppen mit Sand und Schotter für die Fugen. Nahezu an jeder Ecke des 39 Hektar großen Areals sind Landschaftsgärtner und Wegebauer unterwegs. Nicht wegen des „Pollerwiesen-Festivals“: Vielmehr ist die Renovierung des 50 Jahre alten Erholungsparks auf der Zielgeraden. Gut ein Viertel der Freizeitoase wird einem neuen Konzept folgend saniert.
Am 18. Juni (Sonntag) will der Regionalverband Ruhr (RVR) die Eröffnung feiern – nicht nur im Dortmunder Westen, sondern auch in den anderen vier Revierparks zwischen Duisburg und Herne. Bei einem Rundgang mit Vertretern von RVR und Revierpark sehen indes viele Teile noch dermaßen nach Baustelle aus, dass der Termin der Eröffnung eher ambitioniert erscheint.
Wasserspielplatz
Markantestes Beispiel: der neue Wasserspielplatz am Hauptweg zwischen Eishalle und Festwiese. Das ausführende Unternehmen für Garten- und Landschaftsbau scheint seinen halben Fuhrpark im Revierpark einzusetzen: Radlader, Bagger, Planierwalzen stehen zwischen großen Natursteinblöcken, Bergen von Pflastersteinen sowie Sand- und Schotterhaufen. Das künftige Highlight für die jüngsten Besucher ist nur mit viel Fantasie in seinen Konturen sichtbar.
Susanne Bramborn-Schulz, Gesamtprojektleiterin für die Renovierungsmaßnahmen in allen Revierparks, zerstreut die Zweifel. Dabei setzt sie natürlich auf den Einsatz der Handwerker. Aber nicht nur: „Am 30. Juni endet der Förderzeitraum“, sagt sie. „Wir müssen fertig werden.“
Auch Hendrik Berndsen, Wischlinger Parkleiter im Ruhestand und studierter Gartenbauingenieur, ist sicher, dass Kinder zur Eröffnung im Wasser planschen und im Sand rummatschen können.

Stolz ist er auf das Bewässerungskonzept. Die Spielgeräte werden entsprechend der Auflagen mit Frischwasser gespeist. Das Wasser für das Matschen in den Rinnen und Mulden komme in geprüfter Qualität aus dem nahegelegenen Parksee und fließe dorthin wieder zurück. „Das ist aus ökologischer Sicht ein ganz großes Pfund“, sagt er mit Blick auf den Wasserkreislauf stolz.
Die anderen klassischen kleineren Spielplätze sind verteilt über den gesamten Park und schon weitgehend fertig. Es fehlt nur noch das eine oder andere Detail. Auf der Wiese zwischen zentralem Hauptweg und dem Sommerbad indes ist eine erdene Schneise. Hier war einst eine Seilbahn für Kinder. „Nicht mehr zeitgemäß“, sagt Hendrik Berndsen. Daneben steht nun eine Kletteranlage im goldgelben Spielsand, gesponsert von der Sparkasse Dortmund.
„Dieser Spielbereich wird später sukzessive bis zum Wasserspielplatz hin um weitere Geräte ergänzt“, erklärt Berndsen. Nächstes Projekt: Drei riesige Schalltrichter, die die Geräusche des Waldes, des Seebereichs und des benachbarten Naturschutzgebietes einfangen und hörbar machen.

Auf einem „Grünen Loop“ können die jungen Revierpark-Besucher spielerisch die Natur erleben und kennenlernen. Im bewaldeten Teil zwischen See und Wischlinger Weg sind zahlreiche Spielstationen entstanden. Beispiel: eine übliche wie ungewöhnliche Reck-Anlage. An einer Reckstange hängt eine überdimensionale metallene Fledermaus kopfüber an den Beinen – Lehrstück aus der Natur und Anleitung zum Nachmachen.
Fertig ist ein „Grünes Klassenzimmer“ für naturnahen Unterricht. Große Naturstein-Quader stehen im Halbkreis. In einem von der Graffitti-Gruppe „Lackaffen“ gestalteten Container lagern Schüppen, Eimer, Lappen und Schürzen. „Keine wertvollen Dinge“, sagt Hendrik Berndsen. „Einbrechen lohnt sich nicht.“
Neben dem Klassenzimmer ist eine weitere Station des grünen Loops: eine große Nestschaukel. Der Clou: Das Nest ist ein großes Ahornblatt – das neue Logo des Revierparks Wischlingen. „Ahorne sind die diesen Park prägenden Bäume“, erklärt Gesamtprojektleiterin Susanne Bramborn-Schulz.
Im nördlichen Teil führt ein Weg zu einer Terrasse am Seeufer. „Vision Trees“ aus Edelstahl ragen in die Höhe. Durch die Teleskope können Besucher Baumkronen in Augenschein nehmen. Gut 50 Meter entfernt steht nur ein großes Betonfundament im Wasser. Ab Mitte Juni können Kinder hier auf dem noch fehlenden Steg durch „Aquaskope“ Flora und Fauna unter Wasser beobachten.

„Park erleben – Natur erlernen“ ist das Motto des „neuen“ Revierparks. Und das berrierefrei: Das behinderten-politische Netzwerk stand den Planern beratend zur Seite. Am Haupteingang befindet sich auf einem Pult eine taktile Karte des Parks – auch für Rollstuhlfahrer ertastbar. Die Parkbänke haben Aufstehhilfen und an der Seite einen Stellplatz für Rollatoren.
Mit der Umgestaltung vereint der Park Freizeit, Natur und Erlebnis. Nicht alles ist neu. 50 Jahre alte Elemente verbinden sich mit zeitgemäßer, ökologischer Landschaftsgärtnerei. Beispielhaft ist der Bereich am Wischlinger Weg.
Die einst gemähte Rasenfläche ist nun eine (von vielen) Wildblumenwiesen, hier mit alten Obstbäumen. Daran schließen sich Blumenbeete an. Auf den Einfassungen überbrücken Ruheliegen das Blütenmeer. Ein Stück weiter stehen die alten Spieltische für Schach und Mühle. Auf Betonmauern aus den 70er Jahren sind neue Sitzauflagen aus Holz.

Nur einen Steinwurf entfernt, ganz im Südwesten des Revierparks liegt der neue Stellplatz für Wohnmobile. Der Bau der Anlage ist weit fortgeschritten. An diesem Mittwochnachmittag arbeiten noch fleißig die Handwerker. Wann ist Eröffnung?
Die Frage klärt sich am Donnerstagmorgen (25.5.). „Am Freitag ist es endlich soweit und wir eröffnen offiziell den Stellplatz“, schreibt Betreiber Ralf Tebartz an unsere Redaktion. Aufgrund des möglichen Meisterschaftsgewinnes stehe gefühlt ganz Dortmund Kopf. „Aufgrund der Nachfragen nach einem Stellplatz rechnen wir mit einem vollen Haus.“
Auf der anderen Seite des Revierparks stehen derweil noch Bauzäune diagonal über den Parkplatz an Bäderwelt und Eishalle. Sie säumen einen breiten, gepflasterten Fußweg. Er führt in direkter Linie von der S-Bahn-Haltestelle in den Park. „Endlich haben wir einen richtigen Eingang“, sagt Hendrik Berndsen.

Die Achse soll Besucher aller Generationen in den „neuen“ Revierpark führen. Auf rund sechs Millionen Euro belaufen sich die Gesamtkosten. „Unser Ziel ist, neue Wege zugehen, damit auch junge Leute den Park genießen können“, sagt Susanne Bramborn-Schulz. Verteilt über die gesamte Fläche stehen hohe Masten. Sie sorgen flächendeckend für W-Lan-Empfang.
„Wir wollen Digitalisierung und Natur verbinden.“ Deswegen zeigen viele Hinweisschilder und Erklärungstafeln auch QR-Codes. Mit dem Smartphone können Besucher den Park erkunden und tiefer gehende Informationen bekommen. Und es gibt die Revierpark-App, die unter anderem zu einer Schatzsuche einlädt.
Damit nicht genug der technischen Neuerungen. Der gesamte Park hat neue Wegeleuchten. Die LED-Leuchtmittel strahlen zum Insektenschutz nach unten und sind dimmbar. Die Steuerung erfolgt automatisch, je nach Tageslicht. „Nachts schalten wir sie ab“, erklärt Hendrik Berndsen. „Wir wollen Lichtsmog vermeiden.“
Die Masten haben die Form eines gebogenen Grashalms. Clou an den Hauptwegen im inneren Park-Bereich: Eine zweite Leuchte strahlt grün – in der Hausfarbe des Dortmunder Revierparks. „Einmal am Tag gibt es eine grüne Stunde“, verspricht Susanne Bramborn-Schulz einen besonderen Effekt.
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