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Wut bei Caterpillar: „Die wollen nicht einen Arbeitsplatz retten“
Betriebsversammlung
Hinter den Kulissen wird heftig um die gut 600 Jobs bei Caterpillar in Dorstfeld gekämpft. Vergeblich? Während einer Betriebsversammlung am Montag fiel den Beschäftigten die Kinnlade runter.
Dass der US-Konzern Caterpillar sein Werk in Dorstfeld schließt und die Produktion riesiger Bagger nach Indonesien verlagert, damit haben sich die 620 Beschäftigten schon fast abgefunden. Was sie aber am Montag von ihrem Betriebsrat und der Gewerkschaft IG Metall während einer Betriebsversammlung in der Warsteiner Music Hall hörten, machte sie wütend.
„Wir haben den Verhandlungsstand in Sachen Interessenausgleich und Sozialplan dargelegt. Und wir haben erklärt, dass wir im Hintergrund auch einen Investor haben, mit dem wir an anderen Standorten schon gute Erfahrungen gemacht haben“, erklärte Olaf Kamhöfer, Gewerkschaftssekretär bei der IG Metall, nach der Versammlung im Gespräch mit unserer Redaktion.
Caterpillar blockiert Nachfolge-Option
Bei dem Investor handelt es sich um den Finanzinvestor One Square, mit dessen Hilfe, so der Plan, die Produktion am Standort Dorstfeld umgestellt und der Einstieg eines neuen Unternehmens ermöglicht werden soll. „Es sind alle bemüht, eine Alternative zu Caterpillar zu schaffen, aber in einer Videokonferenz mit der Unternehmensführung wurde deutlich, dass die kein Interesse daran hat“, so Olaf Kamhöfer. Es sei nicht mal einer Machbarkeitsstudie zugestimmt worden. „Die haben sich auf das Ende der Fertigung zum 31. Juli 2021 eingeschossen und wollen nicht einen Arbeitsplatz hier retten.“

Einst freudig begrüßt, will Caterpillar nun zum 31. Juli 2021 seinen Produktionsstandort in Dortmund aufgeben. Die Produktion der riesigen Bagger wird nach Indonesien verlagert. © Stephan Schütze (A)
„Jedes Gespräch über eine Nachfolge-Investition wird blockiert. Man fürchtet wohl, dass ein Konkurrenz-Unternehmen erwachsen könnte“, berichtete auch Dirk in der Beck, der Sprecher der Verhandlungsgruppe, der neben der IG Metall und dem Betriebsrat auch die Technische Beratungsstelle des Landesarbeitsministeriums angehört.
Gemeinsam muss man jetzt versuchen, die Wut in der Belegschaft zu kanalisieren. „Wir müssen gucken, dass dem Einzelnen nicht durch Unbedachtheit Nachteile entstehen“, sagt Dirk in der Beck. Wie er schildert, wird gerade erheblicher Druck auf die Beschäftigten ausgeübt. „Es heißt: entweder ihr baut bis zum Ende oder wir schließen früher.“
Während Caterpillar angibt, die Produktion aus Kostengründen nach Indonesien zu verlagern, kann Dirk in der Beck überhaupt nicht verstehen, warum das US-Unternehmen sich gerade angesichts der weltweiten Krisenlage so von einem Standort abhängig machen will. „Wir bauen die weltgrößten Hydraulik-Bagger, die vor allem im Bergbau zum Einsatz kommen. Wenn die Produktion einmal aufgegeben ist, wird sie so schnell nicht wieder aufgebaut werden können“, so Dirk in der Beck.
Caterpillar-Rettung durch die Politik wohl gescheitert
Hatten noch im Mai Oberbürgermeister Ullrich Sierau (SPD) und auch NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) angekündigt, das persönliche Gespräch mit den Caterpillar-Chefs in den USA suchen zu wollen, so setzen die Arbeitnehmervertreter darauf keine Hoffnung mehr. „Auch die Politik wird wohl nichts mehr ausrichten können. Wirtschaftsförderer Thomas Westphal war bei unserer Belegschaftsversammlung dabei und am Dienstag haben wir einen Termin bei ihm. Da wird es darum gehen, wie man den Caterpillar-Standort in Dorstfeld ganz anders entwickeln kann“, sagt Dirk in der Beck.
Um eine Rettung des Werks geht es also längst nicht mehr, sondern um eine möglichst sozialverträgliche Abwicklung. „Geld für einen Sozialplan, der Abfindungen oder den Übergang in eine Transfergesellschaft regelt, steht wohl zur Verfügung“, so Olaf Kamhöfer von der IG Metall.
Von der Politik erwarten die Beschäftigten jetzt vor allem eins: dass die Caterpillarstraße an ihrem Werk wieder umgewidmet wird. „Ohne Caterpillar macht das keinen Sinn. Sie soll wieder Igelhorst heißen“, sagt Dirk in der Beck.
Nach mehreren Stationen in Redaktionen rund um Dortmund bin ich seit dem 1. Juni 2015 in der Stadtredaktion Dortmund tätig. Als gebürtigem Dortmunder liegt mir die Stadt am Herzen. Hier interessieren mich nicht nur der Fußball, sondern auch die Kultur und die Wirtschaft. Seit dem 1. April 2020 arbeite ich in der Stadtredaktion als Wirtschaftsredakteur. In meiner Freizeit treibe ich gern Sport: Laufen, Mountainbike-Fahren, Tischtennis, Badminton. Außerdem bin ich Jazz-Fan, höre aber gerne auch Rockmusik (Springsteen, Clapton, Santana etc.).
