Die Gastro-Kette „L‘Osteria“ (hier Gründer Friedemann Findeisen bei der Eröffnung des Restaurants am Friedensplatz 2015) hat zwei Lokale in Dortmund. Sie gehört zu den Unterzeichnern des Brandbriefs. © Oliver Schaper (Archivbild)
Gastronomie in Corona-Zeiten
Restaurants in Dortmund fordern Lockdown-Ende - aber es gibt auch andere Stimmen
Vor dem Corona-Gipfel am Mittwoch haben über 100 Gastro-Unternehmer ein Ende des Lockdowns gefordert. Ihnen gehören mehrere Restaurants in Dortmund. Aber nicht alle sehen das so..
Ein Straßencafé im Kreuzviertel am 1. November 2020: Die weit auseinander gestellten Tische sind vollbesetzt. Die Menschen, die an ihnen sitzen, genießen die Sonnenstrahlen dieses ungewöhnlich warmen Spätherbst-Sonntags, vor ihnen dampft der Kaffee in großen Tassen. „Habt einen schönen Monat“, sagt die Kellnerin zu Gästen, die zahlen und sich verabschieden.
Aus der Hoffnung, dass der Gastro-Shutdown innerhalb weniger Wochen vorbei sein werde, ist nichts geworden: Seit jenem Tag, an dem Dortmunds Lokale zum vorerst letzten Mal ihre Gäste bewirten durften, sind mittlerweile vier Monate ins Land gegangen.
Nun, kurz vor dem nächsten Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Länderchefs am Mittwoch (3.3.), wollen viele Gastronomen nicht mehr warten.
Brandbrief an Kanzlerin Merkel und Länderchefs
In einem sogenannten „Brandbrief“ wandte sich der „Gastgeberkreis Deutschland“ - ein Zusammenschluss von über 120 Gastro-Unternehmen deutschlandweit - an die Politik. Ihre zentrale Botschaft: „Wir fordern, dass die Restaurants parallel mit dem Einzelhandel wieder öffnen und für ihre Gäste da sein dürfen.“
Zu den Unterzeichnern gehören auch viele Unternehmen mit Restaurants in Dortmund, etwa das Alex, das Extrablatt, das Hans im Glück, die L‘Osteria und das Vapiano in der City oder auch das Steakhaus „The Ash“ an der Stadtkrone Ost.
Dortmunder Roadstop-Chef: „Wir sind kein Pandemietreiber“
Auch Hubertus Brands Restaurantgruppe ist auf der Liste zu finden. Der Dortmunder Gastronom ist Mit-Gesellschafter des Roadstop in Syburg und dreier gleichnamiger Partner-Restaurants. „Wir sind kein Pandemietreiber“, sagt Brand im Gespräch mit unserer Redaktion als Begründung für die Forderung nach dem Gastro-Neustart.
Allein die vier Roadstop-Restaurants haben nach Angaben von Brand seit Beginn der Pandemie einen „knapp sechsstelligen Betrag“ in Anti-Corona-Maßnahmen investiert, von Plexiglas-Trennwänden bis hin zu beheizbaren Außenbereichen. „Unsere Hygienekonzepte greifen“, sagt der Gastronom, der auch Vorsitzender des Branchenvereins „Ausgehen in Dortmund“ ist.
Der Biergarten des Roadstop an der Hohensyburg (hier ein Bild von 2019) musste an den ersten warmen Wochenenden des Jahres geschlossen bleiben. © Oliver Schaper (Archivbild)
Brand steht „voll und ganz“ hinter dem „Brandbrief“, in dem es auch heißt: „Jede weitere Verzögerung eines Re-Starts ist nicht mehr nachvollziehbar und wird von den Menschen nicht verstanden.“
Der schnellstmögliche Neustart sei für viele Gastronomen wirtschaftlich überlebenswichtig, sagt Lars Martin, der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) Westfalen.
Dehoga: Gastronomen gehen an die Altersversorgung
„Man muss keinen Master in Betriebswirtschaft haben, um zu verstehen, dass das Eis mit jedem Tag der Schließung dünner wird“, sagt er auf Anfrage unserer Redaktion. „Man hält sich im Moment irgendwie mit Krediten über Wasser oder geht an die Altersversorgung.“
Die Zukunftsängste der Branche finden auf Ebene der Landespolitik offenbar Gehör: NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) forderte in einem Interview mit dem Handelsblatt am Sonntag die schrittweise Öffnung von Restaurants und Lokalen im Laufe des März.
Wenkers-Chef: Muss an die Gesundheit meiner Mitarbeiter denken
Es gibt aber auch Stimmen in der Dortmunder Gastro-Szene, die nachdenklich auf die Frage nach der Wiedereröffnung reagieren. Jörg Kemper etwa, Geschäftsführer des „Wenkers am Markt“, sagt: „Wenn ich Impfverweigerer habe, die sich bei mir treffen wollen, habe ich momentan keine Handhabe, die zu kontrollieren.“
Er wünscht sich deshalb weiterreichende Regelwerke von der Politik: „Damit ich auch für die Sicherheit meiner Mitarbeiter sorgen kann.“
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