Mehrfach musste man sich an neue Restaurant-Namen gewöhnen: In Toplage, am Freistuhl 3 in der Dortmunder City, geriet zunächst das Sabe Mente durch Corona und einen Wasserschaden in Schieflage - nach grundlegender Renovierung ging mit neuem Konzept aber altem Betreiber im Herbst 2021 das Genuss Kult an den Start. Langfristig half auch der Neuanfang nicht. Seit dem Spätsommer 2024 hat nun Mehmet Ilginsu hier das Sagen - er ist der Chef im neuen Restaurant Wamo.
Sein Herz schlägt für echte neapolitanische Pizza, erzählte der Vollblut-Gastronom zur Eröffnung - wir hoffen, dass man das bei unserem Restaurant-Check auch schmeckt. Wir besuchen das Wamo an einem Donnerstag zum Mittagessen und sind um kurz nach 12 Uhr zunächst die einzigen Gäste - das fühlt sich einen kurzen Moment etwas merkwürdig an. Aber der Empfang ist freundlich und die Einrichtung und Atmosphäre wirken auf uns sehr gemütlich und einladend.
Zudem ist der Blick in die digitale Speisekarte vielversprechend: Es gibt reichlich Auswahl, wir finden schnell etwas, müssen jedoch feststellen, dass die Speisekarte zumindest an diesem Tag ihre Tücken hat.
Die Speisekarte im Wamo
Dabei bleiben beim ersten Blick auf die Speisekarte keine Wünsche offen: Bei den Vorspeisen finden wir die üblichen Klassiker wie Bruschetta, Antipasti, und Carpaccio. Es gibt zwölf Salate und sieben Fleisch- und Fischgerichte. Der Schwerpunkt liegt eindeutig auf Pizza (30 Varianten) und Pasta (16 Gerichte).
San Marzano Tomatensauce und Fior di Latte Mozzarella sind für die Pizzen die gute Grundlage, beim zusätzlichen Belag gibt es neben vegetarischen Varianten auch reichlich Auswahl bei Fisch (Sardellen, Thunfisch und Lachs) sowie Fleisch (Salami, Schinken, Speck und Salsiccia).
Weitere Kategorien auf der Speisekarte: Zwei Kindergerichte, Desserts sowie mehrere Getränkekarten - von Aperitifs, Shakes, Heißgetränken und Eiskaffee über hausgemachte Limonade bis zu Wein und Cocktails reicht die große Auswahl. Man merkt, dass sich das Wamo nicht als reines Restaurant versteht, sondern auch Café und Bar sein möchte. Um die Getränke geht es uns heute aber nicht - wir haben Hunger und entscheiden uns daher fix für unser Essen.

Vorweg bestellen wir Carpaccio und Bruschetta, als Hauptspeisen soll es die Pizza Zucchini Pancetta mit Burratta sowie Spaghetti Carbonara geben. Das Pasta-Gericht steht in der Karte in der eingedeutschten Variante mit Sahne. Auf Nachfrage meines Mannes sichert uns der Kellner jedoch zu, dass der Koch auch die klassische Variante ohne Sahne zubereiten kann. Das freut meinen Mann - bevor leider die erste Enttäuschung folgt.
Eine Viertelstunde nach unserer Bestellung kommt der Kellner an den Tisch und offenbart uns, dass Carbonara heute nicht machbar ist - der Lieferant habe keine Eier geliefert. Natürlich kann es passieren, dass Gerichte aus sind. Als sehr unglücklich empfinden wir aber, dass der Kellner uns nicht direkt darauf hinweist. Und dass es ausgerechnet an Eiern scheitern soll, ist für uns auch nicht richtig nachvollziehbar.
Mein Mann schwenkt um, bestellt einen anderen Klassiker: Spaghetti Aglio e Olio. Sein Sonderwunsch, zusätzlich Garnelen, ist kein Problem.
Die Gerichte im Geschmackstest
Die beiden Vorspeisen werden zeitgleich an den Tisch gebracht und sehen ansprechend aus. Die Bruschetta schmeckt mir gut: Die gerösteten Brotscheiben sind außen knackig, innen schön fluffig. Die Tomaten sind mit leckerem Öl und Knoblauch angemacht - für mich hätte es mehr Salz sein dürfen, aber das lässt sich leicht nachwürzen. Die drei dicken Scheiben Brot machen schon ordentlich satt, beim nächsten Besuch würde ich die Vorspeise teilen.
Mein Mann ist mit seinem Carpaccio grundsätzlich auch zufrieden, nicht überragend, aber „solide“, so fasst er es zusammen. Er isst gerne intensiv gewürzt, daher hätte er sich mehr Pfeffer gewünscht. Eine schön frische Note gibt die Zitronenvinaigrette.

Wie bereits die Vorspeisen sind auch beide Hauptgerichte mit reichlich Rucola angerichtet - der Rucola ist auf der Karte auch erwähnt, zumindest bei den Nudeln hätte es für unseren Geschmack aber auch weniger davon getan. Die Pasta schmeckt meinem Mann grundsätzlich gut, nur die Garnelen sind beim Anbraten etwas trocken geraten. Er entdeckt auf seinem Teller keine Chilischoten, wie auf der Karte aufgeführt, aber das Gericht bringt trotzdem eine gute Schärfe mit. Ein Gericht, mit dem man nichts falsch macht, das aber auch nicht lange im Gedächtnis bleiben wird.
Im Gegensatz zur Pizza: Die bekommt von mir eine uneingeschränkte Empfehlung - so wünsche ich mir neapolitanische Pizza immer. Der dicke Rand mit den typischen dunklen Flecken, außen knusprig, innen weich. Der Teig in der Mitte dünn und üppig belegt. Die Zucchini mit ihrem naturgemäß milden Geschmack geht fast etwas unter, aber insgesamt ein richtig, richtig leckeres Essen. Die Kugel Burrata zerfließt beim Anschneiden, der Geschmack ist sehr milchig-mild, das passt insgesamt sehr gut zum Rest des Belags.

Die Pizza ist sehr groß, der Rand des Tellers von oben nicht mehr zu sehen - ich bin dementsprechend pappsatt. Trotzdem lasse ich mich von meinem Mann noch dazu überreden, ein Dessert zu teilen. Beim Bestellen erleben wir allerdings die nächste Enttäuschung; Weder Tiramisu noch Panna Cotta können wir bestellen. Der Kellner entschuldigt das erneut mit „Lieferproblemen“. Auf der Karte stehen als weitere Desserts noch Schokoladensoufflé und Eis - darauf haben wir aber keine Lust, also endet unser Mittagessen etwas unbefriedigend.
Die Preise
Für zwei Vorspeisen, zwei Hauptgerichte sowie drei Kalt- und zwei Warmgetränke zahlen wir insgesamt 67,60 Euro. Wir sind durchaus gut gesättigt und empfinden das preislich als fair. 13,90 Euro kostet die große Pizza mit Burrata - dafür zahlt man andernorts mehr. 14,60 Euro stehen für die Spaghetti mit Extra-Garnelen auf unserem Bon - ebenfalls günstig.
Service und Atmosphäre
Die Einrichtung im Wamo gefällt uns gut - warm und rustikal. An den schweren Holztischen stehen bequeme Sessel, die für Farbakzente sorgen. Die Deko ist stimmig, wirkt auf uns modern und zugleich gemütlich. Ebenso warmherzig ist der Empfang durch das Service-Personal. Der junge Mann lächelt uns an, kümmert sich gut.
Als zu lang empfinden wir allerdings die Wartezeit, insbesondere wenn man bedenkt, dass an diesem Mittag außer uns nur drei weitere Tische mit jeweils zwei Personen besetzt sind. Vom Betreten des Restaurants bis zum Bezahlen vergehen knapp zwei Stunden. Für eine Mittagspause deutlich zu lang. Die Vorspeisen stehen erst etwa 35 Minuten nach dem Bestellen auf unserem Tisch, die Hauptgerichte nach über einer Stunde.

Und natürlich trübt auch die Tatsache den Gesamteindruck, dass es drei Gerichte, die wir gerne bestellt hätten, nicht gab. Im Gespräch nach unserem Check bestätigt Mehmet Ilginsu die Lieferprobleme, die sein Mitarbeiter bereits erwähnt hatte. „Es kann schon mal passieren, dass bei einer Lieferung Dinge fehlen. Normalerweise besorge ich die Sachen dann selbst. Das ging heute aber nicht, weil ich krankheitsbedingt alleine in der Küche war.“ Dass ihn das ärgert, merkt man deutlich: „Es sieht für den Gast natürlich blöd aus.“
Über den Personalmangel erklärt er auch, dass die Wartezeiten länger waren als üblich: An anderen Tagen kümmere er sich mittags überwiegend um die Pizzen, eine zweite Köchin übernimmt die anderen Gerichte. Fürs Abendgeschäft komme zudem ein weiterer Koch.
Ilginsu wirkt im Gespräch durchaus glaubhaft, wir werden dem Wamo insbesondere aufgrund der tollen Pizza bei einem rein privaten Besuch sicherlich noch eine zweite Chance geben - in der Hoffnung, dass die Mankos Lieferprobleme und Wartezeiten dann nicht mehr auftauchen.

Die Anfahrt
Vom Hauptbahnhof ist man in maximal 5 Minuten am Wamo, Freistuhl 3. Wer mit dem Auto kommt, kann direkt nebenan im Parkhaus Freistuhl parken.
Die Netzstimmen
Die sehr gute Pizza wird ein Grund sein, warum das Wamo in den Google-Rezensionen gut abschneidet: 4,5 von 5 Sternen bekommt das Restaurant bei 61 Bewertungen (Stand 8.11.2024). „Sehr leckere Pizza“, „sehr guter Pizzateig und eine besondere Tomatensauce“, „Pizza war grandios“, „beste vegetarische Pizza, die ich seit langer Zeit hatte“ - die Meinungen zum Klassiker der italienischen Küche sind eindeutig. Viel Lob gibt es außerdem für das nette Personal und die Atmosphäre.
Restaurant Wamo in Dortmund - alle Infos
Adresse: Freistuhl 3
Öffnungszeiten: So-Do 11 bis 23 Uhr, Fr+Sa: 11 bis 1 Uhr
Kontakt: 0231 18579691
Im Web: Online-Speisekarte auf www.menu.menuemen.com, Instagram: wamo_do
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