Westermanns verlässt Kaiserviertel Schuld sind auch fehlende Parkplätze, sagt Chef Manuel Kraas (39)

Restaurant Westermanns verlässt Dortmunds Kaiserviertel
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Wenn Manuel Kraas über sein Lokal am Eingang des Kaiserviertels spricht, ist da immer noch Begeisterung: „Das ist ein wunderschönes Objekt, das unheimlich viel Spaß macht“, sagt der 39 Jahre alte Gastronom. Gleichwohl steht Kraas‘ Entscheidung fest: „Wir werden die Kaiserstraße verlassen.“

Kraas ist Mitinhaber der „Westermanns“-Restaurants. In den vergangenen Jahren haben er und seine Geschäftspartnerin Anke Westermann von ihrem Stammsitz in Lünen aus nach Dortmund expandiert: 2019 eröffnete das „Deli“ an der Kaiserstraße, 2022 folgten das „Wirtshaus“ in Berghofen und die „Brasserie“ am Phoenix-See.

Ende Januar folgte dann die erste Schließung: Das „Deli“ im Kaiserviertel blieb zu - das für den Standort sehr wichtige Mittagsgeschäft habe sich wegen des verstärkten Homeoffice im Zuge von Corona nicht mehr erholt, sagte Kraas damals. Er hatte aber offengelassen, ob das „Westermanns“ an der Kaiserstraße nach einer „internen Findungsphase“ mit einem neuen Konzept wiedereröffnet.

Diese ist nun vorbei - und sie fiel negativ aus. Zwar habe man etwa überlegt, das in Berghofen erfolgreiche Wirtshaus-Konzept auch an die Kaiserstraße zu bringen, aber: „Dafür ist die Einrichtung zu mediterran-hip“, meint Kraas. Das Ladenlokal umzubauen würde eine „locker fünfstellige Investition“ nötig machen, „und das wäre zu hoch für uns“.

Kaiserstraße liegt „bescheiden“

Denn es gibt trotz seiner guten Lage eine wichtige Sache, die für Kraas und Westermann gegen den Standort sprechen: „Es hat für uns nicht mehr funktioniert, ihn in unsere Lokal-Gruppe einzubauen.“

Durch die Eröffnung der beiden Restaurants im Dortmunder Süden habe sich die Logistik-Achse weiter nach Osten verschoben: Mitarbeiter, Lebensmittel und Material pendeln nun vorwiegend über die B236 zwischen Lünen, Hörde und Berghofen. Die Kaiserstraße hingegen liege da „logistisch bescheiden“, erklärt Kraas.

Manuel Kraas im "Westermanns"-Stammhaus in Lünen
Mitinhaber Manuel Kraas im "Westermanns"-Stammhaus in Lünen © Westermanns

Dazu komme die aktuelle Häufung an Baustellen im Kaiserviertel und - noch schwerwiegender - die Park-Problematik. „Unsere Mitarbeiter finden dort oft keinen Parkplatz“, sagt Kraas. An den anderen Standorten gebe es das Problem nicht.

Für Kraas ist der Kaiserstraßen-Standort besser geeignet für ein Einzel-Lokal, auf das sich die Betreiber ganz und gar konzentrieren können. Wie attraktiv das Ladenlokal am Eingangstor des Kaiserviertels ist, zeige sich an der großen Anzahl der Interessenten: Nach der ersten Berichterstattung über die Überlegungen des „Westermanns“, die Kaiserstraße zu verlassen, haben sich etliche Gastronomen bei Kraas gemeldet.

Das Westermanns an der Kaiserstraße wird nicht mehr aufmachen.
Das geschlossene Westermanns an der Kaiserstraße wird nicht mehr aufmachen. © Jule Hoffmann (Archivbild)

Die Bandbreite der potenziellen Nachmieter sei riesig: Unter ihnen seien italienische und griechische Konzepte, Cocktailbars, Anbieter von Salat- und Bowls... „Es wird sich da alles vorgestellt, alles - außer deutscher Küche“, bemerkt Kraas mit einem Schmunzeln. Für ihn ein Indiz, dass er mit seiner Vermutung richtig liegt, dass gutbürgerliche westfälische Küche à la „Westermanns“ im zunehmend hippen Kaiserviertel nicht mehr so gefragt sei.

Welcher Interessent letzten Endes den Zuschlag für die Pacht bekommt, weiß Kraas nicht. Es ist auch gar nicht seine Entscheidung. Hauptmieter der Räume ist die Radeberger-Gruppe, die durch solche Mietverhältnisse sicherstellen kann, dass in den jeweiligen Gastronomien ihre Getränke ausgeschenkt werden - im Fall der „Westermanns“-Räume an der Kaiserstraße war das „Brinkhoff‘s“.

Die Pacht des „Westermanns“ läuft noch bis Jahresende - doch wenn sich schon früher ein Nachfolger finden lässt, freue er sich natürlich, sagt Kraas. Nochmal öffnen wird das „Westermanns Deli“ bis dahin nicht. „Der Aufwand, es offenzuhalten, ist zu groß.“

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