Mehr als ein Jahr lang stand dieses Dortmunder Lokal leer: Erst haben die Vermieter niemanden gefunden, der es betreiben wollte. Und als der Mietvertrag unterschrieben war, dauerte es noch Monate bis zu Eröffnung. Die alte Konzession war abgelaufen.
Am 17. Februar aber war es soweit: Surendran Jegatheeswaran öffnete die Türen der Gaststätte „Glück auf“ und belebte damit das Lokal des gleichnamigen Gartenvereins in Dorstfeld wieder. Der neue Pächter kennt sich aus in der Gastronomie: Er ist gelernter Koch, war schon Küchenchef im „Swabedoo“ im Klinikviertel und betreibt ein Golfclub-Restaurant in Hagen. Vom „Glück auf“ sei er sofort begeistert gewesen, sagt er: Die Lage im Grünen, die überdachte Außenterrasse. Da komme Urlaubsfeeling auf.

Bei unserem Restaurant-Test an einem Freitag im März hat das nicht ganz geklappt. Das Wetter war schlicht zu trist-kalt. In der Gaststätte aber empfing uns Jegatheeswarans Frau Anuja Mohan warmherzig. Ob wir reserviert hätten? Nein. Macht nichts, es sind noch genügend Tische frei. Mohan weist uns aber darauf hin, dass es etwas dauern könnte: An einer langen Tafel sitzt eine 18-köpfige Gesellschaft und wartet noch auf den Hauptgang.
Egal, wir wählen einen Tisch in die Ecke und bestellen Getränke: Ein alkoholfreies Bier, eine Flasche Wasser und ein Glas Grauburgunder. Da kann man nicht viel falsch machen. Der Wein allerdings hätte etwas kälter hätte sein können.
Die Vorspeisen
Eines vorweg: Wir waren etwas skeptisch. Im Internet hatten wir schon auf die Speisekarte geschaut und die hat uns zweifeln lassen, weil sie so bunt gemixt ist. Es gibt italienisch-spanische Vorspeisen, im Hauptgang Currys und Pasta, aber auch gutbürgerliche Gerichte wie Sauerbraten, Schnitzel und Gulasch.
Nach jahrelangem Konsum von Restaurant-Tester-Sendungen hören wir Christian Rach & Co förmlich rufen: Nein, Kardinalfehler, das darf man doch nicht! Mehr Konzentration auf eine Richtung! Doch „Glück auf“ zeigt uns schnell: Auch so eine Karte kann super funktionieren und hohe Qualität bieten.
Als Vorspeisen wählen wir eine Gulaschsuppe und gebackenen Fetakäse. Der Mann ist begeistert von der Suppe. Sie hat eine ordentliche Fleischeinlage, viel Paprika und insgesamt „viel Wumms“, wie er sagt. Er löffelt sie komplett auf.
Mit dem Fetakäse starte ich mit dem Gericht, das mich unterm Strich am wenigstens begeistert: Der Käse könnte stärker im Geschmack sein. Und: Ich finde die (an sich sehr leckere) Honig-Senf-Sauce passt nicht. Daher lasse ich sie stehen und esse den Feta garniert mit dem dazu gereichten Rucola.


Die Hauptspeisen
Aufs Hauptgericht habe ich mich besonders gefreut: Für mich war sofort klar, dass ich das rote Thai-Curry probieren werde. Die Portion ist riesig: Eine große Schale ist großzügig mit Reis gefüllt, darüber das Curry bestehend aus Hähnchen, Kaiserschoten, Paprika, Champignons, Zitronengras, Brokkoli und Kokossauce. Es schmeckt fantastisch, genau richtig scharf, cremig, das Gemüse ist knackig-frisch, immer wieder kommt der Zitronengrasgeschmack leicht durch.
Der Mann wählt das Kontrastprogramm, einen Klassiker aus der Schnitzelkarte: Dortmunder Krüstchen, ein Schweineschnitzel auf Toast mit Spiegelei und Champignons. Auch er ist erneut begeistert. Das Fleisch ist schön dünn und gut gebraten, die Rahmsauce lecker und mit Speckwürfeln noch mal richtig deftig. Pommes gibt es auch, dabei gehören sie nicht unbedingt zu einem Krüstchen.
Ein besonderer Clou: Den Beilagensalat kann man sich an einem kleinen Salat-Buffet selbst zusammenstellen. Das ist selten geworden, weil wegen der unplanbaren Reste eher teuer für den Gastronomen. Auch hier ist aber wieder alles absolut frisch.

Die Nachspeise
Nachspeisen stehen gar nicht auf der Karte. Eigentlich sind wir auch schon pappsatt, aber wir sind nun mal zum Testen da und fragen daher, ob es generell keine Desserts gibt.
Zum Glück sind wir so neugierig, Anuja Mohan erklärt uns, dass sie immer ein Dessert im Angebot hätten. An diesem Abend „Panna cotta“. Wir entscheiden uns, eines zu teilen. Mohan weist darauf hin, dass das „Panna cotta“ sehr klein sei, aber wir wollen ja eh nur noch probieren. Daher reicht uns das Gläschen, das kommt. Super cremig ist das Dessert und nicht zu süß. Wären wir nicht so satt, würden wir noch eine Portion ordern. Die Betreiber sollten ihre Nachspeise des Tages unbedingt auf einer Tafel bewerben. Nicht jeder fragt nach.

Die Preise
Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unfassbar gut: Vor allem die Portionen der Hauptspeisen sind riesig, die Qualität ist top und die Preise dafür recht niedrig: Das Dortmunder Krüstchen kostet 15,90 Euro, das Curry 16,90. Die gehaltvolle Gulaschsuppe nur 5,90 Euro. Fast kaum vorstellbar, wie sich diese rechnen soll.
Der Fetakäse kommt als einziges Gericht fast teuer daher mit 10,90 Euro. Die Getränke wiederum sind im Vergleich zur Systemgastronomie aber auch zu vielen anderen Restaurants günstig: 1,70 Euro für ein frisch gezapftes Brinkhoff´s, eine 0,33l-Flasche Pepsi für 2,50 Euro. Das Glas Grauburgunder kostet 5,20 Euro.
Wichtiger Hinweis: Bei unserem Besuch konnte man noch nicht mit Karte zahlen. Darauf sollte vielleicht gleich zu Beginn hingewiesen werden. An vielen Tagen hätte uns das kalt erwischt, dieses Mal hatten wir ausnahmsweise genug Bargeld dabei.
Der Service
Volle Punktzahl für den Service: aufmerksam, freundlich, zuvorkommend. Anuja Mohan und auch der Chef selbst kamen öfter vorbei, um zu fragen, ob alles gut ist. Wir mussten letztlich auch gar nicht so lange aufs Essen warten wie angekündigt. Die Abläufe sind reibungslos. Wir konnten beobachten: Alle 18 Personen am langen Tisch bekamen ihre Hauptspeise gleichzeitig. Man merkt, in der Küche stehen Profis.
Die Atmosphäre
Die Atmosphäre ist vielleicht das einzige Manko: Wer lauschige Beleuchtung und hip-trendige Ausstattung sucht, ist falsch bei „Glück auf“. Es ist eine traditionelle Gaststätte: rustikale Stühle an Holztischen, die Wände zum Teil noch holzverkleidet. Uns hat es nicht gestört. Nur die vielen Strahler in der Decke machen den langgezogenen Raum ziemlich hell. Da könnte man vielleicht noch etwas dimmen.
Im Sommer kann sicher die Außenterrasse punkten. Gerade bei Familien: Kinder können sich auf dem Gartenvereins-Spielplatz austoben und die Eltern haben sie von ihrem Tisch aus gut im Blick.

Parkplätze und Kontakt
Die Gaststätte liegt im Gartenverein „Glück auf“, Am Hartweg 119. Tische können unter Tel. 0231/970 633 72 reserviert werden. Einige Parkplätze sind direkt vor dem Eingang vorhanden. Wer über die Planetenfeldstraße kommt, muss aufpassen: Dort wird es ab April eine monatelange Großbaustelle geben.

Bewertungen im Netz
Da das Restaurant noch recht jung ist, gibt es bei Google erst 18 Bewertungen. Die sind aber sehr positiv: 4,8 von 5 möglichen Sternen. Die Qualität der Speisen, die Preise und der Service werden gelobt. Auch in einer Dorstfelder Facebook-Gruppe wird das Lokal häufiger von Usern empfohlen.
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