Es geht vom Dortmunder zum Recklinghäuser Hauptbahnhof. Der Morgen in Dortmund ist trüb und so auch die Stimmung an Gleis 26. Das liegt an diesem Tag aber nicht – wie sonst so oft – an einer Zugverspätung oder gar einem -ausfall, sondern ist der Uhrzeit geschuldet.
Laut der digitalen Anzeige, die über den Köpfen der Wartenden schwebt, läuft alles nach Plan: Um 8.26 Uhr soll die Regionalbahn 32 eintreffen und genau sieben Minuten später in Richtung Duisburg Hauptbahnhof starten.
Für mich geht die Reise bis zum Bahnhof in Wanne-Eickel, um dort in den Ersatz-Bus nach Recklinghausen einzusteigen.
Normalerweise nehme ich ab Wanne-Eickel den Regional-Express 2 in Richtung Osnabrück und steige in Recklinghausen aus. Oder ich fahre mit der S-Bahn-Linie 2 ohne Umstieg durch, direkt von Dortmund bis nach Recklinghausen. Doch der Ausbau der A43 sorgt für eine massive Sperrung zwischen Dülmen und Recklinghausen-Süd. Bis zum 1. September fährt so gut wie kein Zug Recklinghausen an.
Auf Nummer sicher gehen und Puffer einplanen
Ich bin eine Nahverkehrs-Veteranin. In Ermangelung eines Autos sind Bus, Bahn und Co. „daily business“. Schließlich lebe ich in Dortmund, arbeite aber in der Festspielstadt.
Weil ich nach all den Jahren ohne fahrbaren Untersatz ein Lied von Verspätungen, Gleiswechseln und anderen Erschwernissen singen kann, habe ich mich an diesem Tag für eine frühe Verbindung entschieden. Im Zweifelsfall habe ich somit einen halbstündigen Puffer, um pünktlich zum Arbeitsbeginn um 10 Uhr in der Redaktion zu erscheinen.
Nun stehe ich auf dem Gleis in Dortmund und steige um kurz vor halb 9 in die Bahn. Die ist erstaunlich leer für einen Wochentag. Luxus: Die Vierer-Sitzgruppe habe ich für mich allein.
Warum sich keine Fahrgäste in den Gängen knubbeln oder zumindest die Plätze gut belegt sind, kann ich nur mutmaßen. Eventuell ist der große Schwung an Berufspendlern bereits abgeflaut. Schließlich startet für viele der Arbeitstag zwischen 8 und 9 Uhr oder noch früher.
So oder so, ich kann es mir für (hoffentlich nur) 22 Minuten gemütlich machen. Ein wenig Anspannung fährt jedoch mit. Meine Augen schweifen regelmäßig hoch zur Anzeige, die über Uhrzeit, Haltestellen und eventuelle Verspätungen informiert. Alles so, wie es sein soll. Zumindest bis jetzt.

Nervosität: Wo startet der Bus?
Der Zug trifft wie geplant um 8.55 Uhr am Wanne-Eickeler Bahnhof ein. Nun steht an, was meinen Puls auf Reisen für gewöhnlich in die Höhe schnellen lässt: pünktlich den Anschluss erreichen. Sieben Minuten – der Schienenersatzverkehr fährt um 9.02 Uhr ab – habe ich dafür Zeit.
Gewöhnlich reicht das. Doch von wo der Ersatzverkehr starten soll, weiß ich bislang nicht. Ich hoffe darauf, dass mir entweder Schilder oder, so wie aktuell am Recklinghäuser Hauptbahnhof, Mitarbeiter von Zuginfo.NRW den Weg weisen.
Personal ist weit und breit nicht in Sicht. Das lilafarbene Schild mit entsprechendem Symbol zeigt mir, wo es lang geht. Es deutet nach rechts. Erstmal also auf den Bahnhofsvorplatz.
Das Problem: Dort tummeln sich eine Vielzahl von Bushaltestellen. Welche ist die Richtige? Auf der digitalen Infotafel wird der Ersatz-Bus nicht angezeigt. Ich werde tatsächlich nervös. Wo muss ich hin?
Ich erinnere mich an das lilafarbene Schild und halte mich in Ermangelung eines besseren Plans weiter nach rechts. Die richtige Entscheidung, denn nach wenigen Metern erreiche ich die Haltestelle und warte dort mit zehn anderen Reisenden auf den Bus mit der Aufschrift „RE 2“ in Fahrtrichtung Dülmen.

Anders kann man es nicht sagen: Die befürchtete Odyssee bleibt an diesem Morgen aus. Punktgenau steige ich in den Bus. Voll ist auch dieser nicht.
Und wenn alles so reibungslos funktioniert, kann ich Fahrten mit Bus und Bahn viel abgewinnen. So genieße ich den Blick aus dem Fenster, die Sommersonne scheint mittlerweile vom Himmel. Die Halde Hoheward zieht an mir vorbei. Pünktlich verlasse ich um 9.27 Uhr am Recklinghäuser Hauptbahnhof den Bus. Ich habe 20 Minuten länger gebraucht als mit der herkömmlichen Verbindung. Und nun? Ab zur Arbeit.
Bahnsperrung zwischen Dülmen und Recklinghausen-Süd: Ab Freitag geht (fast) nichts mehr
Bahnsperrung in Recklinghausen: Wie komme ich nun von A nach B?: Das sind die Alternativen
„Oh Gott, es fährt keine Bahn?“: Hauptbahnhof Recklinghausen zwei Wochen gesperrt