Prozess nach Eklat um Anwalt ohne Zulassung Einbrecher unter Druck – „Dann machte es Bumm“

„Dann machte es Bumm“: Serieneinbrecher gerät unter Druck
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Im „Wiederholungs-Prozess“ nach einem Eklat um einen Dortmunder Rechtsanwalt bläst einem Serieneinbrecher (41) aus Recklinghausen Gegenwind ins Gesicht. Ein Ex-Bekannter erhob jetzt am Bochumer Landgericht schwere Vorwürfe. Am Ende könnte das für den Angeklagten bittere Konsequenzen haben.

Seit November 2022 verhandelt die 9. Strafkammer erneut gegen den vielfach vorbestraften Straftäter. Es geht um eine nächtliche Einbruch- und Überfallserie im Raum Recklinghausen. Eines der Hauptopfer: eine heute 92 Jahre alte Dame, die bei einem Einbruch in ihre Parterrewohnung im Süden von Recklinghausen mit Reizgas besprüht worden war.

Anwältin feierte mit Kussmund-Selfie

Ein erstes Urteil über neuneinhalb Jahre Haft hatte der Bundesgerichtshof (BGH) aufgehoben, weil bei der Verkündung am 10. Dezember 2021 ein Dortmunder Jurist neben dem Einbrecher gesessen hatte, der verheimlicht hatte, dass ihm kurz zuvor seine Anwaltszulassung entzogen worden war. Ein absoluter Revisionsgrund.

Die Dortmunder Ex-Kanzleikollegin des „Anwalts“ hatte die so beim BGH erzwungene Prozesswiederholung in den sozialen Medien mit Kussmund-Selfie und Sekt-Emoji gefeiert. Die Bochumer Justiz fühlte sich brüskiert.

Gesamtstrafe könnte anschwellen

Dass die Staatsanwaltschaft bei der Prozess-Neuauflage jetzt auch noch bislang unverhandelte Vorfälle (darunter Sprengungen von Zigarettenautomaten) mitangeklagt hat, hat den Druck auf den Serieneinbrecher massiv erhöht.

Denn: Ein Nachweis weiterer Taten könnte am Ende seine Strafe von neuneinhalb Jahren sogar noch in den zweistelligen Bereich anschwellen lassen. Die von dem Angeklagten und der Verteidigung im Vorfeld als Erfolg gefeierte Prozess-Neuauflage könnte am Ende zu einer empfindlichen Niederlage führen.

Ein Zeuge erinnerte sich jetzt, dass der Angeklagte ihn bei einer Spritztour mit einem Sportwagen durch Recklinghausen-Hochlarmark um einen plötzlichen Stopp gebeten habe. „Er stieg aus, ging um die Ecke. Dann machte es Bumm“, so der Zeuge. Danach habe es nur geheimnisvoll geheißen: „Fahr‘ weiter.“ Eine Automatensprengung?

Der Serieneinbrecher, der zeitweise bei ihm als Untermieter gewohnt habe, soll nach Angaben des Zeugen irgendwann mit „Batzen von Bargeld“ erschienen sein und auch ihn mehrfach aufgefordert haben, „ein Ding mit ihm zu drehen“. Nach einem Juweliereinbruch habe ihm der 41-Jährige eine Tasche prallvoll mit Schmuck gezeigt und erklärt: „Wärst Du dabei gewesen, hätte ich das Doppelte rausholen können.“

Der Serieneinbrecher hat schon mehr als zehn Jahre im Gefängnis gesessen. Nach Angaben eines Polizisten soll er angeblich auch für ein Angeber-Foto schon einmal in einer Wanne voll mit Beute-Gold gebadet haben. Der Prozess wird fortgesetzt.

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