Leon Siebel ist an diesem Dienstagnachmittag (16.1.) ein bisschen aufgeregt. Die Presse schneit schließlich nicht ständig vorbei. Der 25-Jährige arbeitet als stellvertretender Leiter der Dortmunder Pottsalat-Filiale an der B1. Leon bittet zum Gespräch ins Büro. Er freut sich, dass seine Meinung gefragt ist.
Es geht natürlich um Hans-Christian Limmer – inzwischen ehemaliger Investor des Essener Lieferdienstes Pottsalat. Das ist der Mann, der mit anderen zu einem Treffen im November in Potsdam eingeladen haben soll, bei dem AfD-Politiker, Rechtsextreme und Unternehmer zusammengekommen waren. Bei dem Treffen soll über eine Art Masterplan für massenhafte Abschiebungen gesprochen worden sein, wie das Recherchekollektiv Correctiv enthüllte.
Als Limmers Rolle bei dem Treffen bekannt wurde, trennten sich Pottsalat und die Burger-Kette „Hans im Glück“, bei der Limmer Mitgesellschafter war, umgehend von dem Unternehmer.
Froh über Trennung
Leon Siebel, der seit Anfang 2021 in der Dortmunder Pottsalat-Filiale beschäftigt ist, hatte dessen Namen zuvor noch nie gehört. „Ich habe über Instagram davon erfahren und war sehr überrascht. Ich kannte Herrn Limmer nicht und habe grob nachgeschlagen, wer das ist. Aber ich will damit auch gar nichts zu tun haben.“
Der 25-Jährige stellt klar, dass rechtsextremes Gedankengut nicht mit den Werten bei Pottsalat in Einklang zu bringen sei. „Nazis sind uns fern. Das passt hier gar nicht rein. Bei uns im Laden arbeiten Menschen unterschiedlicher Nationalitäten zusammen. Wir sind offen gegenüber anderen Menschen.“
Das internationale Speiseangebot bei Pottsalat spiegele dies wider, ergänzt Leon. „Hier ist nur wichtig, ob du nett bist und arbeiten kannst. Herkunft, Hautfarbe, Geschlecht oder sexuelle Orientierung sind egal. Ich kenne die Geschäftsführung recht gut. Bei uns möchte niemand Rechtsextremen eine Stimme geben.“

Über die Trennung von Hans-Christian Limmer sagt Leon: „Wir im Kollegenkreis sind happy, dass er weg ist.“
Die schnelle Reaktion von Pottsalat sieht er positiv und lobt das Instagram-Posting des Lieferdienstes, in dem dieser die Trennung von Limmer bekannt gab und sich ausdrücklich von Fremdenfeindlichkeit und Rechtsextremismus distanzierte.
Einige Kommentare zu dem Instagram-Beitrag, unter dem Nutzer teils sehr harsche Kritik an Pottsalat geäußert hatten, gingen ihm zu weit. „Ich finde, die Trennung und Distanzierung von Herrn Limmer reichen aus. Das Insta-Posting finde ich genau richtig“, sagt Leon.
Gespräche im Team
Im Team der Dortmunder Filiale sei der Vorgang durchaus besprochen worden. „Ich wurde von Kolleginnen und Kollegen mit Migrationshintergrund darauf angesprochen. Ich habe versucht zu erklären, worum es geht und dass Herr Limmer nur ein Investor war.“ Die Mitarbeiter in der Filiale „stehen voll zum Team“, betont Leon. Im Kontakt mit Kunden sei er bislang nicht auf das Thema angesprochen worden.
Auf die Frage, wie es sich für ihn anfühle, wenn rechtsextremes Gedankengut mit seiner Arbeitsstelle in Verbindung gebracht werde, sagt er: „Ich stehe mit meinem Gesicht für unseren Laden und hatte danach ein sehr komisches Gefühl. Man fühlt sich dann fehl am Platz.“
Umso mehr bedeutete ihm der „offene Umgang“ des Unternehmens mit der ganzen Sache. „Dafür hätte ich mir mehr Zuspruch aus der Öffentlichkeit erhofft.“
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