Dortmund: Mutmaßliche Besetzer der Reinoldikirche vor Gericht.

© Martin von Braunschweig

Rechtsextreme besetzen Reinoldikirche: „Ein massiver Eingriff“

rnNeonazis angeklagt

Mehr als fünf Jahre nach der Besetzung der Reinoldikirche stehen fünf Rechtsextreme vor Gericht. Eine Seniorin (83) schildert, wie sie die Besetzung erlebte.

Dortmund

, 12.04.2022, 17:36 Uhr / Lesedauer: 2 min

Am Abend des 16. Dezember 2016 war in der Reinoldikirche gerade ein kurzer Gottesdienst zu Ende gegangen, als sich eine Besuchergruppe anstellte, um den Kirchturm zu besteigen.

Eine heute 83-jährige Rentnerin reihte sich hinter einer Gruppe jüngerer Männer ein, die in Begleitung einer Frau waren. Sie ahnte nicht, was gleich passieren sollte.

Kaum wurde die Tür zum Treppenhaus geöffnet, stürmte die Gruppe los. „Vor mir wurde die Tür dann wieder verschlossen“, erinnerte sich die 83-Jährige am Dienstag in ihrer Zeugenaussage am Amtsgericht.

Vorfall ereignete sich Ende 2016

Nachdem ein Kirchenmitarbeiter die Blockade gelöst hatte, indem er eine von innen eingeklemmte Gehhilfe entfernte, löste sich das Problem aber immer noch nicht. Denn auch die obere Tür zur Aussichtsplattform war verschlossen - mit einer Schraube, die durch das Schloss gesteckt worden war.

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An jenem Abend sollen die vier Männer und eine Frau, die jetzt vor Gericht stehen, hoch über dem Dortmunder Weihnachtsmarkt Bengalos angezündet und ein islamfeindliches Transparent entrollt haben. Währenddessen, so die Anklageschrift, sollen drei Komplizen unter den Weihnachtsmarktbesuchern Flugblätter verteilt haben.

Weiterer Prozess geplant

Gegen diese drei Männer - darunter auch der frühere Dortmunder Feuerwehrchef Klaus Schäfer - soll später in einem gesonderten Prozess wegen Beihilfe verhandelt werden.

Welche Strafe den jetzt angeklagten Personen mehr als fünf Jahre nach dem Vorfall drohen, ist unklar. Keiner will sich vor Gericht zu den Vorwürfen äußern und mit einem möglichen Geständnis Pluspunkte sammeln.

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Der Vorstoß des Verteidigers eines 30-jährigen Mannes, das Verfahren gegen „geeignete Auflagen“ einzustellen, wurde jedoch von der Staatsanwaltschaft vehement abgeblockt.

Einstellung des Verfahrens abgelehnt

Auch die Reinoldi-Pfarrerin Susanne Karmeier lehnte den Vorschlag des gleichen Anwalts ab, ihren damaligen Strafantrag zurückzuziehen. „Für uns war das ein massiver Eingriff in unser Hausrecht“, sagte sie. Die Anklage wegen Hausfriedensbruchs und Nötigung halte sie daher für gerechtfertigt.

Für den mit 24 Jahren jüngsten Angeklagten spielt der Ausgang dieses Verfahrens dagegen so gut wie keine Rolle. Er ist erst im Februar von einem Landgericht in Niedersachsen wegen Raubes zu sieben Jahren und zwei Monaten Haft verurteilt worden.

Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig, weil der Angeklagte Revision eingelegt hat. Das Verfahren wegen der Kirchenbesetzung wird nach Ostern fortgesetzt.

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