Reaktionen auf EDG-Korruptionsskandal: „Schäbig und im Kern asozial“

© Frauke Schumann

Reaktionen auf EDG-Korruptionsskandal: „Schäbig und im Kern asozial“

rnBetriebsrat-Chef festgenommen

Der Betriebsrats-Chef der EDG soll sich an der Vergabe von Arbeitsplätzen bereichert haben. Dortmunds Lokalpolitik ist darüber entsetzt. Der Skandal hat derweil eine erste Konsequenz.

Dortmund

, 20.02.2022, 18:20 Uhr / Lesedauer: 2 min

Es ist vermutlich einer der größeren Skandale der jüngeren Dortmunder Geschichte: Dem Betriebsratsvorsitzenden der Entsorgung Dortmund (EDG) Marzouk C. wird vorgeworfen, an der Vergabe von Arbeitsplätzen verdient zu haben.

Dafür sollen „Summen zwischen 3000 und 5000 Euro“ zwischen ihm und Jobsuchenden verabredet worden sein, so Staatsanwalt Henner Kruse. C. wurde am Donnerstag (17.2.) bei einer Geldübergabe von den Behörden auf frischer Tat ertappt, kurzzeitig sogar festgenommen. Die Ermittlungen laufen.

Stadt will Untersuchung einleiten

Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) forderte am Sonntag die „maximale Aufklärung aller Sachverhalte rund um diese schwerwiegenden Vorwürfe“.

Als Eigentümer der EDG werde die Stadt Dortmund das Verfahren der Staatsanwaltschaft „mit einer neutralen Compliance-Untersuchung im Unternehmen begleiten“. „Compliance“ umschreibt in der Wirtschaftssprache die Regeltreue von Unternehmen, Managern und Arbeitnehmern.

Jetzt lesen

„Wir müssen alle, die in der EDG einen hervorragenden Job machen, und auch das gesamte Unternehmen vor weiteren Schäden schützen“, so der OB.

„Ungeheuerlicher Vorgang“, „schäbig“

Die Dortmunder Lokalpolitik zeigte sich am Wochenende entsetzt über die Korruptionsvorwürfe: Der Fraktionsvorsitzende der Ratsfraktion „FDP/Bürgerliste“ Michael Kauch forderte „politische Konsequenzen“ für C. – den Rücktritt vom Vorsitz des Dortmunder Integrationsrates, den C. zu diesem Zeitpunkt noch innehatte.

Die Aufsichtsräte der kommunalen Unternehmen sollten sich außerdem mit der Prävention von Korruption befassen, denn die dürfe „im städtischen Konzern keinen Platz haben“.

Ingrid Reuter und Uli Langhorst von der Grünen-Ratsfraktion verwiesen auch auf laufende Verfahren und die Unschuldsvermutung. Sollten sich die Vorwürfe allerdings bewahrheiten, wäre das ein „ungeheuerlicher Vorgang“.

Jetzt lesen

CDU-Fraktionsvorsitzender Jendrick Suck sagte, dass es bedauerlich sei, „dass die EDG Dortmund als städtische Tochter derart in negative Schlagzeilen gerät“. Um Schaden von der Stadt abzuwenden, solle C. nicht den Vorsitz des Integrationsrates wahrnehmen – „solange die Ermittlungen laufen“.

Dortmunds CDU-Vorsitzender Sascha Mader fand deutlichere Worte. Menschen im Bewerbungsprozess auszunutzen, sei „schäbig und im Kern asozial“, erklärte er am Samstag. Marzouk C. habe der Sozialdemokratie damit einen Schaden zugefügt, die Dortmunder SPD „muss jetzt handeln“, um Schlimmeres zu verhindern.

Rücktritt vom Integrationsrats-Vorsitz

Das tat die SPD: Am späten Sonntagnachmittag teilte Geschäftsführerin Christa Becker-Lettow per Mail mit, dass man Marzouk C. zum Rücktritt vom Integrationsrats-Vorsitz aufgefordert habe, um Schaden von Stadt und Partei abzuwenden. Den habe er dann am Sonntag schriftlich erklärt.

Jetzt lesen

Die Vorwürfe seien – „sollten sich die Vorwürfe bestätigen“ – nicht mit den Werten und der Politik vereinbar, hieß es von der SPD. Zu dem laufenden Korruptions-Verfahren wollte sich die Partei nicht äußern.

Die EDG selbst hatte bereits am Freitag über ihren Pressesprecher Matthias Kienitz erklärt, sich wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens und der so lang geltenden Unschuldsvermutung nicht äußern zu wollen. Die EDG-Angestellten wurden in einem internen Schreiben, das unserer Redaktion vorliegt, dazu aufgefordert, sich nicht an „Spekulationen zu beteiligen“.

Marzouk C. war am Wochenende für unsere Redaktion telefonisch nicht zu erreichen, auf Anfragen reagierte er nicht.