Durch den Nordausgang raus aus dem Hauptbahnhof, am Busbahnhof vorbei, über die Steinstraße. Dann beginnt ein Park, benannt nach Alt-OB Dietrich Keuning. Er ist berüchtigt. Aber warum?
Das hier ist auf den ersten Blick ein Rückzugsort für die Nordstadt-Bewohner, mit einem Spielplatz, zwei modernen Sportplätzen und einer Skaterhalle.
Hier befinden sich das Dietrich-Keuning-Haus, die Musikschule und das Nordbad, es gibt zwei Kindertagesstätten. Ein Ort, wie ihn jeder Stadtteil gebrauchen kann, besonders die Nordstadt.
Doch der Park kann seine Funktion nur bedingt erfüllen.
Florierender Drogen-Markt
Hier floriert seit Jahren der Markt für illegale Drogen, die hier so einfach zu bekommen sind wie nirgendwo sonst. Durch den Park laufen, ohne auf das Interesse nach Marihuana oder Kokain angesprochen zu werden, ist kaum möglich.
Eine Person, die regelmäßig aus einem Geschäft in der Nähe das Geschehen im Park beobachtet, schildert den Ablauf. Die Kleindealer werden aus vorfahrenden Autos heraus mit kleineren Mengen Drogen versorgt.
Das Geld gehe dann zurück an die Drahtzieher. Das Risiko, erwischt zu werden, tragen die Männer im Park – in der überwiegenden Mehrheit Schwarze.
Kein „nachhaltiger Erfolg“
Polizeipräsident Gregor Lange sagt über die bisherige Arbeit, dass sie zwar Verbesserungen gebracht habe, „nachhaltiger Erfolg“ aber bisher ausgeblieben sei. Im Vergleich zu 2019 sind bestimmte Straftaten häufiger registriert worden.
Deshalb hat er die Videobeobachtung angeordnet. Seit Montag (6.3.) sind die Kameras an vier Standorten in Betrieb und filmen den Park ab, der mehrere Eingänge von Leopoldstraße, Steinstraße, Mallinckrodtstraße und Zimmerstraße hat. Die Linienstraße liegt nur wenige Meter entfernt.
Der mobile Videocontainer steht noch nicht. Die passende Stromversorgung fehlt laut Polizei noch. Die Anwohner sind am Montag mit Infozetteln über die Maßnahme informiert worden.
Es ist vergleichsweise ruhig im Keuning-Park an diesem ersten Nachmittag unter Beobachtung. Eine Schulklasse steht vor dem Nordbad, andere Kinder sind gerade auf dem Nachhauseweg.
Stamm-Gäste im Park
Am Nordbad sitzt eine Gruppe von Menschen, sie rauchen und trinken Bier, zwischen ihnen läuft ein Kleinkind umher. Jeder halbwegs regelmäßige Schwimmbad-Gast kennt dieses Stamm-Klientel im Keuning-Park.
Die potenziellen Dealer sind hier am helllichten Tag nicht zu sehen. In einer Ecke sitzt ein Mann. Als er den das Umfeld filmenden Journalisten sieht, ruft er diesem etwas über die Wiese nach, dann verlässt er den Park schnellen Schrittes. Später kommt er zurück.
Die Menschen im Umfeld des Parks nehmen die neue Stufe der Polizeiarbeit eher gleichgültig zur Kenntnis. „Wenn hier eine Kamera hängt und einige Meter weiter da vorne nicht, dann weiß ich doch was passiert“, sagt ein Geschäftsmann.
Er glaubt, dass sich an den Strukturen nicht viel ändern wird – außer, dass sich die Probleme an eine andere Stelle verlagern.
Scharfe Kritik
Es gibt auch scharfe Kritik an der Videobeobachtung. Diese formuliert auf Twitter etwa der „Solidaritätskreis Mouhamed“, der sich gegen Polizeirepression in Dortmund einsetzt.
„Videoüberwachung führt höchstens zu einer Verdrängung von Kriminalität an andere Orte“, heißt es dort. Mögliche Ausweichziele werden mit dem Blücherpark oder dem Nordmarkt auch genannt.
Der Vergleich mit 2019 sei „wenig aussagekräftig“. Zudem handele es sich bei den meisten registrierten Straftaten um Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, ein „Kontrolldelikt“. Die Polizei selbst gibt an, dass deren Zahl mit höheren Kontrolldruck wächst.
Polizeipräsident ordnet drastischen Schritt an: Dortmunder Park wird bald mit Kameras überwacht
Beobachtung rund um die Uhr: Kameras lösen die Probleme im Keuning-Park nur oberflächlich
2 Männer schlagen auf 17-Jährigen ein: Helfer wird mit Pfefferspray besprüht
Mann flieht im Auto vor der Polizei: Darin liegen Drogen und eine Fahrschul-Anmeldung
Brutaler Schlag ins Gesicht: Tätergruppe attackiert zwei Dortmunder in der Nordstadt