
© Jörg Bauerfeld
Radhaus Gerhardy in Aplerbeck verkauft 80 Prozent E-Bikes
Wirtschaft in Dortmund
Klaus Gerhardy, Inhaber von Radhaus Gerhardy, kann sich nur noch wundern über die Anzahl seiner verkauften E-Bikes. Die aus dem Supermarkt seien nicht nur schlecht, aber es gibt Nachteile.
So einen Boom hat die Fahrradbranche wohl noch nie erlebt. War das Radfahren schon vor der Corona-Krise auf dem aufsteigenden Ast, ging es in eben dieser ganz steil nach oben.
Vor allem der Wechsel zum E-Bike sorgte für enorme Zuwächse im Fahrradgeschäft. Klaus Gerhardy, Inhaber von Radhaus Gerhardy in Aplerbeck und Obermeister der Zweiradmechaniker-Innung, kann sich nur noch wundern.
Hohe Nachfrage durch Corona
„Die Frequenz zum Elektrorad ist hoch. Bei uns verkaufen wir zurzeit über 80 Prozent E-Bikes“, sagt Gerhardy. Aber auch das normale Rad findet nach wie vor seine Liebhaber. „Gerade im Mountainbike- und Citybike-Bereich ist das Geschäft nach wie vor gut“, so der Zweiradfachmann.

Rund 2500 Euro muss der Kunde im Fachhandel für ein Einsteiger-E-Bike einplanen. © Jörg Bauerfeld
Dabei, so Gerhardy, habe Corona natürlich auch seinen Teil zu der hohen Nachfrage an Zweirädern beigetragen. Volle Busse, Maskenpflicht, die Angst, sich dabei mit dem Coronavirus anzustecken – das habe den Fahrradhändlern schon in die Karten gespielt.
„Und viele haben sich dann doch überlegt, sie könnten kurze und mittlere Strecken mit einem Rad zurücklegen. Vor allem mit einem E-Bike“, sagt Gerhardy.
Wertige Kinderräder sind im Trend
Aber auch bei den Kinderrädern steigt der Absatz. „Hier geht der Trend zu einem wertigen, leichten Kinderrad“, so Gerhardy. Sicherheit und Stabilität würden auch in diesem Bereich eine große Rolle spielen. Gerade im Fachhandel würde viel Wert auf Qualität gelegt.
„In Deutschland werden im Jahr 4,1 Millionen Fahrräder verkauft. Das ist schon nicht wenig. Es ist ein Wachstumsmarkt“, sagt Gerhardy.
Nur, was muss man für ein „normales“ Rad im Fachhandel heute ausgeben? Im Radhaus Gerhardy geht es ab 700 bis 800 Euro los. „Aber es kommt dabei natürlich extrem auf das Einsatzgebiet ab. Wie weit fahre ich, wie viel fahre ich? Davon hängt die technische Ausrüstung eines Rades ab.“
Das E-Bike gibt’s ab 2500 Euro
Wichtig sei, ein Fahrrad anzupassen. Größe, Sitzhaltung, das alles müsse man bedenken. „Hat jemand Probleme mit dem Rücken, muss er anders sitzen als jemand, der keine Probleme damit hat“, sagt Gerhardy.
Und wie sieht es bei einem E-Bike aus? Genau so, nur der Preis ist um einiges höher. Im Radhaus Gerhardy an der Köln-Berliner-Straße ist man ab 2500 Euro dabei – Preise nach oben offen. Dazu kommt die Wartung, die aufwendiger ist als bei einem „normalen“ Rad.
„Ein neues Rad muss passen“, so Gerhardy. Die gesamte Verarbeitung müsse vernünftig sein. Ebenso der Motor. Und ganz wichtig die Akkus. „Und am Ende muss es auch gefallen.“
Probleme bei Fehlern in der Elektronik
Aber was hält ein Fachhändler von einem E-Bike aus dem Supermarkt? „Ich kann grundsätzlich nicht sagen, dass alles, was günstig ist, auch schlecht ist.“ E-Bikes sollten für alle zugänglich sein, und wenn man nur 1200 Euro für ein Rad ausgeben könne, dann sei das eben so.
Gibt es bei den günstigen Rädern Nachteile? Ja, die große Problematik sei das elektronische System. „Wenn da etwas dran ist, kann ich den Leuten gar nicht helfen. Dafür bekommen wir keine Ersatzteile. Dann müssten wir flicken, der Kunde verliert die Gewährleistung“, sagt Klaus Gerhardy.
Kein Ende des Booms in Sicht
Daher würden viele Fachhändler solche Fahrräder nicht mehr zu Reparatur annehmen. Wobei das bei einigen Händlern aufgrund der Auslastung ohnehin schwierig sei. Bei einigen herrsche bereits ein Neukunden-Stopp.
Und wo geht es hin mit dem Fahrradhandel? Wohl weiter nach oben. Denn allein die Wartezeiten auf bestimmte E-Bikes, die manchmal einige Monate betragen, zeigen, dass zumindest im Moment kein Ende des Booms in Sicht ist.
Jörg Bauerfeld, Redakteur, berichtet hauptsächlich in Wort, Bild und Ton aus dem Dortmunder Süden.
