Die Geschichte der großen Radwege-Projekte in Dortmund ist eine Geschichte von Verspätungen. Das gilt - wieder einmal- auch für den Hoech-Hafenbahn-Weg, besser bekannt als Gartenstadt-Radweg - und die Verlängerung des sogenannten Bananen-Radweges von der Klönnestraße bis zur Weißenburger Straße.
Für den Hoesch-Hafenbahn-Weg, dessen Bau ursprünglich schon 2016 beginnen sollte, wurde nach mehrfachen Verschiebungen zuletzt im vergangenen Herbst ein Baustart in diesem Frühjahr avisiert. Doch auch daraus ist mal wieder nichts geworden, wie der Blick auf die Schottertrasse vor Ort zeigt. Es soll sich aber nur um eine Verschiebung um wenige Monate handeln, versichern die Planer vom zuständigen Regionalverband Ruhr (RVR).
Über den Stand der Planung informierten sie am Mittwoch (14.6.) bei einem „Runden Tisch“, der regelmäßig zu dem Projekt tagt. Hier erklärte Projektleiter Dominik Kilimann auch die erneute Verzögerung. Denn es gibt viele komplexe Themen, die vor dem Baustart abzuarbeiten sind. Zuletzt war es der Naturschutz-Ausgleich, über den man sich mit dem städtischen Umweltamt einig werden musste. Denn auch, wenn es bei einem Radweg prinzipiell um ein nachhaltiges Projekt geht, kommt man um einen Ausgleich für gefällte Bäume nicht herum. Nötig ist dazu ein „Landschaftspflegerischer Begleitplan“.
Der Ausgleich für gerodetes Grün wird teilweise vor Ort geschaffen. Man hat sich jetzt aber auch darauf geeinigt, dass der RVR einen finanziellen Ausgleich auf ein Ökokonto der eigenen Tochter „Ruhrgrün“ leisten kann. Das könnte auch als Muster für die weiteren Baulose gelten und bei der weiteren Planung Zeit sparen, ist Kilimann optimistisch.
Mit dem städtischen Tiefbauamt hat man sich zudem darauf verständigt, mit Leerrohren die Voraussetzung für eine später mögliche Beleuchtung des gesamten Radwegs zu schaffen - zunächst für den ersten Bauabschnitt.
Aufteilung in drei Baulose
Der erste Bauabschnitt, der über 3,9 Kilometer vom Phoenix-See bis zur Paderborner Straße in Körne reicht, ist in drei Baulose aufgeteilt. Das erste Baulos macht genau ein Drittel der Strecke, nämlich 1,3 Kilometer, aus und reicht von der Kohlensiepenstraße in Schüren bis zur Max-Eyth-Straße in der Gartenstadt.
Die technische Planung ist vollendet. Bis Ende dieses Monats soll der Bauauftrag ausgeschrieben werden, kündigt Kilimann an. Nach Ablauf der Fristen könnte dann im August oder September tatsächlich mit dem Bau am Südende der Radwege-Trasse begonnen werden. Bis zum Frühjahr 2024 könnte der erste Abschnitt dann fertig sein.
Direkt im Anschluss soll es mit dem zweiten Baulos zwischen Max-Eyth-Straße und Am Zehnthof weitergehen. Auch hier ist mit einem Jahr Bauzeit - also bis Ende 2024 - zu rechnen. Parallel dazu soll der Neubau der Eisenbahnbrücke am Massener Weg anlaufen. Hier überquert die Trasse der S-Bahn Linie 4 den künftigen Hoesch-Hafenbahn-Weg. Die Brücke ist allerdings sanierungsbedürftig.
Sie gehört der Deutschen Bahn, die Kosten für den Neubau müssen allerdings vom RVR übernommen werden. Ein Förderantrag für den Brückenneubau wurde im April bei der Bezirksregierung Arnsberg gestellt, berichtet Kilimann. Und es sind auch schon die Planungsunterlagen beim zuständigen Eisenbahn-Bundesamt eingereicht.

Die Hoffnung ist, dass die Eisenbahn-Brücke zwischen November 2023 und Dezember 2024 neu gebaut werden kann. Dazu ist auf jeden Fall eine Sperrung der S-Bahn Linie S4 nötig, wobei es für den Zeitraum der Fußball-Europameisterschaft im Juni und Juli nächsten Jahres eine Sperrpause geben soll.
Das letzte Teilstück des ersten Bauabschnitts bis zur Paderborner Straße soll dann 2025 vollendet werden. Hier soll dann ein neuer Finanzierungstopf des Verkehrsministeriums genutzt werden. Denn die bisherige Finanzierung aus Wirtschaftsförderungsmitteln läuft aus. Auch für den zweiten Bauabschnitt, der von der Paderborner Straße bis zur Brackeler Straße führen soll, muss deshalb die Finanzierung neu geschnürt werden. Der schon erteilte Bewilligungsbescheid über 6,8 Millionen Euro wird zurückgezogen.

Die Hoffnung, dass Mittel aus dem Verkehrsetat in ähnlicher Höhe fließen, ist aber groß. Im Gespräch mit der Bezirksregierung und den Ministerien sei auch die touristische Bedeutung der geplanten Verbindung betont worden, berichtet. Kilimann. Denn der Hoesch-Hafenbahn-Weg kreuzt sich mit der Route Industriekultur per Rad und dem künftigen Radschnellweg Ruhr.
Der zweite Bauabschnitt, der zeitlich noch nicht näher terminiert ist, ist besonders teuer, weil auf dem 1,5 Kilometer langen Abschnitt in Dammlage vier Brücken saniert oder komplett erneuert werden müssen, unter anderem über den Körner Hellweg und die Hannöversche Straße. Bis Jahresende sollen verschiedene Fachgutachten in Auftrag gegeben und die bisherige Planung überarbeitet werden. Dann kann auch ein neuer Fördermittel-Antrag gestellt werden.
Aktuell gilt aber die Konzentration dem Start des ersten Bauabschnitts in diesem Herbst. „Wir sind da sehr zuversichtlich“, sagt Kilimann.
Radweg lässt auf sich warten
Immerhin ist der RVR in Sachen verspätete Rad-Projekte in guter Gesellschaft.
Erneut verzögert hat sich auch die Verlängerung des sogenannten Bananen- Radwegs über die Klönnestraße hinaus bis zur Weißenburger Straße in Regie des städtischen Grünflächenamtes. Auch hier gab es immer wieder neue Starttermine. Im Herbst vergangenen Jahres wurde dann nach der Rodung mit der Aufbereitung der Trasse begonnen.

Allerdings ist man nicht wie erhofft bis zum Frühjahr dieses Jahres fertig geworden. Als Grund werden Arbeiten an Fernwärmeleitungen genannt. Jetzt soll es aber bald weitergehen unter anderem mit der Asphaltierung der Trasse und der Rampen sowie der Möblierung mit Bänken, Fahrradständern und Abfallkörben. Neues Ziel für die Fertigstellung ist Anfang September dieses Jahres.
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