
© Felix Guth
Querdenker laufen durch Dortmund – obwohl die Polizei sie stoppen wollte
Innenstadt
Die Polizei Dortmund hatte angekündigt, Protest-„Spaziergänge“ von Menschen aus der Querdenker-Szene streng unterbinden zu wollen. In der Umsetzung stellte sich das als schwierig heraus.
Wenige Stunden vor einer Querdenker-Demonstration in Dortmund hatte die Polizei eine bemerkenswerte Ankündigung verschickt. Die „Spaziergänge“ der Gruppierung würden als nicht angemeldete politische Versammlung bewertet. Demnach seien die Treffen aufzulösen, wer teilnehme, müsse mit einer Anzeige rechnen.
Rund 70 Personen liefen aber am Montag (20.12.) dennoch fast eineinhalb Stunden über den Wall, durch den Stadtgarten und über die Kleppingstraße. Erst gegen 19.30 Uhr wurde ein Teil der Gruppe am Stadtgarten festgesetzt und mit Platzverweisen bedacht.
Polizei setzt nur einen Teil der Gruppe fest
Viele andere hatten sich zu diesem Zeitpunkt schon in der Innenstadt verteilt. Auffällig: Wenn es zum Kontakt mit der Polizei kam, gab es erstaunlich viele Teilnehmer, die auf einmal doch nicht mehr zur großen Gruppe gehören wollten.
Die Polizistinnen und Polizisten unternahmen mehrere Versuche, den „Spaziergang“ zu stoppen. Dabei gerieten sie aber immer wieder in unnötige Diskussionen mit den Teilnehmenden.
Diese hatten sich vorher in Telegram-Gruppen über das Verhalten abgestimmt. „Wir sind gerne an der frischen Luft, das ist nicht politisch“, sagte eine Teilnehmerin den vorgegebenen Standard-Satz, nachdem sie bei Temperaturen um den Gefrierpunkt eine Stunde durch die Abgase am Wall gelaufen war.
Gleichzeitig wurde das Verhalten der Polizisten als „Faschismus“ bezeichnet, die Corona-Maßnahmen seien ohnehin Willkür. Einige Teilnehmende erschienen mit Kindern.
Nach außen gaben sich die Querdenker bürgerlich, sie verzichteten auf Parolen. Immer wieder waren aber absurde Corona-Theorien zu hören sowie verächtliche Sprüche über Polizei, Politik und Medien.
Gruppe geht einfach weiter, als die Polizei sie festsetzen will
Unter den Teilnehmern waren auch Vertreter rechtsextremer Parteien.
Andere versuchten, mit den zusehends genervten Polizisten zu diskutieren oder sie körperlich zu provozieren. Es blieb friedlich.
Auf dem Platz der alten Synagoge vor dem Stadttheater entschied die Einsatzleitung, die „Spaziergänger“ zusammenzuführen, um Personalien aufzunehmen.
Dies misslang, denn die Gruppe ging einfach weiter. Aufgehalten wurden sie von den Polizistinnen und Polizisten nicht. Das hat man auf Demonstrationen in Dortmund auch schon anders gesehen.
Seit 2010 Redakteur in Dortmund, davor im Sport- und Nachrichtengeschäft im gesamten Ruhrgebiet aktiv, Studienabschluss an der Ruhr-Universität Bochum. Ohne Ressortgrenzen immer auf der Suche nach den großen und kleinen Dingen, die Dortmund zu der Stadt machen, die sie ist.
