
Prozess wird im September wieder neu aufgerollt
Filmender Frauenarzt
Genau zweieinhalb Jahre nach dem geplatzten Prozess gegen den filmenden Frauenarzt wird der Fall vor dem Dortmunder Landgericht wieder verhandelt werden.
Der inzwischen 58 Jahre alte Gynäkologe soll weit mehr als 100 Patentinnen mindestens ein- oder mehrfach im Genitalbeich gefilmt, beziehungsweise fotografiert haben während der Untersuchungen in seiner früheren Praxis. Die zur Anklage stehenden Vorwürfe gegen den Mediziner, der damals direkt nach der Beschlagnahmung von Beweismaterial durch die Polizei seine Approbation verlor, stammen bereits aus dem Jahr 2012.
Am 7. März 2016 stand der Gynäkologe zuletzt vor Gericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm sexuellen Missbrauch in über 50 Fällen und das heimliche Aufnehmen von Frauen im Genitalbereich während der Untersuchungen vor. Die Polizei hatte vor genau sechs Jahren, im Juli 2012, Film- und Fotomaterial ab dem Zeitraum Herbst 2010 beschlagnahmt. Von 113 geschädigten Patientinnen des heimlich fimenden Arztes stellten nahezu alle Strafantrag.
Neues Gutachten in Auftrag gegeben
Am 30. Dezember 2015 war der ursprüngliche Prozessauftakt. An bisher fünf Verhandlungstagen war damals der Angeklagte weit entfernt von einem Geständnis.
Der damalige Gutachter wurde am fünften Prozesstag auf Antrag der Verteidigung des Mediziners als befangen abgelehnt. Vor Gericht hatte der Sachversändige gesagt, dass er in seinem Gutachten versucht habe, eine Grundlage für die Anklage zu finden. Über diese Aussage hatte damals auch der Richter den Kopf geschüttelt.
Es wurde ein neues Gutachten in Auftrag gegeben, das der neue Sachverständige nach mehreren Fristaufschiebungen endlich im Dezember 2017 vorlegte. Das Gutachten wurde nicht zum Vorwurf der heimlichen Filmaufnahmen eingeholt, sondern soll klären, ob die Untersuchungsmethoden dem wissenschaftlichen Stand entsprachen.
Ulrike Böhm-Heffels wurde 1956 in Dortmund geboren. Sie ist seit 1976 journalistisch für die Ruhr Nachrichten tätig. Zu ihren Schwerpunkten zählen gesundheitspolitische Berichterstattung, soziale Themen, aber auch gastronomische.