Dortmund macht ein Leuchtturmprojekt gegen Gewalt an Schulen zukunftsfähig

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Dortmund macht ein Leuchtturmprojekt gegen Gewalt an Schulen zukunftsfähig

rnGewalt an Schulen

Mobbing und körperliche Gewalt sind ständige Themen an Schulen. In Dortmund gibt es ein Modell-Projekt, mit dem Lehrer und Polizisten sensibilisiert werden sollen.

Nette

, 20.02.2020, 05:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Das Ausgrenzungs-Spiel ist schnell erklärt. „Zwei Schüler werden aus dem Raum geschickt, die übrigen in drei Gruppen unterteilt“, sagt Marita Schielke, Sozialpädagogin am Heinrich-Heine-Gymnasium (HHG) in Nette. „Dann kommt einer der Schüler wieder herein.“

Er soll versuchen, Anschluss zu finden. Die erste Gruppe ignoriert ihn, die zweite schubst ihn weg und die dritte beleidigt ihn. Ein Spiel, das die Schüler nachempfinden lassen soll, wie sich Mobbing-Opfer fühlen. Ein Spiel, das Marita Schielke Lehrern beibringt.

Die HHG-Sozialpädagogin ist Moderatorin des Gewaltpräventions-Projektes „Wir für uns“. Sie bildet Dortmunder Lehrer, Sozialarbeiter und Jugendkontakt-Beamten der Polizei fort, gibt ihnen Strategien an die Hand, mit Gewalt an Schulen und unter Jugendlichen besser umzugehen. Im Regierungsbezirk Arnsberg ist das ein bislang einzigartiges Konzept.

Schüler und Lehrer müssen es nachfühlen können

Kriminalhauptkommissar Joachim Splittgerber hat das Projekt 2004 gemeinsam mit dem Jugendamt und dem Dortmunder Kompetenzteam für Lehrerfortbildung ins Leben gerufen.

„Wir wollten die Lehrer zu Multiplikatoren ausbilden, die Gewaltpräventions-Strategien in ihre Klasse tragen“, erklärt Joachim Splittgerber. Und die lernen sie in den Fortbildungen mit Marita Schielke.

Am Mittwoch (19.2.) wurde die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Unterzeichner waren Polizeipräsident Gregor Lange (vorne v.l.), Schulamtsdirektorin Anja Kästner und Schul- und Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger. HHG-Schulleiterin Susanne Köhnen (hinten 2.v.l.) freute sich als Ausrichterin der Unterzeichnung mit den Verantwortlichen.

Am Mittwoch (19.2.) wurde die Kooperationsvereinbarung unterzeichnet. Unterzeichner waren Polizeipräsident Gregor Lange (vorne v.l.), Schulamtsdirektorin Anja Kästner und Schul- und Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger. HHG-Schulleiterin Susanne Köhnen (hinten 2.v.l.) freute sich als Ausrichterin der Unterzeichnung mit allen Beteiligten. © Carolin West

„Es geht oft um Empathie, um das Nachfühlen“, sagt sie. „Im Rahmen der Fortbildung können sich Lehrer beispielsweise in die Mobbing-Opferrolle hineinversetzen und dasselbe Spiel mit ihren Schülern durchführen.“

Doch es geht nicht nur um psychische Gewalt. „Als Lehrer wird man auf Wissensvermittlung vorbereitet“, sagt Stefanie Marek, Sonderpädagigin an der Paul-Dohrmann-Schule. „Aber wir lernen nicht, was man tut, wenn sich Schüler kloppen.“

Kooperationsvereinbarung sichert die Zukunft

Stefanie Marek ist Teil des Kompetenzteams und arbeitet mit Marita Schielke zusammen. Ursprünglich war sie selbst Teilnehmerin der Fortbildung. „Und das hat mir wirklich extrem geholfen“, sagt sie.

Bislang war das Projekt allerdings nur lose organisiert. Eine Kooperationsvereinbarung der drei Partner, Schul- und Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger, Polizeipräsident Gregor Lange und Schulamtsdirektorin Anja Kästner, soll das Projekt zukunftssicher machen.

Bislang sind die Lehrer meist von weiterführenden Schulen. „Wir möchten das Projekt aber schnellstmöglich für Grundschulen anpassen“, sagt Anja Kästner.

Dann soll „Wir für uns“ auch regelmäßiger stattfinden. Ein positiver Effekt der Vereinbarung, den Daniela Schneckenburger begrüßt.

„Es geht um das Wohl des einzelnen Kindes – wir erreichen so noch mehr.“ Und Gregor Lange fügt hinzu: „Wir müssen am Anfang gut sein, damit wir hinterher nicht zu viel reparieren müssen.“