
© Peter Scheel-Scheebaum
Dortmunder Problemhaus: Investor sauer über geplatztes Wohnprojekt
Denkmalschutz
Das Dortmunder Problemhaus könnte schon längst saniert sein und obendrein einen Anbau haben. Doch die Pläne platzten 2016. Der gescheiterte Investor ist immer noch wütend und erhebt schwere Vorwürfe.
Seit Jahren gammelt das über 100 Jahre alte Wohn- und Geschäftshaus vor sich hin. Schon lange wohnt hier niemand mehr, stattdessen toben sich immer wieder Vandalen aus.
Der zunehmende Verfall der Immobilie an der Provinzialstraße 171 in Lütgendortmund ärgert nicht nur die Bezirksvertretung (BV) Lütgendortmund, die dringend die Verwaltung in der Pflicht sieht. Auch der gescheiterte Investor Peter Scheel-Scheerbaum ist noch immer frustriert. Denn seine Sanierungs- und Anbau-Pläne sind 2016 gescheitert. Er erhebt schwere Vorwürfe gegenüber der Stadt: „Die Behörde hat die Entwicklung und Sanierung des Gebäudes aktiv verhindert.“
Peter Scheel-Scheerbaum berichtet, dass er im Januar 2016 mit Dirk Sander und Sinan Asani die „ASS Projektgesellschaft GmbH“ gegründet habe, um das Gebäude an der Provinzialstraße zu entwickeln. „Der Kauf war so gut wie abgeschlossen. Die Finanzierung stand.“
Ein Architekturbüro habe bis November 2016 die ersten Pläne gefertigt. „Das bestehende Gebäude sollte in seiner Form erhalten bleiben und durch einen Anbau ergänzt werden“, so Scheel-Scheerbaum.
Betreutes Wohnen
Ziel sei gewesen, das Gebäude altengerecht zu sanieren und den Neubau entsprechend zu gestalten. „Gespräche mit dem Seniorenheim auf der gegenüberliegenden Seite wurden schon geführt, um auch betreutes Wohnen zu ermöglichen.“
Weil das Gebäude unter Denkmalschutz steht, habe man mehrere Termine mit der Denkmalbehörde vereinbart, so der Ex-Investor. „Das Gebäude war damals schon sehr zerfallen, Fenster aus unterschiedlichen Materialien waren verbaut.“ Innen seien Grundrisse verändert worden. „Das Gebäude befand sich hier nicht mehr im Originalzustand“, schreibt Scheel-Scheerbaum.
Die Pläne der „ASS Projektgesellschaft GmbH“ hätten unter anderem vorgesehen, die Fenster original nachzubauen. „Als Holzrahmen-Sprossen-Konstruktion, was sehr aufwendig gewesen wäre“, so der Unternehmer. Man wäre bereit gewesen, alle Kunststoff- und alle verrotteten Holzfenster entsprechend zu ersetzen. Im hinteren Teil des Gebäudes habe man wie im Anbau einen Fahrstuhl mit neuem Treppenhaus vorgesehen.
Kein Fahrstuhl
Letztlich habe die Denkmalbehörde alle Vorhaben abgelehnt: „Das Treppenhaus sollte in seiner alten Form bleiben. Die alten, verfaulten Fenster sollten einzeln aufbereitet werden und zudem den aktuellen Wärmeschutz-Standard erfüllen.“ Technisch und vor allem finanziell sei dies nicht zu realisieren gewesen, so Scheel-Scheerbaum. Auch die Grundrisse habe man nicht verändern dürfen, ebenso sei der Fahrstuhl nicht genehmigt worden.
Man habe die Denkmalbehörde daraufhin gewesen, dass diese Anforderungen kein Bauherr erfüllen könne und das Gebäude dann wohl eines Tages abgerissen werden müsse. Diese Argumentation habe aber niemanden interessiert, so Peter Scheel-Scheerbaum.

Neben der Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes war auch ein viergeschossiger Anbau geplant, hier sollte unter anderem betreutes Wohnen realisiert werden. © Scheel-Scheerbaum
„Wir haben schließlich Abstand zu dem Projekt nehmen müssen. Schade, denn wir haben viel Geld und Zeit investiert, um hier eine schöne Ecke zu gestalten.“
„Stadt keine Bauverhinderin“
Stadtsprecher Christian Schön weist die Vorwürfe zurück: „Gerade an diesem Objekt lässt sich sehr gut dokumentieren, dass die Denkmalbehörde definitiv keine Bauverhinderin ist, sondern im Gegenteil mit viel Knowhow Bauherren konstruktiv zur Seite steht“, schreibt er auf Anfrage und betont: „Denkmalschutz ist keine Option, sondern ein klares Gesetz, das sich nicht umgehen lässt.“
Die Denkmalbehörde bereite zu diesem Thema eine Stellungnahme für die Bezirksvertretung vor. Grund ist ihr Antrag, in dem sie die Stadt auffordert, die Immobilie dem jetzigen Eigentümer abzukaufen, um sie an einen potenten Interessenten zu veräußern.
Da die Politik in diesem Fall das Recht der ersten Antwort hat, könne man die Stellungnahme dieser Redaktion vorab nicht zur Verfügung stellen, so Schön.
1968 geboren und seit über 20 Jahren Redakteurin bei Lensing Media. Zuständig für den Dortmunder Westen mit seinen Stadtbezirken Lütgendortmund, Mengede und Huckarde sowie für die Stadt Castrop-Rauxel.
