Ringen um DEW-Chefin für Topjob bei DSW21 Wie weit gehen OB Westphal und die SPD für ihre Kandidatin?

DEW-Chefin als Topmanagerin bei DSW? OB muss Zugeständnisse machen
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Am 31. Mai räumt DSW21-Chef Guntram Pehlke seinen Schreibtisch und verabschiedet sich vom Vorstandsvorsitz des Stadt-Konzerns. Es gilt, einen der lukrativsten und einflussreichsten Posten in Dortmund neu zu besetzen. Geht es nach OB Thomas Westphal, in Personalunion Aufsichtsratsvorsitzender bei DSW21, steht die Nachfolge fest: Westphal (SPD) möchte Heike Heim von der Spitze des Dortmunder Energieversorgers DEW21 auf den Chefsessel der Dortmunder Stadtwerke (DSW21) heben.

Die Frage ist: Wie will der OB bei der Wahl im Rat der Stadt die notwendigen Stimmen organisieren? Die Spitzen der SPD-Rathausfraktion hat er auf die parteilose Kandidatin eingeschworen. Doch das reicht nicht.

Die SPD ist zwar stärkste Fraktion im Rat und hat auch das Vorschlagsrecht für die Besetzung des DSW21-Postens. Trotzdem benötigt sie Unterstützung aus dem Lager von Grün-Schwarz.

SPD braucht Hilfe der Grünen

Ein pikanter Plan, schließlich haben sich die Grünen und die CDU zu einer „Projektpartnerschaft“ verbunden. Die CDU aber fällt als Stimmengeberin aus: Sie hat früh klargemacht, dass sie die Kandidatin nicht mittragen werde – und diese Haltung inzwischen zementiert.

Ihre Versuche, die SPD bei den laufenden Verhandlungen mit Alternativ-Angeboten zum Umsteuern zu bewegen, sind bislang gescheitert.

Dabei soll nach Informationen dieser Redaktion der Vorschlag auf den Tisch gekommen sein, anstelle der DEW-Chefin den aktuellen Finanzvorstand von DSW21, einen SPD-Mann, an die Spitze des Stadtkonzerns zu befördern. Im Gegenzug, so die Idee, könnten die Grünen das frei werdende Finanzressort von DSW21 besetzen. Folge: Die Grünen wären erstmals mit einem Kandidaten ihrer Couleur im vierköpfigen DSW21-Vorstand vertreten.

DEW-Chefin Heike Heim (Archivbilder, Montage).
DEW-Chefin Heike Heim (Archivbilder, Montage). © Schumann/Menne (A); C: Ruhland

Doch daraus wird nichts. Die SPD-Unterhändler fegten den Vorschlag eilig von der Tischplatte. OB Westphal, der selbst nicht an den Verhandlungen teilnimmt, aber im Hintergrund die Fäden zieht, bleibt seiner Kandidatin treu und will sie durchboxen.

Die Konsequenz: Da die CDU bei ihrem „Nein“ zu Heike Heim bleibt, konzentrieren sich die SPD-Unterhändler nun auf die Grünen. Sind dort Stimmen für die Kandidatin zu holen? Der Preis dafür könnte hoch sein, wie jemand aus dem erweiterten Umfeld der Verhandlungsführer die Lage einschätzt.

"Grüne strotzen vor Kraft"

Dabei drängt die Zeit. Anfang Juni, zumindest da sind sich die drei größten Ratsfraktionen einig, soll der Schreibtisch von Noch-DSW21-Chef Pehlke wieder besetzt sein. Zumal OB Westphal seine Kandidatin ursprünglich bereits im Februar vom Rat wählen lassen wollte, das Vorhaben wegen fehlender Mehrheiten aber wieder fallen ließ. Trotz zahllosem Hin und Her und vielen bilateralen Runden ist der Durchbruch noch immer ausgeblieben.

Tatsächlich konzentrieren sich die SPD-Verhandlungsführer nun auf die Grünen als mögliche Stimmgeber für die Wahl von Heike Heim. Doch die machen der SPD deutlich: ‚Okay, sprechen können wir. Aber zum Nulltarif sind wir nicht zu haben. „Die Grünen strotzen vor Kraft“, sagen Beobachter.

Aus der Ratswahl im September 2020 als zweitgrößte Fraktion hervorgegangen, sind die Grünen nun entschlossen, ihren Machtanspruch auch personell zu verankern. Auch sie möchten nun Schlüsselpositionen in den kommunalen Unternehmen mit Kandidaten der eigenen Farben besetzen. Das wurde einmal mehr beim jüngsten Stellenpoker vor wenigen Tagen deutlich.

DSW21-Topmanager Guntram Pehlke.
DSW21-Topmanager Guntram Pehlke. © Archiv

Die Grünen möchten Zugeständnisse von der SPD. Dazu gehört, das Vorschlagsrecht für die Besetzung der DEW-Spitze zu bekommen, falls Heike Heim in die DSW21-Zentrale an der Deggingstraße wechselt. Gleichzeitig fällt ihr Blick auf die Dogewo, die als kommunales Wohnungsunternehmen bei DSW21 angedockt ist.

Auch bei dessen Führung möchten die Grünen das Sagen haben, wenn der Vertrag des amtierenden Dogewo-Geschäftsführers Klaus Graniki (SPD) im September 2025 ausläuft. Für die SPD wäre das ein herber Einschnitt: Sie sieht den (öffentlich geförderten) Wohnungsbau als ihre ureigene Domäne und war jahrelang der entscheidende Player bei der personellen Besetzung der Dogewo-Spitze.

Künftig zwei Dogewo-Chefs?

Wie zu erfahren war, soll die SPD bereit sein, den Grünen in dieser Frage entgegenzukommen und in den sauren Apfel zu beißen. Zumindest teilweise: Die SPD-Unterhändler boten den Grünen an, Dogewo künftig mit einer Doppelspitze aus einem SPD- und einem Grünen-Gesandten zu besetzen.

Umgekehrt müssten die Grünen aber bereit sein, schon jetzt die Zusage zu machen, dass der Posten des Kämmerers in der Stadtverwaltung auch nach der nächsten Kommunalwahl in SPD-Hand bleibe.

Beobachter weisen aber darauf hin, dass eine Zusage zum jetzigen Zeitpunkt gar nicht tragen könne. Es sei nicht opportun, einem kommenden Rat vorzugreifen und rund zwei Jahre im Voraus Nägel mit Köpfen zu machen. Erst recht, da Jörg Stüdemann (SPD) als amtierender Kämmerer Ende September 2025 fast zeitgleich mit der Kommunal- und Ratswahl in den Ruhestand geht.

Beendet ist der Posten-Poker nicht, auch die jüngste Runde hat keinen Durchbruch gebracht. So bleibt aktuell offen, ob die Grünen bereit sind, die Angebote anzunehmen und SPD-Kandidatin Heim zur Wahl verhelfen. Wie zu erfahren war, wollen sich die rot-grünen Unterhändler in Kürze erneut zusammensetzen. „Bis zur Ratssitzung im März muss die Personalie klar sein“, sagen Beobachter.

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