Politischer Antrag sorgte für Empörung Ordnungskräfte sollen Praktikum als Obdachloser machen

Antrag sorgte für Empörung: Pflichtpraktikum als obdachloser Mensch
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Der Antrag las sich zwar wie Satire, hatte aber einen ernsten Hintergrund. Doch sein skurriler Inhalt und die abwegige Forderung sorgten für Empörung und Ablehnung in der jüngsten Sitzung des Dortmunder Bürgerdienste-Ausschusses (9.5.).

„Die Fraktion“ der Satirepartei Die Partei forderte ein mindestens einwöchiges Pflichtpraktikum als obdachloser Mensch für Mitarbeiter des Ordnungsamtes. Gemäß dem Motto „Fit für die Straße“ sollten Aufgaben bewältigt werden, wie zum Beispiel „mindestens 50 Euro ‚erschnorren‘“ und „einmal unter freiem Himmel übernachten“. Zur detaillierten Ausarbeitung der Aufgaben sollte ein Masterplan mit Namen „KOT“ (Kommunales Ordnungstraining“) erstellt werden.

Man wolle keinesfalls das Ordnungsamt lächerlich machen, betonte Katharina Diwisch (Die Fraktion), sondern den Mitarbeitern eine „neue Perspektive“ eröffnen und sie neben Recht und Ordnung auch in Empathie schulen. Vor dem Hintergrund der Krönung in England erwähnte Diwisch: „Auch Prince William hat in London schon eine Nacht im Freien übernachtet“.

Unter Sarkasmus abgebucht

Rechtsdezernent Norbert Dahmen verwahrte sich dagegen, „dass die Mitarbeiter des Ordnungsamtes in dieser Form diskreditiert werden“ und erinnerte daran, dass in diesem Jahr bereits zwei Mitarbeiter im Dienst verletzt worden seien.

Fatma Karacakurtoglu (Die Linke+) verbuchte den Antrag unter Sarkasmus, sah den Vorschlag aber für Ratsmitglieder oder zumindest für Mitglieder des Ausschusses als sinnvoll an: „Ich bin immer dafür, dass man Erfahrungen sammelt, damit man weiß, worüber man spricht.“

Sie enthielt sich der Stimme. Von den übrigen Fraktionen kam Ablehnung. Benjamin Beckmann (Grüne) erklärte in Richtung Die Fraktion, mit solch einem Antrag erzeuge man „Ablehnung, die man gar nicht haben möchte.“

Mehr Gepäck-Schließfächer

Dennoch wurde etwas im Sinne der Obdachlosen auf den Weg gebracht. Die Grünen stellten den Antrag, mehr Gepäck-Schließfächer für Menschen auf der Straße zur Verfügung zu stellen. Menschen ohne Wohnung seien häufig Opfer von Diebstählen. Zudem könnten persönliche Angelegenheiten wie die Wohnungs- oder Arbeitssuche besser geregelt werden, wenn das Gepäck an einem sicheren Ort untergebracht sei, argumentierte Benjamin Beckmann. Mit dieser Maßnahme wollten die Grünen auch „gezielt das Ordnungsamt und die EDG entlasten, die wegen des Entsorgens von Habseligkeiten von wohnungslosen Menschen erheblich in der Kritik stehen.“

Der Ausschuss beschloss, die Verwaltung möge den Vorschlag prüfen und im Sozialausschuss berichten.

Außerdem stellten die Grünen der Verwaltung kritische Fragen zur Effizienz des Weckdienstes für Obdachlose, der seit einem Jahr läuft, und zu Platzverweisen gegenüber obdachlosen Personen. Antworten soll es in der nächsten Sitzung geben.

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