Hermann Badings Leben endete jäh. Der junge Mann starb zusammen mit neun weiteren Dortmunder Bürgern am 3. Juli 1866 im heutigen Tschechien. Bei der Schlacht bei Königgrätz kämpften die Dortmunder in der preußischen Armee gegen die Truppen des Kaiserreichs Österreich. Zu ihrem Gedenken ließ ihre Heimatstadt 1869 ein Denkmal errichten: einen schlafenden Löwen aus bronziertem Eisen.
Über 150 Jahre später hat der gut zwei Meter große Löwe eine Odyssee vom Königswall über das Westentor bis in den Westpark hinter sich. Laut Stadt ist er das älteste noch existierende Denkmal Dortmunds - und beschäftigt die Stadtverwaltung häufiger, als ihr lieb ist.
Der Grund: Immer wieder wird er von Unbekannten mit Farbe beschmiert. Aktuell ist es ein Mix aus glitzerndem Gold, Grün, Rot und Blau, inklusive zweier großer Yin-und-Yang-Symbole. Jacques Heinrich Toussaint, Leiter der städtischen Abteilung „Kunst im öffentlichen Raum“, spricht davon, dass der Löwe „seit Jahren regelmäßig Ziel von Vandalismus“ werde.
Da der Löwe denkmalgeschützt ist, ist die Stadt als Eigentümerin gesetzlich verpflichtet, ihn instand zu halten und Beschädigungen zu entfernen. Und so gab sie Ende 2022 die Reinigung des Denkmals in Auftrag. Die Kosten für den Restaurator: 6200 Euro netto.

Das ärgert Friedrich Fuß. „Das ist das dritte Mal, dass wir das Denkmal für viel Geld restaurieren“, sagt der Bezirksbürgermeister der Innenstadt-West. Besonders gut erinnert er sich an die Instandsetzung 2017. Davor sei er ein beliebtes Ziel für Drogendealer gewesen: „In den Ritzen des Sockels haben die ihr Gift versteckt.“
Dabei habe man versucht, das Denkmal vor einer erneuten Verschandelung zu bewahren, erinnert sich Fuß: Einmal habe die Bezirksvertretung beschlossen, eine Art Beet aus dornigen Pflanzen rund um den Löwen anzulegen, quasi als Anti-Graffiti-Schutzwall. Doch das habe nicht funktioniert.
Fuß: Restaurierung macht keinen Sinn
Deshalb ist Fuß mittlerweile dafür, den Löwen aus dem Westpark zu entfernen. „Es macht keinen Sinn, hier mehr als 6000 Euro auszugeben, nur um eine freie Fläche für erneute Graffiti zu schaffen“, sagt er.
Komplett verschwinden lassen will Fuß den Löwen jedoch nicht. Er plädiert für einen Umzug. Ein denkbarer Standort sei das Westentor, wo der Löwe schon einmal zwischen 1914 und 1952 schlief - „da ist die soziale Kontrolle größer“, findet Fuß.
Umzug in den Westfalenpark?
Oder man denke noch etwas größer und verpflanze den Löwen in den Westfalenpark. Dort könne man einen „Skulpturenpark für ausgediente Denkmäler anlegen, den Sachen huldigen, die nicht mehr zeitgemäß sind“, sagt Fuß. Ein Denkmal im Geiste des deutschen Nationalismus des 19. Jahrhunderts wie der Westpark-Löwe, das laut Sockel-Inschrift dem „Heldentod für König und Vaterland“ huldige, wäre für Fuß ein passendes erstes Exponat.
Noch bleibt etwas Zeit, über Fuß‘ Umzugspläne nachzudenken: Bis der Löwe im Westpark restauriert wird, dauert es ein paar Monate. „Die Restaurierung im Freien kann nur unter bestimmten Feuchtigkeits- und Temperaturbedingungen erfolgen, so dass die Restaurierung je nach Verfügbarkeit des Restaurators im Frühjahr erfolgen wird“, sagt der städtische Denkmalverantwortliche Toussaint.
- Laut Stadt kommt es jedes Jahr in Dortmund zu „unzähligen kleineren Vandalismusfällen“ durch Graffiti, Aufkleber oder kleinere Schmierereien - eine Statistik dazu werde nicht geführt. 2022 gab es an drei Denkmälern derart schweren Vandalismus, dass ein Restaurator beauftragt werden musste.
- Der spektakulärste Fall betraf das Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Hohensyburg, dessen Sockel durch einen antifaschistischen Schriftzug beschädigt wurde. Die Verantwortlichen wurden bis heute nicht ermittelt.
- Die Aufklärungsquote bei Vandalismus-Fällen geht laut Polizei „gegen Null“, da die Taten oft erst zu spät bemerkt werden und es keine Zeugen gibt.
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