Die Landschaft am nordöstlichen Rand von Groppenbruch hat einen hohen ökologischen Wert. Mehrere Hundert Pflanzen- und Tierarten sind hier heimisch. © Stephan Schütze (A)
Bezirksvertretung
Politik berät – Naturschutz sagt „Nein“ zum Gewerbegebiet Groppenbruch
Mehr als acht Jahre ruhen die Planungen für ein Gewerbegebiet in Groppenbruch. Nun steht das Natur-Areal erneut auf der Tagesordnung der Politik. Naturschutzverbände haben eine klare Meinung.
Einige Jahre lag es – im sprichwörtlichen Sinn – unter dem Radar. Nun rückt es wieder in den Blickpunkt: das Gewerbegebiet Groppenbruch. Anlass ist die Aufstellung des Regionalplans, konkret: des Teilplans Regionale Kooperationsstandorte.
Am Mittwoch (3.2.) ist die 31 Hektar große Fläche Thema in der Bezirksvertretung Mengede. Das Areal liegt zwischen der Straße Königsheide im Norden, der Halde Groppenbruch im Westen und dem bestehenden Gewerbegebiet Achenbach auf Lüner Seite der Stadtgrenze im Osten.
Planungsrechtlich weisen sowohl der Gebietsentwicklungsplan als auch der Flächennutzungsplan die Fläche schon jetzt als Gewerbegebiet aus. 2012 ergab eine Machbarkeitsstudie allerdings, dass die Erschließungskosten die zu erzielenden Marktpreise übersteigen würden.
Stadt will Flächennachfrage und Marktpreise erneut prüfen
Weil die Entwicklung als unwirtschaftlich galt, beschloss damals der Dortmunder Rat, die Entwicklung zurückzustellen. Gleichwohl hielt er an der planerischen Option eines Gewerbegebiets fest.
„Eine Prüfung der Machbarkeit unter aktuellen Rahmenbedingungen (z.B. Flächennachfrage, Marktpreise) steht aus“, erklärt Planungsdezernent Ludger Wilde vorbehaltlich der politischen Beratung in einer Stellungnahme an den Regionalverband. Gebe die Stadt die Nutzung als Gewerbegebiet auf, solle eine flexible Änderung des Regionalplans möglich sein.
Ein klares Nein zum geplanten Gewerbestandort Groppenbruch formuliert der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND). „Die Naturschutzverbände lehnen die Bebauung aus ökologischen Gründen ab und fordern die Darstellung als ‚Bereich zum Schutz der Natur‘, schreibt Thomas Quittek in einer Presseinformation.
Blick von der Halde „Groppenbruch“ auf Brambauer: Der Naturraum ist planerisch ein mögliches Gewerbegebiet. © Irene Steiner (A)
Aus der Sicht der Verbände bestehe Zweifel an der Umsetzung einer gewerblich-industriellen Nutzung des Standortes. Sie verweisen auf den Ratsbeschluss von 2012. „Die Stadt Dortmund hat die Fläche zwar noch nicht aus dem Flächennutzungsplan gestrichen, gleichwohl findet sich derzeit keine Mehrheit für die Entwicklung dieser Fläche als Gewerbegebiet.“
Öffentliche SitzungSchule und VerkehrDie Bezirksvertretung Mengede kommt am Mittwoch (3.2.) zu ihrer dritten Sitzung zusammen. Sie beginnt um 16 Uhr.Corona bedingt treffen sich die Politiker erneut im Kulturzentrum Saalbau am Markt. Die Sitzung ist öffentlich.Auf der Tagesordnung stehen unter anderem ein Spielraum- und Freiflächenkonzept für Bodelschwingh/Westerfilde und die Schulplanung. In gleich mehreren Anträgen geht es um die Verkehrssicherheit in Nette.
„Stadt erkennt ökologischen Wert offensichtlich an“
Quittek verweist darauf, dass etliche Umweltgutachten gegen die Ausweisung der Fläche als Gewerbegebiet sprechen. Die Umweltprüfung für den Standort prognostiziere voraussichtlich erhebliche Auswirkungen auf Naturschutzgebiet, klimatische und lufthygienische Ausgleichsräume und Kulturlandschaft.
Positiv sehen die Verbände, „dass die Stadt in ihrer Stellungnahme den ökologischen Wert dieses Gebietes jetzt offensichtlich anerkennt, indem sie weitergehende Umweltgutachten fordert“.
Laut Beschlussvorlage für die Bezirksvertretung, den Rat und seine Ausschüsse regt die Stadt eine Umweltprüfung für die gesamte Fläche an. Bislang gibt es die nur für einen kleinen Teil. Die Prüfung soll die Schutzgüter aktuell bewerten – insbesondere hinsichtlich der Nähe zu drei Naturschutzgebieten.
Die Stadt wünscht ferner eine Überprüfung des Areals auf schutzwürdige Böden. Außerdem verweist sie auf „die im Rahmen des Klimawandels zu erwartende deutliche Steigerung von heißen Tagen über 30 Grad“. Die „Fläche Groppenbruch“ habe eine sehr hohe klimaökologische Bedeutung.
Verbände möchten „Bereich zum Schutz der Natur“
Schon im Februar 2019 hatten die Naturschutzverbände ihre Bedenken formuliert und statt eines Gewerbegebiets im Regionalplan einen „Bereich zum Schutz der Natur“ (BSN) auszuweisen. Sie schlagen vor, das Naturschutzgebiet Groppenbruch um diese Fläche zu vergrößern und mit den Naturschutzgebieten Im Siesack und Herrentheyer Wald zu vernetzen.
Die „Fläche Groppenbruch“ grenzt unmittelbar an Naturschutzgebiete: östlich an den Herrentheyer Bach, westlich an das Naturschutzgebiet Groppenbruch. © Stephan Schütze
Aus Sicht der Verbände stehen genügend Wirtschaftsflächenpotenziale zur Verfügung, darunter Westfalenhütte, Phoenix West, Kraftwerk Knepper, Technologiepark Weißes Feld, Technologieparkerweiterung Overhoffstraße, Fürst Hardenberg, Zeche Gneisenau. Dortmund habe 329 Hektar potenzielle Flächenreserven für Gewerbe und Industrie, Essen im Vergleich dazu 95 Hektar.
Die Fläche „Groppenbruch“ sei im Biotopverbundsystem des Landesumweltamtes enthalten, erklärt Thomas Quittek. „Der Entwurf des Gebietsentwicklungsplanes von 2002 sah dort einen regionalen Grünzug vor. In der Klimaanalyse Dortmund 2019 wird der Fläche eine hohe Kaltluftproduktionsrate zugeschrieben.“ Sie gelte als „regional bedeutsamer Ausgleichsraum Freiland“, der von Besiedlung und Emissionen freizuhalten sei.
Ehrenamtliche zählten 670 Pflanzenarten und 105 Vogelarten
BUND-Sprecher Quittek verweist zudem auf „umfangreiche Bestandsaufnahmen zu Pflanzen, Vogelarten, Amphibien, Reptilien und Fledermäusen“. Ehrenamtliche haben sie im Bereich Groppenbruch und einem Umkreis von zwei bis drei Kilometern vorgenommen.
„In den Jahren 1979 bis 2010 wurden 670 Pflanzenarten erfasst, von denen 129 als gefährdet oder selten einzuschätzen sind. 57 Arten sind in der Roten Liste NRW der gefährdeten und geschützten höheren Pflanzenarten aufgeführt“; heißt es in der Pressemitteilung.
In den vergngenen Jahren seien 105 Vogelarten im Landschaftsraum nachgewiesen worden. 39 Arten, darunter Feldlerche, Kiebitz und Schafstelze, stünden auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Naturschützer zählten ferner sieben Amphibien- und zwei Reptilienarten, darunter die europaweit streng geschützten Rote-Liste-Arten Geburtshelferkröte und Kreuzkröte.
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