
© Diethelm Textoris
Wander-Experte empfiehlt Fünf-Halden-Tour gegen den Corona-Blues
Coronavirus
Unser Autor Diethelm Textoris hat sich mit Hund Cooper wieder auf den Weg gemacht. Diesmal stellte er seine Fünf-Halden-Tour vor - Grenzüberschreitungen inklusive.
Wir leben in einer Kulturlandschaft, die ständigen Veränderungen unterworfen ist. Der Bergbau hat seine Spuren hinterlassen, Wasserstraßen wurden gebaut und Hochwasserrückhaltebecken ausgebaggert. Die heutige Wanderung führt uns zu den Bergen der Umgebung, die allesamt keine Naturwunder sind, sondern von Menschen erschaffen wurden.
Wie fast immer begleitet mich auch diesmal wieder „Wanderhund“ Cooper. Startpunkt ist der Kommunalfriedhof Mengede am Birkenwäldchen, das viele ältere Mengeder noch als „Mörderwäldchen“ kennen, weil dort in den 1950er-Jahren eine Mengeder Arzthelferin erdrosselt wurde.

Die Karte zeigt die 5-Halden-Tour im Bereich Mengede, Castrop-Rauxel und Waltrop. © Grafik Martin Klose
Stationskreuz der früheren Fronleichnamsprozessionen
Nach Unterquerung der Autobahn A 45 kommen wir zum Stationskreuz der früheren Fronleichnamsprozessionen, das in den vergangenen Jahren auf Initiative des Mengeder Heimatvereins erneuert wurde. Ein Schild mit einem QR-Code führt zu weiteren Informationen auf der Homepage des Vereins.
Schon bald erreichen wir das Hochwasserrückhaltebecken der Emscher in Mengede/Ickern, wo auch an diesem Tag zahlreiche Wasservögel zu beobachten sind. Rechts erhebt sich eine kleinere Halde, die nach den ersten Ausbaggerungen errichtet wurde. Da ich kein Verbotsschild sehe, nehme ich den Trampelpfad aufwärts, vorschriftsmäßig mit Cooper an der Leine.

Die Laurentius-Kapelle im Waltroper Ortsteil Leveringhausen. © Diethelm Textoris
Dass der schmale Pfad häufiger genutzt wird, zeigt der zurückgelassene Müll am Wegesrand. Von oben hätte ich eine schöne Aussicht auf die gesamte „Seenplatte“, die verhindert aber das inzwischen hochgewachsene Buschwerk. Die Halde „wegemäßig“ zu erschließen und oben einen Aussichtspunkt zu errichten, könnte eine interessante Zukunftsaufgabe sein.
Halde der Zeche Victor lieben auch die Montainbiker
Nicht weit entfernt, aber bereits auf Ickerner Gebiet, am Rande des ehemaligen Zechengebietes, liegt die Halde der Zeche Victor. Sie lässt sich auf einem breiten Weg betreten, der auch von Mountainbikern genutzt wird. Oben gehen wir über den etwa 300 Meter langen „Gipfelgrat“, bei dem die noch niedrigen Birken zwar die Aussicht erlauben, allerdings nur auf die riesigen Lagerhallen der Firma Verhoek im Industriegebiet am Rapensweg.

Auf der Halde Groppenbruch: Cooper hat sich mit einem Radfahrer angefreundet. © Diethelm Textoris
Auf der anderen Seite ist die Halde Ickern mit dem Kulturzentrum Agora, die ich diesmal auslasse. Ein gut ausgebauter Weg führt über landwirtschaftliche Flächen mit Getreide- und Maisanbaufeldern zur Laurentiuskapelle. Irgendwo auf diesem Weg haben wir die Grenze nach Waltrop überschritten und sind im Ortsteil Leveringhausen. An dem Kreuz aus Spurlatten eines inzwischen geschlossenen Bergwerks vor der Kapelle legen Herrchen und Hund nach knapp zwei Stunden die erste Pause ein, bei der sie sich einen Apfel brüderlich teilen.
Absoluter Höhepunkt der Haldentour ist die Halde Groppenbruch
Die nächsten beiden Halden liegen unmittelbar am 1899 eingeweihten Dortmund-Ems-Kanal, der hier wegen seiner Breite und der Windräder auf der gegenüberliegenden Seite dem Wanderer einen Hauch von Ostfriesland-Feeling vermittelt. Auf der Halde am „Dicken Dören“, heute noch landwirtschaftlich genutzt, plant die Stadt Waltrop, politisch umstritten, die Anlage eines Industriegebiets.

Der Dortmund-Ems-Kanal bei Leveringhausen vermittelt "Ostfriesland-Feeling". © Textoris
Absoluter Höhepunkt der Haldentour ist die Halde Groppenbruch, die durch Anschüttungen aus den Rückhaltebecken eine Höhe von gut 90 Metern erreicht. Zusammen mit einem Radfahrer, der die sportliche Herausforderung einräumt, genieße ich den phantastischen Rundblick auf die Silhouette von Dortmund, nach Mengede und auf die Halde Achenbach im Nord-Osten.
Der Rückweg führt uns zum Uferweg des Herrentheyer Baches, noch ein Stück am Kanal entlang und dann über den Mengeder Volksgarten zurück zum Ausgangspunkt.

Der Dortmund-Ems-Kanal bei Leveringhausen © Foto Textoris
Tipps zum Einkehren während der Halden-Tour
- Die Strecke ist 15 Kilometer lang und erfordert bei lockerem Tempo etwa 5 Wanderstunden. Sie kann über die Halde Achenbach um drei Kilometer verlängert werden.
- Außer den Halden noch sehenswert: die ehemalige Hahnenmühle, die Schwieringhauser Stahlfachwerkbrücke, die Denkmalschutzbedingungen erfüllt, das Obstbaumuseum an der Altmengeder Straße 119 und das denkmalgeschützte ehemalige Toilettenhaus im Volksgarten.
- Einkehrmöglichkeiten: Café Hof Emschertal, Waffelfabrik Schmidt an der Königsheide (Kaffeeautomat und Waffelverkauf), Volksgarten-Restaurant Mengede (Öffnungszeiten beachten). Bänke und Picknickmöglichkeiten befinden sich am Wege.