Pokern um höhere Preise Welche Rolle spielt DSW21 bei Krise von Bahn-Hersteller?

Poker um Preise: DSW21 hat wichtige Rolle bei Krise von Bahn-Hersteller
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Welche Rolle spielt der Großauftrag aus Dortmund bei der Insolvenz des Bahnherstellers HeiterBlick aus Leipzig? Diese Frage wirft die Leipziger Volkszeitung auf, nachdem die HeiterBlick GmbH Anfang April einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenregie gestellt hatte. DSW21 ist aktuell einer der wichtigsten Kunden des mittelständischen Bahn-Herstellers.

Im Jahr 2018 hatte DSW21 nach einer europaweiten Ausschreibung die HeiterBlick GmbH mit Bau und Lieferung von 26 Stadtbahnwagen sowie der Modernisierung von 64 Bestandsfahrzeugen beauftragt - die sogenannte B-Wagen-Flotte, die auf den Nord-Süd-Strecken in Dortmund im Einsatz ist. Später wurde der Auftrag um acht weitere Fahrzeuge erweitert - insgesamt geht es also um 34 Neufahrzeuge. 24 davon sind bereits ausgeliefert, ein altes Fahrzeug umgebaut. Zehn weitere Neufahrzeuge und der Umbau von 63 alten Fahrzeugen stehen noch aus.

Zwei Bahnen, die in Leipzig gebaut wurden, stehen nebeneinander auf Abstellgleisen auf dem Betriebshof von DSW21.
Im April 2024 ging die erste neue Stadtbahn, die in Leipzig gebaut wurde, in Dortmund auf Jungfernfahrt. © Stephan Schuetze

Die Frage ist, ob es bei den ursprünglich ausgehandelten Konditionen bleiben kann. HeiterBlick selbst nennt als Ursache für die Krise des Unternehmens vor allem Preissteigerungen als Nachwirkungen der Corona-Krise und des russischen Angriffskrieges in der Ukraine. „Im Zusammenwirken mit den aus den gestörten Lieferketten resultierenden Projektverzögerungen wurde es für das Unternehmen immer schwieriger, aus dem zum Teil vor der Krise unterzeichneten, langjährig laufenden Aufträgen eine stabile und jederzeit ausreichende Liquidität zu erwirtschaften“, teilte HeiterBlick Anfang April mit.

Eine wichtige Rolle spielt dabei wohl der Großauftrag aus Dortmund, wie die Leipziger Volkszeitung berichtet. Nach Informationen der Zeitung hätten auch gescheiterte Verhandlungen mit DSW21 zur Liquiditätslücke beigetragen. DWS21 hätte offenbar einen höheren Preis für die zu liefernden Bahnen abgelehnt.

Gespräche mit allen Kunden

Ein Sprecher von HeiterBlick bestätigt, dass es mit allen Kunden des Unternehmens Gespräche gegeben habe, um Entgegenkommen mit Blick auf die gestiegenen Preise zu erreichen. Diese Gespräche seien „unterschiedlich erfolgreich“ gewesen.

Konkrete Aussagen zu Dortmund gibt es nicht. Den Bericht der Leipziger Volkszeitung will das Unternehmen nicht kommentieren. Es fänden aber weiter Gespräche mit DSW21 statt, erklärte der Sprecher.

Auch DSW21 hatte schon Anfang April mitgeteilt, dass man „in dem nun eingeleiteten Sanierungsprozess unter besonderer Berücksichtigung der eigenen wirtschaftlichen Interessen im engen Austausch mit den Verantwortlichen von HeiterBlick und dem beauftragten Sachverwalter“ stehe. Dabei werde auch erörtert, welche konkreten Auswirkungen die Eröffnung des Eigenverwaltungsverfahrens bei HeiterBlick auf das laufende B-Wagen-Projekt habe.

Auch von DSW21 gibt es keinen weiteren Kommentar zum Bericht der Leipziger Volkszeitung. „DSW21 hat mit der Fa. Heiterblick einen gültigen Vertrag. Die Vertragsinhalte sind Gegenstand der Gespräche, die wir mit dem Unternehmen und dem eingesetzten Sachwalter führen“, heißt es auf Anfrage.

Es geht um viel Geld: DSW21 hatte den finanziellen Umfang des B-Wagen-Projekts zuletzt mit für mehr als 250 Millionen Euro angegeben. Und die Erweiterung der Fahrzeugflotte ist dringend nötig, um der schon bestehenden Nachfrage gerecht zu werden und die viel beschworene „Verkehrswende“ mit einem Ausbau des Öffentlichen Nahverkehrs voranzubringen.